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RB: Aber die
Vorstellungskraft bleibt trotzdem. Die Fantasie des Zuschauers
ist da und deshalb ist ja das große Interesse da. Sensationslust,
Voyeurismus äh war gerade in den ersten Wochen und Monaten
zu lesen als Sie mit der Show begonnen haben Frau Salesch.
Hat Sie das damals verunsichert zunächst?
BS: Äh verunsichert
ist das falsche Wort. Ich hab' mich geärgert. In der Zwischenzeit
ärgere ich mich nicht mehr. Aber als Richter hat man 'ne
ganz andere Sichtweise des Umgangs und der Kritik. Äh man
äh, bevor man etwas beurteilt oder verurteilt, informiert
man sich als wirklich sehr genau. D.h. also mit so pauschalen
Kritiken konnte ich schlecht umgehen, weil ich gedacht
habe... also was soll denn das, das stimmt doch alles gar
nicht. Es wird ein bisschen sehr schwarz/weiß gemacht.
Daran hab' ich mich gewöhnt und eben auch notfalls schwarz/weiß
zurück geschossen.
RB: Was haben
die Kollegen gesagt Herr Wetzel, als Sie gesagte haben:
"Ich verlass' euch jetzt, ich werde jetzt TV-Star!".
Haben die Kollegen Richter gesagt: Der hat'se nicht mehr
alle!!!??
UW: Nein, das
hat keiner gesagt. Also ich habe mit den Kollegen schon
im Vorfeld - auch bei mir war das ein langer Entscheidungsprozeß
bis ich mich dazu entschlossen haben - gesprochen und die
meisten, das muss ich wirklich sagen, haben mich in dieser
Entscheidung bestärkt, haben mir gesagt, das ist eine schöne
Möglichkeit zum einen mal aus dem täglichen Berufsleben
des Richters in dem man ja doch relativ äh eng eingebunden
ist, mal herauszukommen, mal in eine andere Welt zu schauen
und eben auch die Möglichkeit zu haben Justiz öffentlicher
zu machen und auch positive Dinge zu bewirken und ich glaube,
das hat sich auch nicht geändert. Ich habe heute immer
noch den einen oder anderen Kontakt zu alten Kollegen aus
Frankfurt und das ist durchaus positiv.
RB: Also wenn
wir jetzt bei der Kritik sind, da gibt's ja so 'n paar
Punkte noch. Also Gerichtsshows würden die Realität der
Justiz verzerren, in deutschen Gerichtssälen geht's gar
nicht so rau und so hart zu wie in den Fernsehshows. Warum
Herr Engeland machen Sie diese Sendung?
FE: Weil ich Geschichten
erzählen kann. Und ich finde, ich kann ganz wunderbare
Geschichten erzählen. Ich kann in diese Geschichten tatsächlich
Dinge reinpacken die ich für ganz wichtig halte, nämlich
z.B. die Frage: Wie gehen Eltern in der Scheidungssituation
mit ihren Kindern um; und das ist in Deutschland häufig
einfach ein Alptraum. Und wenn ich da 3x pro Woche den
Leuten sagen kann: so und so geht das, nicht aus den und
den Gründen, dann hoffe ich, dass es irgendwann sich mal
setzt. Oder wenn ich sage: wenn ihr jemand mit nach Hause
nehmt den ihr nicht kennt und mit dem Geschlechtsverkehr
habt, dann isses nicht nur heute nicht nur weil es Aids
gibt, sondern auch wenn man keine Unterhaltszahlungen leisten
will, vielleicht ganz einfach, indem man ein Kondom benutzt.
Ähm und es gibt so viele Themen die ich einfach, egal wie
unterhaltsam, absurd äh oder einfach auch spannend der
Fall ist, die ich einfach unterbringen kann und die ich
erzählen möchte und das tu' ich auch.
RB: Das ist ja
ein richtiger missionarischer Auftrag von dem Sie uns jetzt
berichten.
FE: Ja!!! Also ich
sehe meine, zumindest ist das was ich da leisten kann,
das tue ich gerne, ja klar.
BS: Es ist ja auch
so, dass äh die Sendungen in der Zwischenzeit durchaus
bei Gericht auch thematisiert werden. Ich weiß genau, dass
Jugendrichter z.B. wenn sie jugendliche Zeugen haben, die
kommen dann da rein und ......
RB: .... wird
Frau Herz zitiert...
BS: Sei es Frau Herz
oder ich zitiert werde, das ist völlig egal ja,... .du
kennst das doch schon von der Sendung so und so, es werden
damit auch Ängste abgebaut. Und das bisschen Kasperletheater
ja, das weiß man. Ich hab' in meinem wirklichen Leben -
trotz St. Pauli - nie so viele Dekoltées gesehen und meine
Dominas, die kamen nicht frisch von der Arbeit wie bei
mir in der Sendung.....
FE: .... aber wir
machen doch Fernsehen!!!!
BS: .... eben, eben,
das stört mich überhaupt nicht.
RB: Da sprechen
über 20 Jahre Hamburger Erfahrung, gerade....
BS: Ja, ja... Strafrecht.
RB: ... da
wir gerade bei Kasperletheater sind. Also Schauspielerin
oder ernsthafte Richterin. In wie weit sind Sie Schauspielerin
oder Richterin?
BS: Ich vergess'
nie, dass ich die Vorsitzende einer Strafkammer bin, zu
keiner Zeit!!!
RB: Könnten
Sie sich vorstellen wieder zurück zu kehren, wenn der Erfolg
denn ausbleibt? Irgendwann wird das ja mal passieren.
BS: Sicher, sicher.
Dann geht man wieder zurück oder, ich bin ja demnächst
bald 55, dann weiß ich ja nicht; mit 65 höre ich auf jeden
Fall auf - wo auch immer. Dann mach' ich was anderes.
RB: Aber die
Frag nach der Rückkehr haben Sie mir jetzt nicht beantwortet.
BS: Kann ich jederzeit
zurückkehren, ich bin ja nur beurlaubt.
RB: Aber wie
wird das gehen, da sitzt dann Frau Salesch und dann kommt's:
"...ach guck mal da, die kenn ich doch aus'm Fernsehen...."
BS: Ich glaub' in
der nächsten Sekunde würden wir Beide sehr schnell auf
den eigentlichen Fall zurück kommen. Zwei, drei nette Sprüchlein....
RB: Sie würden
mich sozusagen ganz gouvernantig dann auf die Knie bitten....
BS: Nein! Nein! Gar
nicht. Es geht aber um Ihren Fall. Sie kommen selber ganz
schnell wieder auf den Boden der Tatsachen. Oben sind keine
Scheinwerfer, so, und da liegen Ihre Strafakten....
RB: Wer schauspielert
denn mehr im Gerichtssaal, der Staatsanwalt? Der Richter?
Der Anwalt ja ohnehin.
AH: Der Angeklagte!!!
RH: Die Zeugen!
Die Zeugen!
AH: Und Sie
werden lachen, am meisten schauspielern oft die Zeugen.
Die Angeklagten sind meistens auch ehrlicher und äh offener,
aber was Zeugen...
RH: Ja weil's
ernst ist, es geht ja um vieles....
AH: .... zumal
wenn's um wenig geht. Wenn's um wenig geht sind Zeugen
ja bereit das Blaue vom Himmel zu lügen und da wird geschauspielert
endlos.
RB: Wenn wir
auch wieder gerade so beim Thema sind - wir sind jetzt
wieder in der realen Welt - wie ist das mit der Rückkehr
eigentlich. Herr Wetzel wenn Sie morgen sagen: ich hab'
da keine Lust mehr auf dieses Fernsehgeschäft, ich möchte
wieder als Richter arbeiten; in Frankfurt, Messerstescher
Aschebescher....
UW: ... und
Köbberverletzung.....
RB: .... aaha,
mussten Sie da Ihre Sprache da ein bisschen adaptieren?
UW: Es war
ein kleines Problem am Anfang. Aber ich finde so einen
kleinen Dialekt, wie Herr Hold z.B., .... ich musste dran
arbeiten, aber wir haben's dann ganz gut hingekriegt.
RB: Könnten
Sie zurückgehen?
UW: Morgen?
Ja!! Aber irgendwann gibt es eine Deadline. Also ich habe
vom Hessischen Ministerium die Zusage bis 2007 äh diese
Tätigkeit im Fernsehen zu machen und dann wird es eng.
RB: Ooh, in
2 Jahren. Aber ist so: Sie werden geliebt, Sie werden gemocht
wie nie zuvor.
UW: Och, das
haben meine Angeklagten auch getan.....
FE: Vor oder nach
dem Spruch....
UW: Wissen
Sie, wenn Sie so ein Betäubungsmittelreferat haben, da
haben Sie immer alte Bekannte, da kennt man sich und liebt
sich und .....
RB: Ulrich Wetzel,
das ist so....., das ist einfach..... Wenn ich diese Briefe,
ich hab' ein paar Ausschnitte nur: "ich hab' noch
nie so einen gutaussehenden Mann gesehen" ein Liebesbrief.....
UW: Wo haben
Sie das denn her???
RB: Das sind
Fanbriefe, richtige Briefe. So! "Aber auch als Mensch
und Mann mit den schönen dunklen Haaren find' ich Sie sehr
beeindruckend. Sie sind mein Typ durch und durch...."
UW: Aber leider
auch immer grauer werdend... |
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