"Samstag, 04.08.07"
Der Fall:
Callboy Dennis soll seine Kundin, die reiche Societyreporterin
Stefanie, in ihrer Badewanne ertränkt haben. War er in
seine Kundin verliebt und hat sie in rasender Eifersucht
ertränkt? Oder haben die obszönen Fotos, die in der Kamera
des Opfers gefunden wurden, eine falsche Freundin zur Mörderin
gemacht?
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Bürgermeister King hatte in seiner Heimat Texas eine bespiellose
Karriere als Politiker gemacht. Seine harte Arbeit wurde
darin belohnt, daß er rasend schnell aufstieg und er von
den Leuten für alles was er für seine Gemeinde leistete,
hoch geachtet wurde und auch beliebt war. Er entsprach
ganz dem Ideal seiner eher konserativen Wähler, da er als
glücklich verheiratet galt und eine Tochter hatte. So hätte
der gute Mann weiterhin sein Leben in Frieden mit seiner
glücklichen Familie leben und genießen können, wenn da
nicht ausgerechnet eine Reporterin einen Fleck auf der
weissen Weste des Bürgermeisters gefunden hätte. Diese
Info war für sie so hochinteressant und sie würde sich
in klingender Münze auszahlen, darum hatte sie gar keine
Skrupel diese anzuwenden, auch wenn sie genau wußte, daß
es das Karriereaus für den Bürgermeister bedeuten würde.
Bald stand das Geheimnis des Bürgermeisters in allen Klatschblättern
und überall zerrissen sich die Leute das Maul darüber:
Bürgermeister King trug gerne Frauenkleider.
Mit dieser Nachricht war schlagartig alles vergessen, was
King geleistet hatte. Seine konserativen Wähler wandten
sich von ihm ab und forderten einen Bürgermeister, der
"anständig" war und der "normal" veranlagt
war. Seine Familie und er erlebten nun das, was man nur
als Hetzjagd bezeichnen kann. Sobald die Leute King sahen,
fielen häßliche Worte wie "pervers" und "krank"
und ein paar Neunmalkluge hatten ja schon immer gewußt,
daß der Bürgermeister schon immer etwas komisch gewesen
war. Diese gnadenlose Hetzjagd dehnte sich auch auf die
Familie aus. Vollkommen Fremde starrten seine Frau und
seine Tochter an, daß sie sich schon wie Zootiere vorkamen,
bloß daß keiner mit Erdnüssen warf. Sie bekamen bösartige
Briefe, die unterschrieben waren "von einen besorgten
und anständigen Bürger". Die gleichen besorgten und
anständigen Bürger waren es auch die Steine durch das Fenster
warfen und sie nachts mit anonymen Anrufen quälten. Eigentlich
sollte man meinen, daß es gar nicht mehr schlimmer für
die Familie King kommen konnte. Doch an einen rabenschwarzen
Tag erhängte sich King. Sogar seinen Selbstmord schlachtete
die verantwortliche Reporterin aus. Es hatte sich wirklich
für sie gelohnt.
Für Stefanie hatte sich es wirklich gelohnt. In ihren Augen
waren diese Leute es doch selber schuld. Sie standen nunmal
in der Öffentlichkeit. Schließlich lasen die Leute am liebsten
über den Dreck, den man bei sich selbst höchstwahrscheinlich
lieber unter den Teppich kehren würde. Und ihr Job war
es eben den Leuten diesen Dreck zu liefern. Das sich dieser
King deswegen gleich aufhängen mußte, das war nicht ihre
Schuld gewesen. Ihre Schuldgefühle waren auch gleich null
und neue Opfer gab es mehr als genug. Der Selbstmord des
texanischen Bürgermeister Kings war für sie schnell Geschichte
und nur ein Meilenstein in ihrer Karriere. Doch seine Tochter
vergaß sie nicht. Sie haßte sie, weil sie ihren Vater so
durch den Schmutz gezogen hatte. Und wenn er tausend Mal
Frauenkleider trug, es ging doch keinen etwas an, er war
doch ein guter Mensch gewesen. Für Vivica stand fest, diese
Frau war Schuld am Tod ihres Vaters. Und eines Tages würde
sie es ihr heimzahlen.
Aber noch stand Stefanie weit oben auf der Erfolgsleiter
und mit den Jahren stieg sie immer höher. Und alle die
berühmt werden wollten, scharten sich eifrig um sie und
bemühten sich um sie. Auch die angehende Volksmusiksängerin
Annette konnte man verdächtig oft in ihrer Nähe finden.
Annette trällerte Lieder der Volksmusik, die sich recht
gut verkauften. Sie war dabei sich einen Namen zu machen.
Und den Fans, die sie schon hatte, wurde sie als braves,
sauberes und herzfreundliches Mädel mundgerecht serviert.
Ihr Manager hatte angedeutet, daß es mit ihrer Karriere
vielleicht noch etwas schneller gehen würde, wenn man ihren
Namen doch recht häufig in den Klatschspalten lesen würde.
Darum warf sich Annette Stefanie auch regelrecht an den
Hals, daß es jeden auffallen mußte. Stefanie war natürlich
nicht auf den Kopf gefallen. Wenn Annette in die Zeitung
wollte, gut, daß konnte sie haben. Allerdings würde sie
ihre Leser bestimmt nicht mit Geschichten über nette, liederträllernde
Möchtegernsternchen langweilen. Auch Annette hatte bestimmt
ein kleines schmutziges Geheimnis, was bestimmt viel mehr
Schlagzeilen machen würde. Nun, sie würde es herausfinden.
Stefanies Partys waren immer legendär und die Einladungen
waren heißbegehrt. Callboys sorgten dafür, daß es auch
so blieb. Dennis war einer von ihnen. Aber er war eher
Callboy wider Willen. Eigentlich war er gelernter Erzieher,
aber er fand einfach keinen Job. Irgendwie war er dann
durch einen Freund an die Arbeit als Stripper und Callboy
gekommen, eine Arbeit, die ihm bei Stefanie nicht schwer
fiel. Dennis war etwas passiert, was einen Callboy besser
nicht passieren sollte. Er hatte sich in Stefanie verliebt
und er glaubte, was jeder Verliebte glauben wollte, nämlich
das Stefanie seine Gefühle erwiderte. Am 06.08. war er
nur zu gern ihrer Einladung gefolgt und hatte mit einen
Strauß riesiger Rosen vor der Tür gestanden. Das es aber
gar kein lauschiger, romantischer Abend zu zweit werden
sollte, war ihm klar, als er vor lauter hysterisch kreischenden
Frauen in Dessous stand, die die Musik aufdrehten, ihn
mit Chips bewarfen und allesamt wollten, daß er sofort
für sie strippte. Stefanie machte eifrig mit. Er kam sich
vor, als ob er Raubtieren zum Fraß vorgeworfen werden sollte.
Mehrfach versuchte er mit Stefanie alleine zu sprechen,
was gar nicht so einfach war, bei der johlenden Meute.
Schließlich gab er es auf und wollte gehen. Marie rannte
ihm her und versuchte ihm zum Bleiben zu überreden, schließlich
fand sie, daß er ein leckeres Kerlchen war. Da stand er
nun im Garten und wußte nicht, was er tun sollte. Noch
niemand hatte ihn so gedemütigt.
Auch die kleine Sängerin Annette war auf der Dessousparty
dabei. Und wenn ihre Fans sie so gesehen hätten, wären
sie wahrscheinlich vom Glauben abgefallen. Die achso schüchterne
und herzige Annette war praktisch bis auf ihre Dessous
nackt und tanzte so eng mit Callboy John, daß man es schon
eher als Nahkampf bezeichnen konnte. Aber sie wurde blitzschnell
nüchtern, als sie merkte, daß Stefanie Fotos von ihnen
machte. Selbst nach den ganzen Sekt wußte sie, was es für
sie bedeuten würde. Und von ihrer ganzen süßen Art blieb
gar nichts mehr übrig, als sie wie eine Furie auf Stefanie
losging. John sah sich das Ganze aus sicherer Entfernung
an. Stefanie frohlockte, dieser Abend hatte sich gelohnt.
Aber noch nicht ganz. Sie sagte John, daß sie im Bad auf
ihn warten würde. Und das leider vor Dennis Nase, der gerade
jetzt wieder auftauchen mußte. Als Dennis im Bad ihr seine
Gefühle gestand, lachte sie so sehr, daß sie Wasser in
die Nase bekam. Übermütig spritzte sie mit dem Badewasser
nach ihm, bis er naß und voller Rosenblüten war. Kochend
vor Wut drehte Dennis ihr und der Party den Rücken zu.
Jetzt hatte er wirklich genug.
Auch Anton, der ganz in der Nähe von Stefanie wohnte, hatte
jetzt eindeutig genug. Es war elf Uhr und bis dahin hatte
er das Gekreische und den Lärm von Stefanies Party geduldig
mitgemacht. Jetzt reichte es ihn und er würde jetzt ein
gewaltiges Hühnchen mit einer gewissen Dame zu rupfen haben.
Natürlich machte keiner auf, wie sollten sie ihn auch hören
bei dem Lärm. Als jemand durch die Seitentüre herauskam,
nutzte er die Chance und kam auf den gleichen Weg in die
Wohnung. Antons entsetztes Auge fiel auf die reinste Orgie.
Betrunkene Frauen mit knappen Dessous führten sich wie
bei einem heidnischen Fest auf. Das war ja sittenlos. Stefanie
konnte er nirgends finden und es hatte wohl wenig Zweck
einer der betrunkenen Weiber zu fragen. Vielleicht würden
sie ihn sogar anfallen. Warum er Stefanie ausgerechnet
im Bad finden wollte, wußte er hinterher auch nicht. Im
Bad starrte er auf eine Frau, die jemanden an den Schultern
unter Wasser hielt. Dann fiel sein Blick auf das Gesicht
der Frau. Es war Stefanie und sie sah eindeutig tot aus.
Vivica drehte sich um und versprach Anton Dinge, die er
sich nicht zu erträumen gewagt hätte und schon gar nicht
von solch einer Frau. Die Erwartung auf die Freuden, die
da kommen sollten, veränderten sein Gedächtnis derart,
daß er Dennis später zum Verdächtigen machen sollte. Dennis
Pech war, daß auch Marie felsenfest von seiner Schuld überzeugt
war. Jetzt konnte ihn nur noch ein Wunder retten.
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