A. Hold: Ja, ich hab' mich
noch befreien können aus meinem Auto und konnte noch raus und hab' ihn auch noch
gesehen und mir war klar, dass ich da nicht mehr viel helfen kann.
Kerner: Mmh, also insofern eine sehr
traurige, dramatische Erfahrung. Ähm, danach, haben Sie danach Kontakt z.B. zur
Familie des Opfers gehabt? Oder macht man sowas überhaupt nicht?
A. Hold: Doch ich hat....
Kerner: Sinnvoll überhaupt sein
Verhalten dann besonders zu überdenken weil man ja von berufswegen mit ähnlichen
Fällen zu tun haben könnte???
A. Hold: Also das Erstaunliche, jetzt
rein vom Ablauf her, äh plötzlich entsteht da ein Film im eigenen Kopf; wirklich
auch mit so vielen Bildern pro Sekunde, wie 'n echter Film wäre. Also ich könnte
die letzten Sekunden vor dem Aufprall und die ersten Sekunden nach dem Aufprall wirklich
jeweils in 20, 30 Bildern schildern.
Kerner: Das ist interessant. Viele
sagen sie wissen überhaupt nix, weder vorher noch nacher. Gibt's ja auch.
A. Hold: Also ich könnte da...phf das würde die Sendung
sprengen. Aber wirklich diese Gedanken, die letzten 1, 2 Sekunden wo man sieht es ist
nichts mehr zu retten, wo ich mir auch nur noch gedacht hab... Du brauchst über
nichts mehr... ich hab noch die Geschwindigkeit addiert, er weit über 100, ich
100, du brauchst dir über nichts mehr Gedanken machen..... nie wieder, ja. Also
so viel Zeit hat' ich noch und irgendwann hat' ich das Gefühl....
Kerner: Also Sie hatten gedacht ....
jetzt isses vorbei.
A. Hold: Ja ja klar.
Kerner: Ich war in so 'ner Situation
nicht, deshalb ist mir das nicht klar
A. Hold: Ich mein das sind ja wirklich...
bei dieser Geschwindigkeit. Das geht rasend schnell.
Kerner: Was haben Sie für Verletzungen
davon getragen, da bleibt man ja nicht...
A. Hold: Ich hatte, eben durch diesen
VW-Bus, ja großes Glück. Ich hatte diese Gurtverletzung durch diesen irrsinnigen
Aufprall. Brustbein gebrochen, hier alles (zeigt auf Unterbauch wo der Gurt saß)
tief offen vom Gurt, und sonst eben erst ab den Knien abwärts, oder unterhalb
den Knien. Also keine Revue-Beine mehr, die hab' ich aber vorher auch schon nicht gehabt.
Und ähm am rechten Fuß hab ich halt etwas, was sicher nicht mehr ganz wird,
aber es hätte alles ganz anders sein können.
Kerner: Es hätte dramatischer
laufen können. Sie Vier, die Sie die Erfahrung haben als Richter Recht zu sprechen
im Fernsehen, und als Richter Recht zu sprechen im wirklichen Leben im Gerichtssaal,
also konfrontiert zu werden mit Schauspielern oder Laien - ganz je nach dem - oder
eben den wirklichen Geschichten, dem echten Leben - was einem ja vergleichsweise näher
gehen muss, wenn man dann sieht was für Deliquenten man da sitzen hat. Was ist
schwerer Fernsehrichter/in sein oder Richter/in im Amtsgericht, Landgericht im wo auch
immer??? |