A. Hold: .... Sie sehen
z.B. Brustvergrößerungen vor der OP, während der OP, nach der OP. Sie
sehen Selbstmorde von Kindern, Sie sehen weiß Gott was alles; und wir arbeiten
das ja nur auf. Und wir zeigen - und deswegen isses ja 'n klasse Beispiel gewesen -
wir zeigen extra gar nichts. Wir hätten ja auch so'n Bild zeigen können.
Was ....
Kerner: Ja, na klar. Es hätt'
schlimmer.... nein, nein nein....
A. Hold: ...was manche anderen Sendungen
machen würden.
Kerner: ...es könnt' schlimmer
sein, gar keine Frage. Ähm nicht schlimmer sein, extremer sein, das wollt' ich
sagen. Frau Herz. Haben Sie im Fernsehen schon mal ein Fehlurteil gefällt?
R. Herz: Ähm... ich glaube nicht
im Fernsehen. Aber vielleicht im richtigen Leben.
Kerner: Haben Sie im richtigen Leben
schon mal ein Fehlurteil gefällt?
R. Herz: Äh..mh... gut, man
gibt das ja vor sich selber nicht mal zu. Ich weiß, dass ich einmal ein Urteil
gefällt habe, das äh das ja, das nicht richtig war. Aber das hab' ich erst
also während der Urteilsverkündung verstanden.
Kerner: Wie ging das? Sie müssen
ja äh Sie dürfen ja keine Namen nennen, aber...
R. Herz: Nein, nein das würd
ich auch nicht.... naja ich weiß auch die Namen nicht mehr. Das ist meine Schwäche,
ich weiß überhaupt nie Namen, aber ... ja das weiß ich....
Kerner: Ja??! Dann, dann... wie war
das Fehlurteil?
R. Herz: Das war ein Fall von 'ner
Vergewaltigung. Ein Mann der gerade aus dem Gefängnis entlassen worden war hatte
ein Taxi genommen und hat die Taxifahrerin - es war 'ne Frau - in irgend so ein verlassenes
Gebiet, unter einer Brücke... sich fahren lassen; hat sie dort vergewaltigt. Die
Frau war 'ne Zeugin... die Zeugin kam, hat die ganze Geschichte so glaubwürdig
erzählt, dass es ganz klar war - uns klar war, dem Gericht - dass der Fall sich
so zugetragen hatte und dann wurde er noch wegen - in der gleichen Verhandlung - wegen
zwei Fälle die waren idententisch. Die Vorgehensweise war identisch, der Tatort
war identisch, alles war identisch, es war auch eine Taxifahrerin; und wir haben uns
schwer getan weil er sich äh die zweite Tat hat er abgestritten, die Fahrerin
war verwirrt; es war eben nicht so klar beim zweiten Fall. Aber da alles identisch
war, haben wir uns nach langem beraten entschlossen für beide Fälle ihn zu
verurteilen. Und während der Urteilsverkündung, da schrie der wie aus'm Bauch
raus: aber im zweiten Fall war ich's ja gar nicht.... Und da wußte ich, er war's
wirklich nicht.
Kerner: Und, und dann kann er ja
in die Berufung gehen und kann das praktisch richtigstellen lassen.
R. Herz: Dann kann er ja in die Berufung
gehen und das hat er ja dann auch gemacht.
B. Salesch: Man könnte sogar....
Kerner: Haben Sie ein Fehlurteil
schon mal gefällt?
B. Salesch: Ich denke, dass ich schon
viele Fehlurteile gefällt habe, aber jetzt werden Sie sehr erstaunt sein was für
welche das sind. Ein Fehlurteil, man fällt das nicht bewußt. Aber ich hab'
schon viele Freisprüche gehabt, die sind formal richtig gewesen, aber ich war
sehr davon überzeugt, er isses gewesen. Aber die Beweislage war eben nicht sooo
sicher, d.h. ....
G. Mackenroth: Dann isses auch kein
Fehlurteil...
B. Salesch: Es ist materiell, also
rechtlich fragt man sich danach.... als es ist... er war es, ist aber freigesprochen
worden. |