JK: Familienrecht, wenn sie das
sagen, also das ist wenn sich jetzt Menschen, die mal verheiratet waren, z. B. streiten.
IL: Um die Kinder, ja.
JK: Viele Menschen sagen, da sind vor allem
immernoch die Männer benachteiligt, die kriegen nie Recht gesprochen. Ist das
so?
IL: Ich habe vor 14 Tagen an einer Podiumsdiskussion
teilgenommen, da ging es genau um dieses Thema, daß Väter benachteiligt
sind. Ich glaube, daß deutsche Gerichte heute da anders sprechen. Also sie sind
offener geworden. Ich hab viele Verfahren gemacht, wo Väter ihre Kinder zugesprochen
bekommen haben, weil sie aufzeigen konnten und die Kinder das auch formulieren konnten
- das geht natürlich erst ab ´nem gewissen Alter - daß sie gerne bei
den Vätern sein möchten. Aber wir haben natürlich dieses traditionelle
Prinzip oder Problem, daß die Väter berufstätig sind und dadurch natürlich
von Grund auf ein bißchen gehandicapt sind, darlegen zu können und auch
glaubhaft machen zu können, daß sie fulltime für die Kinder da sind.
Aber ich finde das sehr sehr gut, daß sich die Väter da immer mehr engagieren,
und ich halte das auch für richtig.
JK: Bei Politikern ist es ja so, daß
die sich zwar schon im Bundestag, also da geht´s dann tierisch ab und die beleidigen
sich auch gegenseitig ein bißchen, aber nachher trinken die dann zusammen irgendwo.
Bei den Anwälten, ihr schreibt euch ja auch immer "sehr geehrter Herr Kollege",
so fängt das an, und dann wird erstmal schön beleidigt, und dann kommt zum
Schluß so ´ne freundliche Formulierung, und vorher telefoniert ihr aber
doch miteinander. Ist das ernst, daß sich Anwälte untereinander - das sieht
man ja auch in den Gerichtsshows auch immer - daß es da tierisch zur Sache geht,
aber hinterher trinkt ihr zusammen und lästert über die Mandanten?
IL: Also was sicherlich stimmt, also ich
will da vielleicht einiges zu sagen - lästern über die Mandanten, da erzähl
ich gleich noch was zu - wenn unter dem Brief steht "mit kollegialer Hochachtung",
dann weiß ich, der Krieg ist ausgebrochen. Also normalerweise steht drunter "mir
freundlichen kollegialen Grüßen". Wenn da die freundlichen schon gar
nicht mehr drunterstehen, sondern nur die kollegialen Grüße, dann denke
ich da: ohoh, jetzt geht´s los.
Ich genieße den Streit vor Gericht, ich finde das sehr sehr schön. Und ich
streite mich auch mit vielen Staatsanwälten bis auf´s Messer. Und auch das
genieße ich. Aber: Der Fall ist abgeschlossen, und dann kann man wieder zu ´ner
Sachlichkeit zurückkehren, die man vorher vielleicht nicht ganz verlassen sollte,
und dann ist das auch ok. So, und jetzt zu dem Lächerlichmachen über die
Mandanten. Es gibt Dinge, über die man dann spöttelt, das ist wie bei Medizinern
auch, aber das sind Dinge, die weg von dem Menschen sind. Es ist die Skurrilität
des Alltags, die wir Juristen dann ja mitbekommen. Ich sag mal ein Beispiel: Maschendrahtzaun.
Soll man das wirklich ernst nehmen? Der Mensch hat in dem Moment ein Problem mit diesem
Zaun. Aber wenn ich doch weg von dem Menschen bin und dann nur noch diesen Punkt sehe,
abstrakt vom Menschen weg gesehen, was ist denn schlimm, wenn ich darüber mal
lächle? Da haben wir alle drüber gelächelt und uns alle drüber
gefreut. |