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"Tödlicher Chat" vom 08.05.03 « |
Tödlicher Chat
Oliver (22) und Melanie (18) haben sich
im Internet kennen gelernt. Ohne dass sie sich je gesehen
haben, steht für beide fest: Es ist die ganz große Liebe.
Nach dem ersten Treffen mit ihrem Traumprinzen aus dem
Internet ist Melanie spurlos verschwunden. Drei Monate
später findet man ihre Leiche. Das Mädchen wurde vergewaltigt,
getötet und dann in einem Wald verscharrt. Der 22-jährige
Oliver gerät unter Verdacht. Hat er tatsächlich mit dem
Tod seiner großen Liebe etwas zu tun?
Der einleitende Film zeigt den Angeklagten,
wie er mit dem späteren Opfer chattet. Endlich soll es
zu einem Treffen kommen. Melanie fährt mit der S-Bahn zu
Oliver. Gegen 22°° Uhr verlässt sie ihn wieder. Auf dem
Weg zur S-Bahn wird sie verfolgt. Sie rennt um ihr Leben,
aber kann nicht entkommen. Melanie wird auf offener Straße
erschlagen. Die Leiche wird in einer Wolldecke eingewickelt
im Wald gefunden.
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» Alexander Hold:
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Fast 5 Monate nach dem Verschwinden von
Melanie Beck machte ein Pilzsammler eine grausame Entdeckung.
In einem Wald bei München lag die fast vollständig skelettierte
Leiche des 17-jährigen Mädchens. Aufwendige Untersuchungen
belegten, dass Melanie Beck vergewaltigt und dann ermordet
worden war. Sie war nicht die Einzige, die zu dieser Zeit
im Raum München Opfer eines Sexualverbrechens geworden
war. In der Bevölkerung ging die Angst vor einem Serientäter
um. Im Fall Melanie Beck führte die Spur zu Oliver Kreowski,
einem 22-jährigen Informatik-Studenten, der das Mädchen
im Internet kennen gelernt hatte. Gespannt erwartete die
Öffentlichkeit den Prozessbeginn in diesem Mordverfahren. |
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» 1. Verhandlungstag:
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Die Staatsanwältin wirft dem Angeklagten
vor, Melanie zunächst vergewaltigt und aus Angst, sie könne
ihn dafür anzeigen, anschließend umgebracht zu haben.
Der Angeklagte leugnet die ihm vorgeworfenen Taten. Er
habe sie geliebt. Als Täter vermutet er diesen Serienmörder,
der schon einige junge Frauen auf dem Gewissen hat.
Melanie hat er im Internet kennen gelernt. Sie haben sich
auf Anhieb super verstanden und täglich stundenlang gechattet
und mit einander telefoniert. Zwischen ihnen bestand Innigkeit
und Vertrauen. Als sie sich schließlich zum ersten Mal
gegenüber standen, haben sie sich Hals über Kopf ineinander
verliebt.
Er liest etwas aus ihren Mails
vor, um das gerade gesagte zu unterstreichen.
"Ja, sie hat mit dir geflirtet, mehr nicht. Das
hat doch nichts mit Liebe zu tun", wirft die Mutter
der verstorbenen ein, die als Nebenklägerin auftritt. Dass
Melanie sich geschmeichelt fühlte, wäre logisch. Wer würde
dies nicht tun, wenn morgens ein Bote mit 50 roten Rosen
vor der Tür steht und ein Gedicht vorträgt.
Ursprünglich wollten sie sich schon früher mal treffen,
haben es dann aber immer wieder verschoben. Aus Angst,
sie könne ihn verlassen, habe er ihr ein Foto seines besser
aussehenden Cousins geschickt. Doch dass dies nicht sein
Foto war, habe er ihr bereits vor deren Treffen gebeichtet.
Es sei ihr egal gewesen. Den Vorwurf der Vergewaltigung
weist er entschieden zurück: "Ja, wir haben miteinander
geschlafen und es war wunderschön" gibt er zu,
aber dies sei in beiderseitigem Einverständnis geschehen
und war keine Vergewaltigung. Anschließend haben sie noch
im Bett gelegen und gekuschelt. Gegen 22:00 Uhr sei sie
dann aufgebrochen, um die letzte S-Bahn nach Hause zu erreichen.
Dass er sie nicht bis zur Bahn begleitet hat, werfe er
sich selber vor. Am nächsten Tag erhielt er keine Guten
Morgen sms, die er sonst jeden Morgen bekam. |
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» 1. Zeugenvernehmung:
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"Ich mach mir solche Vorwürfe.
Ich bin schuld, dass Melanie diesen Typen kennen gelernt
hat" verkündet die verzweifelte Mutter. Zunächst
hatte sie selbst gechattet und dabei den Vater des Angeklagten
kennen gelernt. Sie verstanden sich gut und stellten schnell
die gleichen Lebenssituationen fest - Allein stehend, Kinder
im gleichen Alter. Irgendwann beschlossen sie, ihre Kinder
sollten sich auch einmal im Chat kennen lernen. "Ich
habe Melanie ja regelrecht dazu überredet zu Chatten".
Das Mädchen hatte zuerst kein Interesse am Chat. Doch später
saß sie dann stundenlang am PC. Einem realen Treffen mit
Chatpartnern stand die Mutter skeptisch gegenüber. Dennoch
war ein Treffen geplant, an dem dann allerdings alle vier
teilnehmen sollten.
Dass sich ihre Tochter nun doch allein mit dem Angeklagten
treffen wollte, davon wusste sie nichts. Als sie nach Hause
kam, fand sie einen Zettel - Bin unterwegs, wird nicht
spät. Aber ihre Tochter kam nicht Heim. Am nächsten Tag
erfuhr sie von einer Freundin, dass sie Oliver besuchen
wollte. Dieser habe sie am Telefon beruhigen wollen, dass
Melanie schon wieder auftauchen würd.
Als Melanies Leiche gefunden wurde, wurde ihr Gesicht rekonstruiert.
Auf einem Foto dieser Rekonstruktion konnte sie ihre Tochter
identifizieren. "Melanie war das wichtigste in
meinem Leben. Sie war mein Sonnenschein … Und er,
er hat sie umgebracht und dabei hatte sie ihr ganzes Leben
noch vor sich." Dass ihre Tochter an dem Abend
freiwillig mit Oliver geschlafen habe, hielt sie für unwahr.
Melanie war völlig unerfahren und wäre nie beim 1. Mal
mit einem Jungen ins Bett gegangen. |
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» 2. Zeugenvernehmung:
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2. Zeugenaussage:
Der Vater des Angeklagten ist sich sicher, dass der Serienmörder
der wahre Täter ist. Sein Sohn habe Melanie schließlich
geliebt. Außerdem habe sie ja auch Ähnlichkeit mit den
anderen Opfern gehabt. Er habe Melanie gesehen, als er
an jenem Abend nach Hause kam. Zuerst hörte er stimmen
aus Olivers Zimmer. Bevor sie das haus verlies, habe Oliver
sie ihm noch vorgestellt. "Ich hab mich so gefreut,
dass das endlich mal mit dem Treffen geklappt hat …
Die beiden waren in einander verliebt. Die konnten gar
nicht mehr von einander lassen"
Nachdem Melanie gegangen war, sei Oliver in sein Zimmer
und habe sich immer wieder ein bestimmtes Lied angehört,
bis er schließlich eingeschlafen ist. Abermals beteuert
der Vater, sein Sohn sei unschuldig.
Es entsteht eine kleine Streiterei
zwischen dem Verteidiger und der Staatsanwältin, ob nicht
doch der schon häufig erwähnte Serienmörder auch Melanie
getötet habe. Die Staatsanwältin weist darauf hin, dass
der Serientäter ein völlig anderes Serienprofil habe und
er es definitiv nicht gewesen sei. |
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» Alexander Hold:
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Serienmörder handeln so gut wie nie aus
klassischen Motiven wie Habgier oder Eifersucht. Sie werden
gelenkt von einem alles beherrschenden Trieb: der Lust
am Töten. Ihre Taten weisen dadurch eine bestimmte Handschrift
auf. Dies macht es sogenannten Profilern, also polizeilichen
Fallanalytikern möglich, ein Profil der Täterpersönlichkeit
zu erstellen und so den Kreis der Verdächtigen Schritt
für Schritt einzugrenzen. Natürlich bleibt ein Unsicherheitsfaktor.
Im Mordfall Melanie Beck gingen die Ermittler davon aus,
dass es sich um eine Einzeltat handelte. |
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» 3. Zeugenvernehmung:
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Sie wurde von Melanie angerufen, dass sich
diese nun endlich mit ihrem Traumprinzen treffen würde,
berichtet die beste Freundin des Opfers. Melanie sei dann
noch zu ihr gekommen, weil sie ihr bei der Kleiderwahl
usw. behilflich sein sollte. Oliver und Melanie hatten
sich bis dahin noch nie gesehen, hatten aber dennoch eine
Art Liebesbeziehung. Oliver wirft sie vor, er habe Melanie
erst ausgehorcht, was ihr gefällt. Dann habe er ihr 'Honig
um den Mund geschmiert', weil er sie unbedingt für sich
haben wollte. Um dieses Ziel zu erreichen, habe er sich
einiges einfallen lassen. Z.B. habe er einmal eine Plakatwand
in der
Nähe von Melanies Schule für eine Liebeserklärung genutzt.
Oft habe er Melanie auch Gedichte geschrieben …
Sie ist sich sicher, dass Melanie nicht wusste, dass der
Typ auf dem Foto nicht Oliver war. "Melanie war
enttäuscht. Du hast sie vergewaltigt und umgebracht." |
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» 4. Zeugenvernehmung:
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Die Ermittlungen haben ergeben, dass Vater
und Sohn die letzten waren, die Melanie lebend gesehen
haben, berichtet der Kripobeamte. Oliver sei bereits bei
seiner ersten Vernehmung nervös gewesen, obwohl es zu dem
Zeitpunkt noch keinen Anlass für Nervosität gegeben hätte.
Bei einer späteren Hausdurchsuchung wurde auf dem PC eine
gelöscht und nicht verschickte Mail gefunden und wieder
hergestellt - Was heute Abend
passiert ist, tut mir aufrichtig leid... Für
den Verteidiger ein Indiz dafür, dass Melanie noch gelebt
hat, als sie die Wohnung verlies. Er habe sich entschuldigen
wollen, so der Angeklagte, weil er versucht habe Melanie
dazu zu überreden nicht nach Hause zu fahren, sondern über
Nacht bei ihm zu bleiben.
Der Zeuge berichtet nun vom Fund der Leiche, welche bereits
skelettiert war. Es konnte ein Schädelbasisbruch festgestellt
werden. |
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