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Sendung vom
19. Dezember 2005


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RB: Also ich merke, Sie sind große Fans und Anhänger des Komparsenspiels. Warum sind Komparsen die besseren Schauspieler Herr Wetzel?

UW: Jaa sie spielen natürlich keine Rolle im optimalen Fall, sondern sie spielen sich selbst. Und wenn das Casting funktioniert, wenn die Figuren typgerecht ausgewählt sind, dann sollen sie auch nicht wie ein Schauspieler agieren, sollen sich nicht in die Rolle eines anderen versetzen und diese kleinen Fehler die immer angekreidet werden in en Gerichtsshows, da stottert ja jemand und der ist ja so hölzern... ich mein, das ist die Realität!

RB: Gibt es noch mal im Alltag so Situationen wo Leute zu Ihnen kommen und sagen: "Mensch Sie haben doch gestern den Fall gehabt......"

RH: Ja, ja toll ist das. Der kommt immer wenn ich in den Laden gehe und dann ".... Sie haben doch gestern die Fall gemacht, da war doch dieser Typ, der war ja schrecklich, der ist ja über Leichen gegangen, das ist ja entsetzlich, den musste man ja geradzu scharf bestrafen..."

RB: Jaaa, es war aber nur ein netter Komparse.

AH: Da kann ich Ihnen 'ne Begegnung erzählen die auch zugleich zeigt, dass wir eben nicht immer übertreiben, sondern im Gegenteil. Es ist ja auch oft so, wir nehmen uns auch weit weit zurück weil wir vielen gar nicht senden können. Ich hatte 'ne Begegnung mit 'nem Taxifahrer, ich steig' ins Taxi ein und der dreht sich um und sagt: "Sie hatten doch vor vier Tagen diesen Fall von dem Taxifahrer dem der andere Taxifahrer hinten ins Auto gefahren ist, weil der dem die Frau ausgespannt hat." Und da hab' ich gedacht, jetzt kommt genau wieder diese Frage.... ähm sind den die Fälle, gibt's denn solche Fälle wirklich?.....
Wissen Sie was der gesagt hat? "Wissen Sie was? Das hat hinten und vorne gestimmt! Ich bin der Taxifahrer! Der ist mir nicht einmal hinten reingefahren, der hat mich den ganzen Nachmittag durch die ganze Stadt verfolgt und bei sechs verschiedenen Gelegenheiten ist der mir 6x hinten reingefahren!" .... Und jetzt kommt eben der Punkt wo wir uns oft auch zurück nehmen müssen .....

RB: ..... und hat er dem auch wirklich die Frau ausgespannt....

AH: .... ja ja... und jetzt kommt aber die traurige Wendung an der Geschichte und er sagt: " .... und er hat mich dann noch 14 Tage malträtiert und nur belästigt und als ich ihm die Polizei geschickt hab, hat er sich mit Benzin übergossen und jetzt liegt er im Koma!"
Also die Fälle im realen Leben sind leider oft viel viel krasser, oft abstruser, oft lustiger aber oft auch grausamer.

RB: Es geht ja trotzdem, wenn man sich so die Sendungen anguckt ja zwischendurch emotional hoch her bei Ihnen, ne?! Also gerade im Jugendgericht, da sind natürlich auch Typen die mal wirklich das Herz auf der Zunge tragen.... Wir haben ein paar Szenen mal zusammengeschnitten: "Die Emotionen im Gerichtssaal"

Tja, das war doch ein wunderbarer Querschnitt dessen was da passiert. Passiert das tatsächlich so, müssen Sie manchmal körperlich dazwischengehen?

BS: Ich selber bestimmt nicht....

UW: Dafür haben wir den Wachtmeister....

RB: Da kommt dann der Wachtmeister um die Ecke!

BS: Also ich hab auch im wirklichen Leben schon einen Stuhl fliegen sehen, einen Tisch fliegen sehen, so isses nicht: Also wenn man Strafrecht macht, oder wie ich in der großen Strafkammer..... da passiert schon 'n bisschen was.

RH: Ich hab' auch schon mal 'ne Kugel an mir vorbeisausen......

RB: Was haben Sie?? 'Ne Kugel an... im Gerichts...... also noch mal: Sie alle waren Richter, damit die Zuschauer das auch wirklich verstehen. Alle fünf waren Richter, d.h. es ging so emotional bei Ihnen zur Sache?

RH: Nein, da ist 'ne Schießerei im Nachbarsaal gewesen und die Kugel flog durch die Wand durch und an meinem Kopf vorbei und dann in den nächsten Saal.....

RB: Sind die Wände von Justitia so aus Pappe? Das hatte ich mir nicht so vorgestellt! Wirklich so knapp vorbei?

RH: Ja, wirklich, ja.

RB: Das muss ein riesen Schrecken gewesen sein. Sie wussten gar nicht was los ist.

RH: Nein, ich hab' erst hinterher Pudding in den Knien bekommen, weil's so schrecklich war. Zunächst hab' ich erst gar nicht verstanden was eigentlich passiert ist und....

RB: Was ist denn passiert im Nebensaal?

RH: In dem Saal war was ganz Schreckliches. Da hat n' Vater..... äh der Sohn war verbrannt worden, weil er im Drogenhandel verwickelt war und der Vater kam in den Gerichtssaal und hat den Angeklagten versucht zu erschießen. Aber versucht...... er hat fast mich getroffen.

RB: Woll'n wir bisschen bei den Klischees mal bleiben. Also es gibt ja gewisse Klischees was Ihre Arbeit betrifft. Herr Hold, Sie gelten als der Quotenträchtige, weil Sie so der Mann für's Grobe sind. Warum sind Sie der Mann für's Grobe?

AH: Das glaub' ich nicht, dass ich der Mann für's Grobe bin - im Gegenteil....

RB: So wirken Sie auch gar nicht auf mich irgendwie heute. Sie wirken so mild, ausgleichend......

AH: Ich hab' das auch einmal irgendwo in der Zeitung gelesen, die mir nicht so gewogen war. Ich glaub' an sich bin ich eher der, der versucht - also das ist mir ein persönliches Anliegen - ähm möglichst viel Recht und Rechtsprechung zu erklären, ja. Also wir haben ja die seltene Gelegenheit - die Justiz arbeitet ja gut, aber sie hat wenig Möglichkeiten es in der Öffentlichkeit so darzustellen. Wir haben jetzt jeden Tag die Möglichkeit vor 2 bis 3,5 Mio. Zuschauern wieder mal 'ne Kleinigkeit zu erklären. Mal isses warum Selbstjustiz nicht gut ist - also bei dem einen Fall wo grad hier der Angeklagte ausflippt - da ist der 10 Sekunden ausgeflippt, aber am Ende, da hab ich 3,5 Minuten erklärt warum Selbstjustiz letzten Endes nicht geht.

RB: Ja aber da sind wir auch beim wichtigen Punkt. Es ist Nachmittagsprogramm, d.h. viele Kinder, viele Jugendliche schauen zu.... gibt es Tabuthemen?

FE: Natürlich, jede Menge

RB: Welche zum Beispiel

FE: Wir können viele Dinge nicht zeigen und wenn wir sie thematisieren, muss man sie ganz ganz vorsichtig thematisieren. In der Prime Time würde natürlich - was beim Strafgericht ja auch immer sein muss - bei jeder Vergewaltigung bei jedem Mord, da muss ja im Einzelnen geklärt werden in welche Körperöffnungen, wie oft, von wem wie wo; bei uns - wenn überhaupt - heißt es: er hat mich angefasst. Das reicht ja auch vollkommen um die Geschichte zu erzählen, nämlich um ein Kind dazuhaben z.B. das missbraucht worden ist, oder eine Ehefrau, da reicht es ja vollkommen, dass die einmal von ihrem Mann zusammengeschlagen worden ist. Ich brauche nicht den typischen Fall von einer Frau die 3, 4,5, 6, 7 Jahre lang einmal die Woche ins Krankenhaus geprügelt worden ist. Es geht mir ja nur um die Geschichte, um dieses Schicksal; und das kann man ja auch aufzeigen, wenn man einfach diese Situation viel viel harmloser ähm konstruiert. Da muss man nicht all diese blutigen schrecklichen Details.....

RH: ... ja harmloser, aber mehr Andeutungen macht. Wir können nicht alle Einzelheiten die wir im Gerichtssaal aufklären müssen.... können wir im Fernsehen nicht zeigen.

AH: Wir haben aber 'n riesen Vorteil auch. Wir haben den riesen Vorteil, dass im Gerichtssaal passieren diese Dinge ja nicht, sondern äh deshalb werden sie ja auch nicht gezeigt. Also in jedem Krimi sehen Sie diese ganzen schrecklichen Gewaltszenen in der Regel und bei uns werden sie ja nur thematisiert, aufgearbeitet. Das ist ja der große Unterschied.





































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