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                                    Gast: Alexander Hold   | 
                             
                             
                            
                             
                            
                            
                            
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                                     Bruder Paulus: Zu
                                    Gast ist Alexander Hold, ich bin Priester und bin auch
                                    aktiv natürlich auch als Seelsorger und ich weiß auch,
                                    dass nicht alles nur Frömmigkeit ist was ich mache, es
                                    ist ja auch ein Stück Bedienung der eigenen Seele ein bisschen
                                    Eitelkeit, wenn man dann auch ins Fernsehen geht, sind
                                    Sie auch eitel? 
                                    Alexander Hold:
                                    Also ich glaub, wer behauptet dass er überhaupt nicht eitel
                                    ist der schummelt schon bisschen. Jeder Mensch trägt
                                    Eitelkeit in sich und es kommt darauf an dass man sie beherrscht
                                    würde ich sagen. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Ist Eitelkeit keine Sünde? 
                                    Alexander Hold:
                                    Das müssten Sie mir am besten sagen. 
                                    Bruder Paulus: Für Sie ist es also
                                    ob, wenn Sie sagen, ich brauch auch Eitelkeit bei meinen
                                    Tätigkeiten? 
                                    Alexander Hold:
                                    Ja, ich glaube so´n kleines Maß an Eitelkeit schadet dem
                                    gar nicht, was wir hier in der Öffentlichkeit machen. Wie
                                    gesagt, man muss schauen das die Eitelkeit nicht Oberhand
                                    gewinnt. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Wie machen Sie das? 
                                    Alexander Hold:
                                    Ähm, ich glaub ich bin gut geerdet. Das hängt mit meiner
                                    ganzen Kindheit, mit meinem Ganzen , mit meiner ganzen
                                    Entstehung und Erwachsenwerdung zusammen. Ich glaub dass
                                    ich nicht besonders gefährdet bin. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Mein Berufserlebnis Kapuziner zu werden war als ich sechzehn
                                    war und zum ersten Mal die Brüder gesehen habe und gedacht
                                    habe: "Das will ich auch machen."
                                    Was war Ihr Berufserlebnis? Sind Sie da schon sehr früh
                                    angefangen, sofort in das Jurastudium reingegangen? 
                                    Alexander Hold:
                                    Also, ein regelrechtes Berufserlebnis um Jura zu studieren
                                    gab's eigentlich gar nicht, also das war sehr rational
                                    angelegt.... 
                                    Bruder Paulus:
                                    Sie wollten viel Geld verdienen? 
                                    Alexander Hold:
                                    Nee, dazu gar nicht, da gibts sicher bessere Wege.
                                    Also ich hab zunächst mal überlegt, ob ich nicht Medizin
                                    studieren sollte. Das wär ja unter dem Gesichtspunkt sicher
                                    der bessere Weg gewesen. Ähm, da hatte ich dann Schlüsselerlebnis.
                                    Ich hatte mal 'ne zeitlang im Krankenhaus gearbeitet und
                                    bin drauf gekommen, dass vielleicht doch etwas besser ist,
                                    was meinen Neigungen mehr entspricht. Und ich hab immer
                                    in der Schule, Deutsch und Mathematik waren eigentlich
                                    immer meine Lieblingsfächer. Mit Deutsch und Mathematik
                                    ist man immer perfekt bei Jura aufgehoben, also es war
                                    so ganz rational, was kann ich am besten. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Medizin, Theologie und Jura sind ja eine alte Trias, nich,
                                    das für die Juristen und die Prister und äh, die Mediziner
                                    waren in den Dörfern immer schon ganz hoch angesehen. Ging
                                    es Ihnen nicht doch immer darum etwas zu tun, äh, wo man
                                    angesehen ist? 
                                    Alexander Hold:
                                    So hab ich´s noch gar nicht gesehen, also diese Trias hat
                                    bei mir schon auch immer eine Rolle gespielt. Es gab zwar
                                    auch schon Phasen so mit 13,14,15,16, da war ich nah dran;
                                    da waren es zuerst auch die Kapuziner und dann, dann war
                                    ich sehr stark in der Pfarrgemeinde engagiert, aber irgendwie
                                    war dieser Zug bei mir nicht stark genug und der muss ja
                                    schon stärker sein als bei der Medizin, geschweige denn
                                    stärker als bei der Juristerei. Juristerei ist doch das
                                    was man am ehesten von dieser Trias machen kann, glaube
                                    ich, ohne da ganz aufzugehen. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Warum? Weil man nur die Gesetze studieren muss? 
                                    Alexander Hold:
                                    Nein, weil man, glaube ich, die berufliche Tätigkeit eher
                                    verlassen kann. Im restlichen Leben glaube ich, würde,
                                    hab ich eben festgestellt.  | 
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                                     Bruder Paulus:
                                    Man muss nicht nur Richter und Rechtsanwalt sein... 
                                    Alexander Hold:
                                    Man muss nicht nur Richter und Rechtsanwalt sein... 
                                    Bruder Paulus:
                                    ....man kann auch Fernsehstar werden? 
                                    Alexander Hold:
                                    Zum Beispiel, die Stellen sind dünn gesät. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Da machen Sie so ein wenig so wie man heute von der Jugend
                                    sagt, die sich ein bisschen alles offen hält, da dachten
                                    Sie sich, wenn ich Juristerei mache, dann kann man immer
                                    noch mal sehen, was daraus werden wird. 
                                    Alexander Hold:Ja
                                    genau, so wars eigentlich, so war´s eindeutig. Als Jurist
                                    hat man dann doch ein sehr weites Feld, in dem man entsprechend
                                    tätig werden kann und dass ich Richter werden würde, mei,
                                    das hat sich ja letztenendes erst mit dem Examen entschieden. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Zehn Fragen zu Ihrer Person. Wir haben schon ein wenig
                                    über Sie geredet. Das Größte Glück in Ihrem Leben? 
                                    Alexander Hold:
                                    Meine Frau und mein Sohn, ganz klar! 
                                    Bruder Paulus:
                                    Ein prägendes Ereignis Ihrer Kindheit? 
                                    Alexander Hold:
                                    Also, ein punktuelles, prägendes Ereignis könnte ich in
                                    der Kindheit gar nicht festmachen. Da gab's sicher so prägende
                                    Lebensumstände. Einzelne Ereignisse, die wie so´n Einschnitt
                                    war, hatte ich eher im erwachsenen Leben. Da könnte ich
                                    ganz klar drei sagen aber..... 
                                    Bruder Paulus:
                                    Ihr moralisches Vorbild? 
                                    Alexander Hold:
                                    Ein moralisches Vorbild? Och, da tu ich mich schwer. Ich
                                    hab nie nach Vorbildern so ganz gelebt, ich hab Menschen
                                    die mich sehr beeinflusst haben, mein Vater, Onkel und
                                    Großvater. Ein moralisches Vorbild das ist für mich was
                                    Abstraktes eher moralische, moralische Grundsätze. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Kraft gibt Ihnen? 
                                    Alexander Hold:
                                    Kraft gibt mir zur Zeit am allermeisten mein kleiner Sohn
                                    und die Momente, in denen ich ohne meinen Sohn Sport machen
                                    kann. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Macht bedeutet für Sie? 
                                    Alexander Hold:
                                    Macht ist 'ne große Gefahr wenn man sich ihrer bewusst
                                    ist und nicht der Verantwortung bewusst ist! 
                                    Bruder Paulus:
                                    Die größte Fehlentscheidung in Ihrem Leben? 
                                    Alexander Hold:
                                    Die größte Fehlentscheidung? Ähm, davon gibts einige
                                    und das sind alles Entscheidungen, die ich nicht getroffen
                                    hab, also Gelegenheiten die ich ausgelassen hab, z.B. im
                                    Ausland zu studieren oder solche Dinge. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Ihr Lieblingsbuch? 
                                    Alexander Hold:
                                    Ähm, mein Lieblingsbuch ist die New York Trilogie von Paul
                                    Auster 
                                    Bruder Paulus:
                                    Ein perfekter Sonntag ist für Sie? 
                                    Alexander Hold:
                                    Da müsste ich ganz eigentlich weit ausholen. Es gibt nicht
                                    den perfekten Sonntag, es kommt auf die ganzen äusseren
                                    Umstände an, aufs Wetter auf die Jahreszeit. Wenn die Jahreszeit,
                                    dass Wetter danach, dann ist es ein Skifahr-Sonntag, wenn
                                    ich ganz früh raus geh, wenn das Wetter ganz mies ist,
                                    dann ganz lang zu Haus bleiben, lange Zeitung lesen und
                                    Frühstücken. In letzter Zeit hab ich so festgestellt dass
                                    es wunderschön ist am Sonntag vor dem Frühstück schon etwas
                                    erledigt zu haben. Z.B. hab' ich den Winter über jetzt
                                    mit Freunden immer die Eishalle gemietet und wir sind um
                                    07:00 Uhr dann schon in die Eishalle zum Eishockey spielen
                                    gegangen und ich bin dann eigentlich zum Frühstück heim
                                    gekommen mit den Semmeln unterm Arm und hatte das Gefühl,
                                    dass der Tag schon super begonnen hat.  | 
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                                     Bruder Paulus:
                                    Die Beste Entscheidung Ihres Lebens? 
                                    Alexander Hold:
                                    Die Beste Entscheidung meines Lebens, meine Frau zu heiraten! 
                                    Bruder Paulus:
                                    Sie glauben an.....? 
                                    Alexander Hold:
                                    Ich glaube an Gott. Ich glaube daran, dass man sehr viel
                                    im Leben selbst in der Hand hat. Ich glaube, dass man sich
                                    immer bewusst sein muss, dass sehr vieles man im Leben
                                    nicht in der Hand hat und dass man immer bereit dafür sein
                                    muss. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Sie haben auch angedeutet, diese drei Ereignisse als Erwachsener,
                                    die einschneidend waren. 
                                    Alexander Hold:
                                    Das Erste hab ich schon angedeutet: ich hab nach dem Abitur
                                    ein halbes Jahr im Krankenhaus gearbeitet, auch sehr viel
                                    mit Schwerstkranken, und da ist mir sehr vieles bewusst
                                    geworden was auch zu der jetzigen Erdung führt, nämlich
                                    dass man dankbar sein muss, also Demut hab ich da im Grunde
                                    gelernt und auch bei allen was gut läuft im Leben dass
                                    man immer bereit ist und immer weiß, dass kann von heute
                                    auf morgen auch ganz anders kommen. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Das lateinische Wort für Demut heißt ja Humilitas. Das
                                    hat ja mit Erde zu tun, mit Humus. Mir gefällt das auch
                                    sehr gut. Demut heißt ja nicht sich zu unterdrücken und
                                    klein zu sein, sondern ein realistischen Blick zu haben
                                    und das zweite Ereignis? 
                                    Alexander Hold:
                                    Witzigerweise beginnt das zweite Ereignis
                                    mit dem Wort "Humedica". Das ist 'ne Hilfsorganisation
                                    und mit dem Wolfgang Groß, der diese Organisation managt,
                                    war ich gemeinsam in Brasilien und hab sehr sehr viel Elend
                                    gesehen. Wir sind auch sehr stark für Straßenkinder engagiert
                                    und ja, das war wieder so ein einschneidendes Ereignis,
                                    was mir immer Tag für Tag klar macht wie gut wir's haben
                                    und wie verantwortungsvoll man damit umgehen muss. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Geht mir auch so, wenn ich in der Obdachlosenunterkunft
                                    sitze und dann einfach mal 'ne halbe Stunde mich mit jemanden
                                    zusammen setze und sehe, wie das Leben spielen kann. Dann
                                    wird man sofort wieder froh, dass es bei einem irgendwie
                                    dann doch besser gelaufen ist. 
                                    Alexander Hold:
                                    Ja, und eigentlich so im 10 Jahresrhythmus
                                    das Eine. Das erste war so ungefähr mit 20, das Zweite
                                    war ungefähr mit 30. Und das Dritte ist dann eigentlich
                                    schon während meiner Fernsehzeit, als grad so nen Höhenflug
                                    begonnen hat und weiß nicht, vielleicht doch ein bisschen
                                    die Gefahr, dass man sich für unschlagbar und unsterblich
                                    hält, hatte ich 'nen sehr schweren Verkehrsunfall, der
                                    mich wieder zurück geholt hat auf den Boden. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Wenn Sie daran denken dass so ein Unfall jetzt Ihr Leben
                                    jetzt beeinflusst hat, wie beeinflusst das dass Denken,
                                    wenn man auch so, Sie haben gesagt man hat jetzt einen
                                    Höhenflug , man denkt, so jetzt kann ich alles, jetzt habe
                                    ich's irgendwie geschafft und wohin holt dann so ein Unfall
                                    einen? 
                                    Alexander Hold:
                                    Das bewirkt vor allem, dass man bei allen Plänen, bei allen
                                    Zukunftsplänen, bei allen Flausen die man auch irgendwann
                                    mal im Kopf hat, dass man sofort immer wieder denkt: "Hoppalla,
                                    pass mal auf, wer weiß, es kann doch alles ganz anders
                                    kommen." Ja ich, was macht es Sinn, es macht sicher
                                    Sinn, sich Gedanken zu machen, was zum Beispiel mit meinem
                                    Sohn mal in ein paar Jahren ist, aber weiß ich denn, ob
                                    ich wirklich dann noch dabei bin? Also ich glaube
                                    es hilft sehr viel, nicht übermütig zu werden.  | 
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                                     Bruder Paulus:
                                    Diese Gerichtshows von dem Sie gesprochen haben, diese
                                    Höhenflüge die ansetzen, das kann ich , das geht und jetzt
                                    stehe ich da vor der Kamera und die Leute gucken mich,
                                    Fernsehquoten, Einschaltquoten usw. Was hat Sie gereizt
                                    dahin zu gehen? 
                                    Alexander Hold:
                                    Also zunächst hab ich ja in andere Kategorien gedacht.
                                    Ich kam von der Justiz, Einschaltquoten, Fernseherfolg
                                    das war für mich sowieso absolut fremd. Zunächst hat mich
                                    schon gereizt was anderes zu tun, nachdem ich zehn Jahre
                                    bei der Justiz war und vor allem die Möglichkeit zu haben,
                                    Juristerei zu erklären. Juristerei möglichst einfach, möglichst
                                    in verständlicher Sprache zu erklären, den Menschen auch
                                    dieses juristische Gerechtigkeitsdenken näher zu bringen.
                                    Das war mir ganz wichtig, weil ich eigentlich dass was
                                    ich gemacht habe - vor allem in den Medien- eigentlich
                                    nicht so wiedergefunden hab, wie ich´s mir gewünscht hätte. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Aber ich hab Konzepte zum Beispiel schon gesehen, das Leute
                                    mir gesagt haben, willst Du nicht 'ne Beichtshow machen.
                                    Also zum Beispiel wir wollen eine Show machen mit Beichte.
                                    Das hab ich mir durchgelesen und habe gesehen, nein ich
                                    will das nicht, so sehr ich das möchte, das Menschen sehen
                                    wie Beichte geht oder wie schön Versöhnung ist, ich will
                                    das nicht in der Öffentlichkeit zelebrieren. Haben Sie
                                    nicht beim lesen dieser Konzepte gedacht, das ist doch
                                    eigentlich gar nicht wahr, was da gemacht wird? 
                                    Alexander Hold:
                                    Es ist natürlich nicht wahr. Es ist ein fiktionales Programm,
                                    in dem ich aber die Chance, die große Chance hab, die sonst
                                    kaum 'n Jurist hat, den Leuten etwas näher zu bringen.
                                    Ich glaub, da ist 'n himmelweiter Unterschied zu ner Beichtshow.
                                    Ja, also er ist allein, wenn ich mein Urteil verkünde im
                                    Fernsehstudio - und da schütteln Menschen dem Kopf beim
                                    Urteilstenor - und dann ab ich zweieinhalb Minuten Zeit
                                    dieses Urteil zu begründen, was unendlich wenig ist, und
                                    nach den zweieinhalb Minuten nicken die den Kopf, dann
                                    das ist es wert. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Ja, und ist es denn nicht ein bisschen Fast-Food-Verfahren?
                                    Können Sie dann wirklich Gerechtigkeit und das Komplizierte,
                                    das menschliche Herz, was ja letztendlich jeder Richter
                                    hat, das er letztlich ins Herz der Menschen schauen muss
                                    und nicht nur Gesetze anwenden, sondern auch Gerechtigkeitsspruch
                                    fällen; ist das nicht alles ein bisschen hopplahopp und
                                    schnell nach Drehbuch, also hat das mit Juristerei zu tun? 
                                    Alexander Hold:
                                    Wenn mir jemand die Möglichkeit gibt, 'n Urteil in drei
                                    Stunden zu erklären im Fernsehen, dann würde ich das auch
                                    sehr gern machen, wobei es natürlich auch schwieriger und
                                    auch reizvoller ist das in zweieinhalb Minuten oder dreieinhalb
                                    Minuten zu erklären. Aber so ist die Medienwelt und ich
                                    glaub es ist auch kaum mehr einer vor dem Fernseher, wenn
                                    ich mir drei Stunden Zeit nehme. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Darf man das denn eigentlich schon was zu verkürzen? Also
                                    ich frag mich das ständig! Ich muss ja auch den Glauben
                                    in einer Minute erklären. Ich kanns nicht ganz erklären
                                    und trotzdem mach ich's und denk mir , na ja, ich mach's
                                    damit die Menschen überhapt mal über den Glauben nachdenken.
                                    Tun Sie das dann mit dem Menschen auch... 
                                    Alexander Hold:
                                    Ich glaub' da sind wir in einer ganz ähnlichen Position.
                                    Ja natürlich wär's besser ich hätte die Möglichkeit alles
                                    weit auszubreiten, aber die Menschen nehmen sich ja gar
                                    nicht die Zeit die Menschen nehmen sich die Minute oder
                                    nehmen sich bei mir die drei Minuten Zeit und wenn ich
                                    jedem Zweiten ein bisschen was vermitteln kann, dann bin
                                    ich zufrieden. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Sie waren ja zehn Jahre Praktiker in der Juristerei, jetzt
                                    sind Sie im Fernsehen, wo sehen Sie selber den Unterschied
                                    der zwischen den gespielten Gerichtsverhandlungen als Show
                                    und dem was Sie selber tatsächlich im wirklichen Leben
                                    erlebt haben? 
                                    Alexander Hold:
                                    Ähm, manchmal gibts ja diesen Vorwurf, das ist sehr
                                    weit von der Realität entfernt. Ich glaub so gut wie alles
                                    was im Fernsehen da passiert kann auch im echten Leben
                                    passieren. Ich hab letzte Woche erst einen Zeitungsartikel
                                    gelesen der hat begonnen mit dem Spruch - er war über 'nen
                                    Gerichtsprozess - "so etwas kommt normalerweise
                                    doch nur in Gerichtsshows vor". Der Unterschied
                                    ist zum einen, dass der Justizalltag bei weitem nicht so
                                    spektakulär ist, ja. Alles was bei uns im Fernsehen täglich
                                    passiert, passiert einem vielleicht bei der Justiz einmal
                                    im halben Jahr oder so und dazwischen hab ich ganz viele
                                    Fälle die doch immer wieder sehr schematisch und ähnlich
                                    sind. Das ist das eine und das zweite natürlich, bei der
                                    Justiz im echten Leben kann man sich mehr Zeit nehmen,
                                    weil man natürlich nicht in einer Minute alles abgehandelt
                                    haben muss.  | 
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                                     Bruder Paulus:
                                    Aber ist es nicht dann ein Stück Irreführung des Zuschauers,
                                    wenn Sie gerade jetzt selber auch das sagen, dass die wirkliche
                                    Justiz vielleicht alle halbe Jahre mal einen so spektakulären
                                    Fall hat, dass der Zuschauer letztlich meint - und das
                                    ist ja auch der Bundesbürger der sagt: "Mensch, so
                                    scheint also dann die Justiz zu funktionieren"; und
                                    ich kenne Richter die sagen: "Mensch, der Hold der
                                    macht uns die ganzen Verhandlungen kaputt. Die Leute die
                                    kommen da rein und die hauen da aufeinander ein, weil sie
                                    denken hier sei jetzt eine Show." 
                                    Alexander Hold:
                                    Also ich glaub der Vorwurf geht ein bisschen an der Sache
                                    vorbei. Ich war lang genug Praktiker und hab auch sehr
                                    sehr viel Kontakt noch zu anderen Praktikern. Also wer
                                    jetzt behauptet dass er plötzlich einen der Verhandlungen
                                    nicht mehr Herr wird und das auf die Gerichtsshow abschiebt,
                                    der macht sich selber im Grunde lächerlich, die Menschen
                                    die wirklich im echten Leben bei Gericht mit 'nem Fall
                                    kommen, für sie gehts um so viel, sei es ,weil sie
                                    irgendwo ihr Geld nicht bekommen, sei es, weil sie Gefahr
                                    laufen stark bestraft zu werden, die können sehr wohl unterscheiden,
                                    zwischen Fernsehen und Wirklichkeit. Natürlich bildet auch
                                    'ne Gerichtssendung die Wirklichkeit nicht eins zu eins
                                    ab, aber das tut ja Fernsehen nie, Fernsehen ist im besten
                                    Fall, selbst ne Nachrichtensendung, selbst nen Nachrichtenkanal,
                                    inszeniert im besten Falle die Wirklichkeit. Und wenn Sie
                                    heutzutage nen Tatort angucken, da finden Sie auch nie
                                    'nen Ladendieb, ja, da finden sie auch nur immer erst mal
                                    sehr massive Straftaten, fast immer nur Mord und Totschlag
                                    und dann immer in der Konstellation, wie sie in der Praxis
                                    doch ehr selten ist. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Ja, aber der Richter ist doch eigentlich, ich sag mal,
                                    hät schon mal da gesagt, ein geistlicher Beruf, weil ich
                                    sag immer, die Richter sollen ja nicht Gesetze dort übertragen,
                                    auf einen Fall, sondern sie sollen ja eigentlich mit ganzem
                                    Herzen, die ganze Situation erfassen und sind in ihrem
                                    Urteilsspruch an ihrem Gewissen gebunden. Geht das nicht
                                    manchmal an Ihre Ehre, wenn Sie da vor laufender Kamera,
                                    mal eben schnell da Typen hin, das Drehbuch hat da Typen
                                    hingesetzt, wo man dann sich sowieso die Haare rauft und
                                    denkt: "Du liebes bisschen, also das ist
                                    ja jetzt wider wie zufällig zusammen geschustert, damit
                                    die Show gut aufhört" und Sie sitzen da
                                    mit Ihrer Amtskleidung und dann tun Sie so, als sei das
                                    hier ein originales Gerichtsverfahren, geht das nicht gegen
                                    Ihre Ehre? 
                                    Alexander Hold:
                                    Also zum einen im echten Leben bei der Justiz habe ich
                                    natürlich schon Typen erlebt, die man ins Fernsehen gar
                                    nicht bringen könnte, das ist also, das echte leben ist
                                    immer abstruser, als das was wir im Fernsehen machen, nur
                                    das glauben so viele Menschen nicht, und gegen den Strich
                                    geht mir gar nichts, in dem Moment wo ich etwas machen
                                    müsste, was mir gegen den Strich geht, würde ich sofort
                                    aufhören. Ich bin auch im Fernsehen frei in dem was ich
                                    mache, in dem wie ich's mach..... 
                                    Bruder Paulus:
                                    Schreiben Sie selber die Drehbücher? 
                                    Alexander Hold:
                                    Ich bin daran beteiligt, und Drehbuch heißt ja bei uns
                                    nicht, das Texte festgelegt sind und wie ich mit dem Menschen
                                    umgehe, auch wenn´s Laiendarsteller sind, wie ich am Ende
                                    entscheide, wie ich das Urteil begründe, das schreibt mir
                                    niemand vor, das mach ich wirklich aus dem Innbegriff der
                                    Hauptverhandlung 
                                    Bruder Paulus:
                                    Aber müssen Sie dann nicht Ihre Seele verkaufen, wenn Sie
                                    da einfach in einem fiktiven Fall irgendein Urteil fällen
                                    müssen? 
                                    Alexander Hold:
                                    Warum bin ich dann ein Seelenverkäufer, wenn ich in einem
                                    fiktiven Fall entscheide? Das hab ich natürlich im Studium
                                    die ganze Zeit gemacht, jede Klausur in 'n fiktiver Fall,
                                    da verkaufe ich doch nicht meine Seele. Es ist viel einfacher
                                    , dem Menschen zu Hause Rechtsprechung und auch die Tatsache
                                    das wir eben nicht Fälle abhandeln, sondern versuchen dem
                                    Menschen gerecht zu werden, anhand von fiktiven Fällen
                                    nahezu, also ich fände es schrecklich, wenn ich im Fernsehen
                                    über echte Menschen und über deren Schicksale urteilen
                                    müsste. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Sie haben als Jugendrichter gearbeitet und auch jetzt in
                                    ihren Shows sind Jugendliche zu sehen, heute wird ja sehr
                                    viel gesprochen über Jugendkriminalität. Sie haben kriminelle
                                    Jugendliche gesehen, haben auch Jugendliche verurteilt,
                                    wenn Sie heute anschauen, wie Jugendliche sind, wann sind
                                    wohl aus Ihrer Sicht Ursachen für diese Jugendkriminalität,
                                    das Jugendliche aus heiterem Himmel, Leute, auf Leute einhauen,
                                    ausrauben, wie auch immer , wo liegen die eigentlichen
                                    Ursachen aus Ihrer Erfahrung? 
                                    Alexander Hold:
                                    Also ich glaube, ganz wichtig muss man voraus schicken:
                                    Es gibt Jugendkriminalität die einfach der typische Wegbegleiter
                                    des Erwachsenwerdens ist und Episode bleibt und die Jugendlichen
                                    sind einmal vorm Jugendrichter und kommen nie wieder. Die
                                    gab's immer! Und auch die Quantität der Jugendkriminalität
                                    hat hingegen der öffentlichen Wahrnehmung nicht zugenommen.
                                    Nur es gibt inzwischen so 'n Randbereich qualitativ, bei
                                    dem man wirklich Sorgen haben muss und die Ursachen sind
                                    für mich ganz klar, ähm, dass wir es inzwischen mit Jugendlichen
                                    zu tun haben, die einfach von vorne herein, von Schule,
                                    aber vor allem von Familie nicht das mitbekommen haben,
                                    was sie mitbekommen müssten, ähm, damit diese Straffälligkeiten
                                    nur 'ne Episode bleibt. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Was waren die Wirkungsvollsten Strafen die Sie verhängt
                                    haben, fällt Ihnen da ein Beispiel ein?  | 
                                 | 
                             
                            
                                 | 
                                
                                    
                                     | 
                                 | 
                             
                            
                                 | 
                                
                                     Alexander Hold:
                                    Also, was hier auch gerade genannt wurde, Täter-Opfer-Ausgleich
                                    ist oft etwas, was sehr sehr nützlich ist. Dass man wirklich
                                    Täter und Opfer zusammen bringt, um letztenendes die Folgen
                                    auszudiskutieren um auch 'nem Täter klar zu machen, was
                                    jetzt seine Strafttat bewirkt hat. Aber ich glaub man kanns
                                    nicht schematisch sehen. Es gibt auch Jugendliche, bei
                                    denen muss man ganz klar Grenzen setzen, bei denen ist
                                    es höchste Zeit mal einen Arrest zu verhängen, ja, es gibt
                                    Jugendliche bei denen man mit einem Arrest oder 'ner Jugenstrafe
                                    etwas kaputt machen kann, und denen unbedingt Hilfen an
                                    die Seite geben muss. Das ist eigentlich das schöne an
                                    der Tätigkeit des Jugendrichters, dass man da ein sehr
                                    weites Feld an Möglichkeiten hat und wirklich auf den Einzelnen
                                    eingehen kann je nach dem in welcher Lebenssituation er
                                    ist und wo seine Defizite sind. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Das war ja eine ganz interessante Tätigkeit, warum sind
                                    Sie nicht dabei geblieben? 
                                    Alexander Hold:
                                    Beim Jugendrichter bin ich deshalb nicht dabei geblieben,
                                    weil ich versucht habe, in diesen zehn Jahren bei der Justiz
                                    möglichst viele Bereiche zu durchlaufen und möglichst viele
                                    Erfahrungen zu sammeln. Und nachdem ich zwei Jahre Jugendrichter
                                    war, war's Zeit auch wieder etwas anderes auszuprobieren.
                                    Wenn ich wieder zurückkehre zur Justiz, wäre Jugendrichter
                                    sicherlich einer der Bereiche, die mir am meisten Freude
                                    macht. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Können Sie wieder zurück kehren? 
                                    Alexander Hold:
                                    Ja, selbstverständlich!! 
                                    Bruder Paulus:
                                    Das stelle ich mir aber schwierig vor. Wenn ich jetzt so
                                    ein Delinquent bin und ich komme in den Gerichtssaal, da
                                    sitzt da vorne Richter Alexander Hold, da würde ich sagen:
                                    "um Himmels Willen...."!
                                    Glauben Sie, dass die Justiz Sie wieder einstellen kann? 
                                    Alexander Hold:
                                    Also die Justiz, ich habe es schwarz auf weiss....., ich
                                    habe es schwarz auf weiss dass die Justiz mich wieder nimmt
                                    und so wie ich bisher die Rückmeldungen hab, auch von der
                                    Bayrischen Staatsministerein, die nehmen mich sehr gerne
                                    wider zurück. Und ich glaube es wird auch nicht so kommen
                                    dass irgend jemand sagt: "..da vorne sitzt
                                    Alexander Hold hier bin ich jetzt im Fernsehen...".
                                    Die Menschen die wirklich 'ne Ladung im echten Leben zu
                                    Gericht bekommen haben, die wissen, dass sie ein Problem
                                    haben und die sind so sehr mit ihrer eigenen Geschichte
                                    beschäftigt, dass sie sehr wohl unterscheiden können, ob
                                    ich da jetzt eine Fernsehshow mache oder ob ich mich mit
                                    ihnen und ihrem Leben tatsächlich beschäftige. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Werden Sie dann anders richten, mit einer anderen Einstellung? 
                                    Alexander Hold:
                                    Ich glaube nicht! Ich hoffe nicht dass ich anders richten
                                    werde. Ich bin vielleicht etwas kommunikativer geworden
                                    als vor zehn oder ein paar Jahren, aber ich werde genau
                                    wie bisher versuchen den Menschen gerecht zu werden. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Also, ich hab 'ne Entwicklung durchgemacht, sag ich ganz
                                    offen. Ich hab mit 26 anders auch moralische Fälle, wo
                                    manche Leute tatsächlich in sehr schwierigen Situationen
                                    gekommen sind, die habe ich damals ganz schön anders beurteilt,
                                    'n Stück auch viel legalistischer als ich es jetzt tue
                                    und auch jetzt sag ich, ich bin noch im Rahmen des Gesetzes.
                                    Verändert sich nicht so ein Richterherz im Laufe der Zeit? 
                                    Alexander Hold:
                                    Natürlich! Also ich glaube, dass da auch ne ganz große
                                    Gefahr in ihr wohnt, wenn man das tagein tagaus tut. Man
                                    hat jeden Tag fünf Ladendiebe und drei Trunkenheitstäter,
                                    es besteht 'ne ganz große Gefahr, dass man zum Zyniker
                                    wird und dessen muss man sich bewusst sein und mit ein
                                    paar Jahren Auszeit von dieser Tätigkeit glaube ich, dass
                                    die Gefahr eher geringer ist dass ich zum Zyniker werde,
                                    als wenn ich das jetzt durchgehend weiter gemacht hätte. 
                                    Bruder Paulus:
                                    Was tun Sie selber um nicht straffällig zu werden? 
                                    Alexander Hold:
                                    Ich laß' mich nicht erwischen! 
                                    Bruder Paulus:
                                    Viel Erfolg dabei! Alles Gute und herzlichen Dank
                                    dass Sie mein Gast waren!  | 
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                                     © N24,
                                    Beitrag vom 25./31.03.07 
                                    Text by koko 
                                    Bilder by Pega  | 
                             
                             
                            
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