R. Herz: Aber was ist denn
daran problematisch ?
A. Hold: Ach Sie meinen, wenn die
Menschen mit einem gewissen Vorverständnis zur Justitz kommen; ja aber das ist
ganz und gar nicht schädlich. Äh, also wenn sie nur so Kleinigkeiten wissen,
was ist der Unterschied zwischen Zivil- und Strafrecht oder da gibt's einen Staatsanwalt,
da gibt's keine Geschworenen wie in USA, was ja die Hälfte der Bevölkerung
nach wie vor denkt. Also wenn man ein bisschen Vorverständnis dann hat, dann schadet
das ja gar nicht. Und dass wir der Jusitz vorgebend was vorspielen, woran sich die
anderen orientieren sollen, also ich mein das behauptet natürlich keiner von uns.
Ich sag' auch nach wie vor, ich sag' immer schon, das Spannendste, das Lehrreichste
aber wirklich auch das Spannendste ist, wenn die Menschen in die echten Gerichtssäle
gehen und dann nachmittags zugucken. Nur das hat halt den Nachteil, man muss außer
Haus gehen, man kann nicht umschalten wenn mal 'ne Verhandlung ausfällt, und ähm
ja, es kann auch mal sein, dass es nicht Punkt 17.00 Uhr vorbei ist und's Bügelbrett
mitbringen darf man auch nicht.
G. Mackenroth: Es hat noch einen
richtigen Unterschied. Bei Ihnen schreibt jemand das Drehbuch und bei uns schreibt
das Leben das Drehbuch. Also das ist schon ein bisschen was anderes.
Kerner: Also Sie sagen das hat mit
dem wirklichen Leben eigentlich nix zu tun. Übrigens würd' den Erfolg ja
auch nicht...... wir haben ja eingeladen weil's ein Phänomen ist und weil's so
ein großer Erfolg ist um einfach drüber zu reden.
B. Salesch: Es hat schon was mit
dem wirklichen Leben zu tun, aber es ist kein Abbild der Justitz 1:1. Das könnte
man niemals tun und das würde auch keiner senden wollen und ich finde es für
die Justiz auch gar nicht schlecht. Es sind zwei total verschiedene Sachen. Wenn ich
in Hamburg verhandelt habe als Vorsitzende einer Strafkammer, dann hab' ich bestimmt
nicht verhandelt, damit das Publikum einen Unterhaltungswert hatte, sondern ich habe
mich schlichtweg um den Angeklagten und um die Zeugen gekümmert; sooo, dass mich
der Angeklagte und die Zeugen verstanden haben. Häufig war Publikum hinten drin,
viele Angehörige usw. Und dann ist es irgendwie wichtig - das war mir z.B. immer
ein Anliegen - ähm, mit den Menschen so zu sprechen, dass sie einem verstehen;
und das ist etwas sehr positives dieser Sendung. Ich glaube vorhin war mal die Frage
des Erfolges, ähm ich glaube, dass die Landgerichtspräsidentin mich damals
angesprochen hat - Frau Salesch es wäre schön, wenn Sie sich da mal bewerben
würden - weil ich in Hamburg schon bekannt dafür war sehr einfach zu sprechen.
Ich beherrsche die juristischen Begriffe ohne weiteres, d.h. also wenn ich unterrichte,
meine Fachkollegen mit Sicherheit, nur juristische Begriffe. Aber der Alltag. Recht
muss doch verständlich sein und ein Recht ist doch nur dann ein Recht, wenn es
der Bürger versteht. Und man muss es umsetzen können in Alltagssprache; das
ist manchmal etwas kompliziert und ich glaube, das ist der Erfolg dieser Sendung. |