VIP-Show am 19.10.03 um 19.00 Uhr auf Hessen3

HW: Ja, iss ja ne ziemlich junge Frau, die Sie da haben!
AH: Ja!
HW: Mhm!
AH: Iss ´n bisschen jünger, ja! *grins*
HW: Aber Sie kannten sie schon lange, als Sie sie letztes Jahr geheiratet haben?
AH: Ja, wir sind jetzt seit 'nem guten Jahr verheiratet und kennen tun wir uns acht Jahre!
HW: Dann kann so viel nicht…
AH: (murmelt) Sie ist nur gut erhalten, so jung ist sie auch nicht mehr!
HW: Ja, wie ist denn das, wenn, da ist ja viel Milieu im Gerichtssaal, nicht? Das ist ja bewusst so gestrickt, die keifen sich an… Wird Ihnen das manchmal zu viel?
AH: Ja, es wird mir schon manchmal viel, aber das Schöne ist ja, ich habs in der Hand! Also meine Redaktion versucht manchmal, da ´n bisschen Action mit rein zu bringen, dann ham'se Angst davor, dass ich alles abwürge und wenn es mir zu viel wird, tu ich's einfach auch, ich bin da genauso unabhängig, wie ich's bei der Justiz war und wenn ich sag, jetzt ist Schluss, das machen wir so nicht, dann machen wir das so nicht! Und ich schmeiß halt auch einen raus. Selbst, wenn die Redaktion geplant hätte, dass der bis zum Ende da bleibt…
HW: Im Ernst? Das machen Sie?
AH: Ja, selbstverständlich! Ja! Ja, und ich weiß schon, wie ich Ordnung schaffe!
HW: Ja, ich hab schon manchmal gemerkt, gleich wird er bös! Da täuscht man sich dann gar nicht, ja? Man durchlebt dann so richtig gruppendynamisch diesen Prozess, oder?
AH: Jaja, also ich mein, bös werden, oder so erscheinen, als ob man bös wär, das sind natürlich schon zwei Paar Stiefel, aber auch bei der Justiz hab ich das oft so gemacht, dass die Beteiligten das Gefühl hatten, oh, jetzt müssen wir uns zurückhalten, jetzt ist er ja richtig auf Hundertachtzig, und dabei hab ich in mich reingelacht.

HW: Da gibt es ja viele Richter, die werden dann wirklich sehr, sehr subjektiv, sehr mutwillig wirkt das dann, das ist ja bei Angeklagten nicht so gerne gesehen, das kann ja auch irgendwie …
AH: Ich glaub auch, dass da der Eindruck trügt, das ist eben was, was man mit so ´ner Sendung transportieren kann, man kann die Justiz ein bisschen transparenter machen und eben solche Eindrücke, dass Richter Paragrafenreiter wären, dass sie nur den Fall sehen und nicht dem Menschen gerecht werden wollen, dass se subjektiv sind, nach Sympathie und Antipathie, ja, ich glaub, das kann man mit der Sendung ganz gut zeigen: das ist nicht so.
HW: Trotzdem entsteht ja von der Justiz ein Bild, also wenn man wirklich im Gerichtssaal ist: das dauert ja alles viel länger. Also diese vielen Paragraphen, die verlesen werden müssen, diese Sitzungsangelegenheiten, die Plädoyers… und hier… Wie ham Sie'n das geschafft, so ein Plädoyer auf eine Minute zu kriegen, bei den Staatsanwälten?
AH: Es ist natürlich viel leichter, ´n gutes Plädoyer oder ´ne gute Urteilsbegründung in fünfzehn, zwanzig Minuten zu machen, als ´ne halbwegs gut, in eineinhalb oder zwei Minuten, aber das ist ´ne Herausforderung. Oftmals täte das der Justiz auch ganz gut, wenn Plädoyers oder Urteilbegründungen kürzer wären. Also ich hab das oft erlebt, an mir selbst auch, ich schreib über irgend einen ganz, ganz kleinen Fall ´n Urteil mit dreißig, vierzig, fünfzig Seiten, das ergibt sich aber einfach daraus, nachdem man Angst hat, vor der nächsten Instanz, vorm BGH zum Beispiel, und dann schreibt man schon mal sehr, sehr viel, und jetzt bei der Fernsehtätigkeit stell' ich fest: vieles geht auch kürzer und genauso richtig!
HW: Also ne geheime, klammheimliche Modernisierung übers Fernsehen…

BEITRAG ÜBER UDO JÜRGENS…

HW: Sie werden ja, Richter Alexander Hold, Deutschlands erfolgreichster Fernsehrichter, Sie werden ja überall auf der Straße erkannt jetzt, oder?
AH: Schon meistens, jaja…
HW: Wie ist das? Das wäre Ihnen doch normalerweise nie passiert!
AH: Das wäre mir normalerweise nie passiert, es ist auszuhalten, dadurch, dass die Menschen vor mir ein bisschen mehr Respekt haben, als vor ´nem Popstar oder ´nem Sportler und dass deswegen die Menschen mich doch, wenn sie sich an…, wenn sie mich ansprechen, sehr zurückhaltend sind meistens.
HW: Richter, immer noch ne Autoritätsperson! Wie viel Geld verdienen Sie denn jetzt mehr, als vorher?
AH: Bitte?
HW: Wie viel Geld verdienen Sie denn jetzt mehr, als vorher? Ich bereite schon den Auftritt der Fußballerinnen vor…
AH: Ja, also bei weitem nicht das, was Fußballer verdienen.
HW: Na, die rinnen nich so…
AH: Wahrscheinlich, vielleicht liegen wir da ähnlich wie die Fußballerinnen, ich weiß es ja nicht genau.
HW: Aber es ist schon erheblich mehr als vorher. Tut das mal gut?
AH: Gut, bei der Justiz ist man natürlich nicht auf Rosen gebettet, das ist schon richtig, auf der anderen Seite: ich habe jetzt schon ganz heftige Arbeitszeiten auch, also ich würd's nicht gern in ´nen Stundenlohn umrechnen.
HW: Sie kommen ja jetzt rum auf Promipartys, zu Empfängen, Preisverleihungen, das ist ja ne ganz andere Welt, jetzt…
AH: Das Traurige ist: das meiste muss ich ja absagen, weil ich ja arbeiten muss… Das ist die andere Seite, wir drehen ja meistens bis zehn, halb elf abends, so dass ich oft so Einladungen… die meisten wandern leider in den Papierkorb.

HW: Aber neben Günther Jauch sitzen, dann plötzlich irgendwo, und…
AH: Ja, ist schon ganz interessant
HW: Möchten Sie jemals wieder zurück ins Gericht?
AH: Ja, ja, also, ich weiß natürlich nicht, wie lange ich jetzt Spaß dran hab oder wie lang auch die Zuschauer Spaß dran haben, aber an sich bin ich mit Leib und Seele Richter vorher gewesen. Ich mach jetzt nicht viel anderes, das hab ich schon gesagt und es ist für mich eigentlich ganz klar, dass ich danach das auch wieder mache.
HW: Trotzdem: ist das denn wirklich ein schöner Beruf? Haben Sie mal jemanden richtig verknackt, ins Gefängnis?
AH: Zumal, wollt ich grad noch sagen, zumal man ja nicht so viel verdient, dass man dann ausgesorgt hätte. …Was, ob ich jemanden verknackt habe?
HW: Ja! So richtig, dass der so jahrelang gesessen hat.
AH: Ja, ja klar! Ich war fünf Jahre fast Staatsanwalt und insbesondere für organisierte Kriminalität, also richtig diese Mafiageschichten und so, natürlich, da ist alles vom, von der Geldstrafe bis zum Lebenslänglich dabei gewesen.
HW: Nie ´n schlechtes Gewissen gehabt, ob ein Fehlurteil dabei war?
AH: Also, wer behauptet, dass er nie ´n Fehlurteil fällt, der liegt damit schon mal falsch.
HW: SO! Sie geben es zu!!!
AH: Hahaha, nee, aber man muss natürlich, man muss hundertprozentig überzeugt sein, in dem Moment, was man macht, weil sonst kann man nicht gut schlafen und sonst kann man auch diesen Beruf eigentlich nicht ausüben!
HW: Das will ich auch hoffen! Wir sehen uns gleich noch einmal zu Ihnen, in etwa 7 Minuten.

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