Kai wird beschuldigt, dem Salsa-Tänzer Paolo aus Eifersucht mit einer Hantelstange beide Knieschieben zertrümmert zu haben. Wollte er, dass er nie wieder tanzen kann, weil Kai seine Ex-Freundin Larissa an den Puertoricaner verloren hat? Oder hat Paolo böswillige Konkurrenten? Mit diesem Fall beschäftigte sich laut SAT.1-Website am Montag Fernsehrichter Alexander Hold.

Künftig wird sich Hold auch mit weniger Action-geladenen Themen befassen. Bebauungs- und Flächennutzungspläne, lokale Schulpolitik oder die Ansiedelung eines Möbelhauses stehen dann auf dem Programm. Denn der TV-Mann wurde am Sonntag bei den bayerischen Kommunalwahlen für die Freien Wähler in den Stadtrat von Kempten gewählt. Mit 12,86 Prozent der Stimmen wurde die Partei drittstärkste Kraft und stellt nun sechs Abgeordnete. „Ich hatte das Gefühl, es tut der Stadt gut, wenn die CSU keine absolute Mehrheit mehr hat“, sagte Hold zu FOCUS Online.

„Man darf nicht nur nörgeln“

Der CSU-Oberbürgermeister mache seine Sache zwar sonst durchaus gut. Die Freien Wähler und die CSU stimmten sich bei Entscheidungen auch ab. Hold will sich jedoch vor allem bei den Themen Bildung und Jugend stärker engagieren. „Man darf nicht nur nörgeln. Wer maulen kann, kann sich auch engagieren“, sagte er. In einer Hauptschule sei er Pate, um einen Schüler auf dem Weg zum Abschluss zu unterstützen. Er will seine Menschenkenntnis und die Fähigkeit, Menschen zuhören zu können, in die Politik einbringen.

Der 45-Jährige ist Quotenkönig unter den TV-Richtern. Der gebürtige Kemptener studierte in München Jura, Politik und Philosophie. Als Straf- und Zivilrichter arbeitete er unter anderem in Sonthofen und Kempten, wo er noch heute lebt. Seit 2001 spielt der Jurist werktags jeden Nachmittag bei SAT.1 sich selbst: „Richter Alexander Hold“. In der Sendung kamen schon Angeklagte mit einem Kasten Bier auf der Schulter herein oder verwickelten den Staatsdiener in eine Diskussion, ob ihr Hund sie verteidigen dürfe. Der begeisterte Bergsteiger Hold bekommt jede Woche etliche Heiratsanträge. Die sind allerdings vergeblich, denn der Mann mit der angenehmen Stimme ist bereits verheiratet.

Kein Wechsel in Landespolitik

Trotz seines großen Bekanntheitsgrades war sich der Richter keineswegs seines Wahlsiegs schon im Vorfeld sicher. Die regelmäßigen TV-Auftritte hätten nur wenig zu seinem Erfolg beigetragen. Meist hätten die Menschen ihn bei den wenigen Auftritten im Wahlkampf eher mit seinem Bruder in Verbindung gebracht. Der betreibt in der 70 000-Einwohner-Stadt eine Studentenkneipe.

Dass ihm nach der Fernsehshow nicht genügend Zeit für das Aktenstudium der Kemptener Lokalpolitik bleiben könnte, fürchtet Hold nicht. „Es sind viele Menschen im Stadtrat, die ebenfalls nicht den ganzen Tag sonst Däumchen drehen.“ Auch wird Ministerpräsident Günter Beckstein (CSU) wohl nicht darum bangen müssen, dass ihn der aufstrebende Politiker eines Tages vom Thron stoßen könnte. „Einen Wechsel in die Landespolitik kann ich mir nicht vorstellen. Auf der kommunalen Ebene geht es um Sachpolitik – man rauft sich über Parteigrenzen hinweg zusammen. Auf Landes- oder Bundesebene ist es aber aus parteitaktischen Gründen oft schwer, das Richtige zu tun. Das würde ich nicht aushalten, da würde ich verrückt werden.“

© Quelle:, 03.03.2008
by Pega