Prozess erneut vertagt

Augsburg/Kühbach (al) "Wenn die Beweisaufnahme abgeschlossen ist, muss noch lange nicht Schluss sein." Dies machte Verteidiger Stephan Lucas jetzt im so genannten Kühbacher Drogenprozess vor dem Augsburger Landgericht deutlich. Lucas und seine Kollegin Annette Wunderlich stellten wieder neue Beweisanträge und zwangen so die dritte Strafkammer, erneut in die Beweisaufnahme einzusteigen.
Wunderlich beantragte, den Beisitzenden Richter Johannes Ballis wegen Befangenheit abzulösen. Ballis sei, bevor er Beisitzender Richter wurde, "in der Sache" schon als Staatsanwalt tätig gewesen und habe Einfluss auf das jetzige Verfahren genommen. Es würden hinreichend Anhaltspunkte vorliegen, dass "Sorge zur Parteilichkeit" bestehe. Der Antrag wurde bereits kurz nach Sitzungsbeginn um 9 Uhr gestellt. Bis er abgelehnt und als "unzulässig" verworfen wurde, war es schon 14.50 Uhr. Der Antrag hat freilich auch einen taktischen Hintergrund. Damit sollte ein Revisionsgrund geschaffen werden. Lucas machte in einer Verhandlungspause jedoch deutlich, dass es ihm in erster Linie darum gehe, Licht ins Dunkel zu bringen.

Lucas beantragte erneut Einsicht in sämtliche Verfahrensakten des einzigen Hauptbelastungs- und Kronzeugen der Staatsanwaltschaft. Außerdem wollte er erneut einen Zeugen vorladen, der schon mehrfach vor Gericht ausgesagt hatte. Die Verteidigung versprach sich davon Entlastungsmomente für den 31-jährigen Angeklagten. Dass auch diese beiden Anträge abgeblitzt sind, war nicht verwunderlich. Haeusler verwies darauf, dass die kompletten Unterlagen der Verteidigung schon zur Verfügung standen. Auch in einer weiteren Vernehmung des Zeugen sah der Vorsitzende Richter keinen Sinn. "Seine Aussagen waren erschöpfend und die Problematik umfassend erläutert." Angesichts der fortgeschrittenen Zeit schlug Lucas vor, die Sitzung zu vertagen. Das sah auch Haeusler ein. Die Verhandlung wird nun am 14. Juni fortgesetzt. Ob es da aber zu einem Urteil kommt, darf bezweifelt werden. Immerhin wird schon seit September vorigen Jahres verhandelt.

Wie berichtet, muss sich ein 31-Jähriger vor Gericht verantworten, weil er mit mindestens 130 Kilogramm Marihuana in über 30 Fällen gedealt haben soll. Bis zu seiner Verhaftung vor gut einem Jahr wohnte der Angeklagte im Gemeindebereich Kühbach.

Andrea Karch



© Donaukurier, 29.05.2007 19:00 Uhr
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