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Heute (02.12.04) gab es im Forum ein Posting bezüglich
eines Gerichturteils. In diesem Verfahren ging es um einen
Unternehmer, der seine Assistentin vergewaltigt hatte und
nun wegen sexueller Nötigung und Beleidigung zu einer 10-monatigen
Bewährungsstrafe verurteilt wurde.
Zitat: Der Sachverhalt war folgender: Eine junge Frau
hat eben bei diesem Mann gearbeitet und er hat sie 2mal
vergewaltigt. Aber eben das nimmt das Gericht der Frau
nicht ab. Sie habe zwar entschieden "nein" gesagt,
sich aber weiter ja nicht gewehrt. Und sie habe ja auch
zunächst keine Anzeige erstattet. - Nun ja, sie wollte
halt ihren Arbeitsplatz nicht verlieren. - Sie hat sich
nach der 2. Vergewaltigung krank gemeldet, darauf wurde
ihr gekündigt. Und erst als ihre Nachfolgerin am Arbeitsplatz
sie angerufen hat, weil ihr das gleiche passiert war (und
anderen Angestellten wohl auch), hat sie sich entschieden,
den Mann anzuzeigen.
Scheinbar hat es jene Frau gewagt, Angst zu haben - Angst
um den Arbeitsplatz, Angst vor evtl. zusätzlichen Schmerzen
und Leiden und wohl auch zum Teil Angst vor den Reaktionen,
wenn sie das ganze publik macht, sprich direkt Anzeige
erstatten. Nun heißt es "Sie habe zwar entschiedenen
"nein" gesagt" - aber, welchen Wert hat
nun ein solches entschieden ausgesprochenes "Nein"?
Offenbar gar keinen, obwohl ein "Nein" nein heißt.
Ein "Nein" hat nicht nur 2 Buchstaben mehr als
ein "Ja", es klingt nicht nur ganz anders, es
bedeutet auch das genaue Gegenteil vom "Ja",
nämlich Nein! Von daher ist jeder weitere Handlung, eine
Handlung gegen den Willen des Opfers, auch dann, wenn sich
ein Opfer (vielleicht in der Hoffnung, dass alles schneller
und schmerzfreier vorbei sein möge) wenig bis gar nicht
körperlich zur Wehr setzt und auch dann, wenn ein Opfer
nicht gleich ein paar Minuten später (sei es aus Scham,
aus Angst oder weshalb auch immer) sofort Anzeige erstattet.
Offenbar handelt es sich in diesem Fall auch nicht um eine
evtl. Racheaktion der Frau wegen der Kündigung oder aus
sonst irgendeinem Grund.
Wenn ich so etwas höre oder lese, dann wundere ich mich
kein bisschen, dass es so viele Vergewaltigungsopfer gibt,
die gar keine Anzeige erstatten.
Allerdings kam mir bei diesem Posting noch etwas ganz
anderes in den Sinn und zwar gewisse Fernsehsendungen (die
ich hier jetzt nicht namentlich erwähnen möchte). Es gibt
so einige TV-Serien, die man im Bezug auf diese Thematik
als schlechtes Beispiel bezeichnen kann. Ich meine solche
Sendungen, wo den Zuschauern fast täglich mindestens eine
Situation gezeigt wird, wo sich Frauen den sexuellen Bedürfnissen
der Männer stets bereitwillig hergeben. Szenen, wo sich
zwei Menschen zum ersten Mal begegnen und sich schon wenige
Minuten später die Klamotten vom Leib reißen und übereinander
herfallen. Selbst, wenn das "übereinander Herfallen"
evtl. mal nicht gezeigt wird, so gibt es dann zumindest
eine Szene, wo eine Frau sich scheinbar in einen Mann verguckt
hat und sich, um ihn für sich zu gewinnen, einfach die
Kleider vom Leib reißt.
Es sind Sendungen, die im Nachmittags-/Vorabendprogramm
laufen. Sendungen, die auch von Kindern und Jugendlichen
gesehen werden und aufgrund dieser stets und fast täglich
auftretenden Sex-Szenen dem Zuschauer (wenn auch ungewollt)
schon den Eindruck vermitteln, dass ein Mädchen oder eine
Frau ja eh stets und immer willig ist und sich, wie selbstverständlich,
den sexuellen Bedürfnissen der Männer immer und überall
zur Verfügung stellen.
Wenn man(n) dann solche Sendungen sieht und zudem auch
noch solche Urteile (bzw. Urteilsbegründungen) aus dem
realen Leben, wie das oben erwähnte, hört oder liest, dann
kann man schon zu der Frage und Überlegung gelangen, wie
Männer und gerade männliche Jugendliche jetzt und auch
künftig ein klares "Nein" auch als ein solches
verstehen und akzeptieren und vor allem auch ernst nehmen
können sollen?
©Wuschel |