Stunde. Zum einen, weil TV-Richter, -Staats-
und -Rechtsanwälte so scharfsinnig sind. Zum anderen, weil
zwischen Plädoyer und Urteil noch Werbung für Damenbinden
und Hundefutter gemacht werden muss.
Sewarion Kirkitadse ist einer von denen, die an den kurzen
Prozessen zwischen Damenbinden und Hundefutter beteiligt
sind. Bei "Richter Alexander Hold" spielt er
seit November den Staatsanwalt. Drei Tage im Monat steht
der Anwalt und Inhaber einer Münchner Kanzlei in einem
Fernsehstudio in Unterföhring vor der Kamera. An jedem
Drehtag werden vier bis fünf Folgen aufgezeichnet, bis
mindestens 2003 soll das Fernsehgericht noch tagen.
"Das Team ist nett, und die Arbeit macht Spaß",
erzählt Kirkitadse. Die Zuschauer mögen ihn, er kriegt
körbeweise Fan-Post, die Einschaltquoten sind gut. "Ob
die Verhaltensmuster in den echten Gerichtssälen mit denen
im Studio übereinstimmen, spielt keine Rolle. Die Pointierung
ist der Erfolg der Serie".
Als er das sagt, sitzt er in einem Würzburger Café und
trinkt Latte Macchiato. Natürlich sieht er genauso aus
wie auf dem Bildschirm. Fernsehstars müssen sich ja keiner
Gesichtsoperation unterziehen, bevor sie gefilmt werden.
"Sind Sie der Staatsanwalt aus dem Fernsehen",
fragt eine Passantin. Kirkitadse lächelt und sagt "Ja".
Seinen Namen hat er georgischen Vorfahren zu verdanken.
Wer so heißt, muss einen Spitznamen haben. "Soll ich
den wirklich verraten", fragt Kirkitadse. Dann sagt
er "Bambi".
In Würzburg vertrat Kirkitadse einen Münchner vor Gericht.
Der Drogenabhängige war mit einer Freundin in Holland,
sie haben Heroin gekauft und sind bei Wüstenzell (Lkr.
Würzburg) verhaftet worden. Die Freundin kommt auf Bewährung
frei. Aber auch der 34-Jährige hat Glück und kassiert lediglich
zwei Jahre.
In Schweinfurt verteidigte der Anwalt kürzlich einen 38-Jährigen.
Der hatte von Anlegern Darlehen für eine Seniorenresidenz
kassiert, die er angeblich in Eltingshausen bauen wollte.
Er versprach unglaubliche Gewinnmargen, die Geldgeber fielen
auf das Angebot herein. Vor der Strafkammer kassiert der
38-Jährige lediglich vier Jahre wegen 43-fachen Betrugs.
Kirkitadse hatte seinem Mandanten geraten, reinen Tisch
zu machen, und der Angeklagte hörte auf seinen Anwalt. |