"Samstag, 30.12.06"

Der Fall:
Christian soll seine Freundin Denise in deren Wohnung mit einen Kissen erstickt haben, nachdem er erfahren hatte, dass seine Freundin sich im Internet zum Sex mit anderen Männern verabredet. Der Angeklagte behauptet allerdings, er habe seine Freundin bereits tot aufgefunden.

--------------------------------------------------------------------


Über Denise Thome hatte sich ihre Nachbarin Elke Kleinschmidt eine feste Meinung gebildet. So wie die Männer ihr fast die Tür einrannten, na die waren bestimmt nicht zum Mensch-ärger-Dich-Spiel gekommen, dann mußte man ja davon ausgehen, daß die mit denen ins Bett stieg. Dabei hatte sie doch einen Freund, und überhaupt wo die die Männer immer auftrieb? Wenn Denise davon gewußt hätte, hätte sie über Elkes Interesse eher gelacht. Dank Internet lernte sie sehr viele Männer kennen, für die sie vor der Webcam strippte. Ihr Freund Christian konnte gar nichts dagegen haben, denn er wußte gar nichts davon. Und Denise hatte bestimmt nicht vor es ihm auf die Nase zu binden. Dabei wäre es auch geblieben, wenn Denise sich rechtzeitig aus dem Internet ausgeloggt hätte, als Christian vorbeikam.

Eigentlich war es so gar nicht Christians Art fremde E-mails zu lesen. Aber jetzt stand Denise unter der Dusche und es war einfach zu verlockend. Nanu, die Mails waren allesamt von Kerlen. Und diese wildfremden Kerle schwärmten in höchsten Tönen von Denise Körper und wollten sich mit ihr treffen. Eigentlich wollte Christian schon nichts mehr wissen, aber irgendetwas trieb ihn dazu immer weiter zu lesen. Und beim Lesen kam ihm buchstäblich der Dampf aus den Ohren. Seine Denise strippte vor einer Webcam und traf sich mit mehreren Männern hinter seinen Rücken zum Sex. Am liebsten hätte er Denise kleinen silbernen Laptop im hohen Bogen aus dem Fenster geschmissen, obwohl der doch rein gar nichts dafür konnte. Er konnte nicht glauben, daß Denise sich mit wildfremden Perverslingen traf und ihn so verarschte. Christian hatte drei Möglichkeiten. Entweder stellte er Denise sofort zur Rede, was natürlich einen riesigen Krach provozieren würde. Er könnte auch einfach so tun, als gäbe es diese Mails nicht. Oder er konnte sie unter einen falschen Nickname anschreiben, dann würde er sehen, ob Denise ihn betrog. Er entschied sich für die dritte Möglichkeit.

Als Christian Lucy in seinen Plan einweihte, war diese überhaupt nicht glücklich darüber. Sie hatte nämlich das dumpfe Gefühl, daß Christian dabei ein paar Sachen über Denise erfuhr, die er todsicher nicht wissen wollte. Aber Christian ließ sich ja nicht von seinen Plan abbringen, obendrein mußte sie auch noch versprechen, daß sie Denise davon nichts verraten würde. Das tat sie reichlich widerwillig. Wenn Denise schon so einen Mist baute, warum konnte sie dabei nicht wenigstens vorsichtiger sein. Und überhaupt konnte sie Denise nicht verstehen, insgeheim gefiel ihr Christian sehr. Jetzt konnte sich nichts mehr tun, außer hoffen, daß Denise Vernunft annahm und das würde so schnell nicht passieren.Dazu gefiel Denise das Spielchen viel zu sehr. Der Platz zwischen den Stühlen war schon verdammt unbequem. Hoffentlich reagierte Denise richtig. Und hoffentlich drehte Christian nicht durch.

Denise liebte nicht nur private Spielchen. Auf einer Betriebsfeier wurde ihr Chef so richtig zutraulich und nach der Betriebsfeier machte der Herr Richard Isslinger einen Riesenfehler und schlief mit ihr. Das hatte Denise auch nicht aus reiner christlicher Nächstenliebe getan, denn sie hatte alles gefilmt. Nicht aus sentimentalen Gründen, sondern weil sie damit Richard erpresste. Entweder er gab ihr eine fette Gehaltserhöhung oder seine Frau würde umgehend das Band erhalten. Richard, der sich lebhaft die Reaktion seiner Frau vorstellen konnte, ging zähneknirschend auf die Erpressung ein. Denise versprach ihm dafür, daß er das Band erhalten würde. Da ging Richard auf, daß Denise ihn solange in der Hand halten würde und wer sagte ihm, daß sie keine Kopie davon hatte.

Aber auch ohne Erpressung war die Stimmung auf der Arbeit nicht die beste. Im Hause Walser gab es einen handfesten Rosenkrieg und es verging keine Minute, in der Martina nicht über ihren Mann schimpfte, klagte und zeterte. Georg sei ein Weiberheld, der jedem Rock hinterherstiefelte. Das ganze ging Lucy herzlich auf die Nerven. Warum sagte sie dann nicht Georg die Meinung, warum mußte sie sich dann alles anhören. Dazu fehlte dann auch noch Christian, der dauernd anrufen mußte. Und Christian hatte anscheinend herausgefunden, daß Denise sich sehr wohl mit den Männern aus dem Chat zum Sex traf, denn er drehte schier durch, wenn sie nicht an ihren Platz war. Das toppte dann nur noch Martina, die komplett verrückt spielte, weil ihr Stofftiger verschwunden war, den ihr Mann ihr geschenkt hatte. Gottseidank hatte die Putzfrau "Tigerpötchen" bloß verlegt. Aus der Frau sollte noch jemand schlau werden.

Mit ihrer Vermutung in Bezug auf Christian lag Lucy ziemlich richtig. Denise war nur allzu gern auf "Thommys" Mails eingegangen und sie war auch sehr offenherzig. Leider auch im Bezug auf ihn. "Thommy" alias Christian mußte in den Antwortmails lesen, daß Denise ihn für einen ziemlichen Schlappschwanz und für eine Niete im Bett hielt. Dazu kam noch, daß sie ihn nicht gerade für den Intelligentesten hielt. Intelligent genug, um Dir auf die Schliche zu kommen, dachte er finster und er dachte darüber nach, warum Denise überhaupt mit ihm zusammen war, wenn er doch so ein Schlappschwanz war. Trotzdem sagte er einer Verabredung zu, die am 26.9 stattfinden würde. Er würde ganz bestimmt hingehen und dann würde sie mal sehen, wer hier der Intelligente war. Dazu hatte er ihr auch noch einiges zu sagen. Dann würde sie aber ganz schön dumm aus der Wäsche gucken.

Martina Walser hatte nicht erwähnt, daß Georg einen ganz bestimmten Rock hinterher stiefelte. Sie glaubte nämlich, daß er ihr mit Denise fremdging. Dabei war Georg alias "Tigerpfötchen" doch einer der harmlosesten Bewunderer von Denise. Georg dachte gar nicht daran sich mit Denise zu treffen. Er wollte ihr doch nur zugucken, wenn sie strippte und dabei stellte er sich gern vor, daß sie es speziell nur für ihn tat. Aber dabei sollte es auch bleiben. Na schön. Es hatte ihn riesig gefreut, als er durch einen Ausschnitt von der Webcam bemerkte, daß sie ganz in der Nähe wohnte. Und heimlich hatte er sie auch privat beobachtet, was man streng genommen schon als spannen deuten konnte. Aber er hatte nie vorgehabt seine Frau zu betrügen. Am 26.09 sah er wieder Denise genüßlich zu wie sie sich langsam auszog. Zu dumm, jemand klingelte und Denise mußte aufhören. Durch die Webcam konnte er sehen, wie seine Frau die Wohnung betrat. Ihren Aussehen nach war sie auf 180 und er hatte richtig gelegen, da tobte sie auch schon los. Plötzlich schlug Martina Denise nieder und packte nach einen Kissen. Starr vor Entsetzen sah Georg zu, wie seine Ehefrau das Kissen solange Denise aufs Gesicht drückte, bis diese sich nicht mehr rührte. Georg machte sich auf den Weg zu Denise Wohnung.

Christian, der keine Ahnung von allen hatte, klingelte an Denise Tür. Er war fuchsteufelswild vor Wut und das würde sich Denise auch anhören müssen. Warum machte sie denn jetzt nicht auf? Wußte sie etwa davon und lachte gerade über ihn? Rasend vor Wut rief er sie an. Sie war doch da, warum ging denn jetzt der Anrufbeantworter an? "Denise" brüllte er "ich weiß daß Du da bist. So leicht kommst Du mir nicht davon. So leicht nicht." Dann würde er sich eben den Zweitschlüssel aus dem Keller holen. Als er die Türe aufschloß, formulierte er in Gedanken schon die Beschimpfungen, als er auf Denise Leiche stieß. Er sackte auf die Knie, packte dummerweise das Kissen und starrte sie an. Plötzlich kam Lucy dazu, die eigentlich nur ihre Geldbörse wollte, die sie ausversehen bei Denise eingesteckt hatte. Lucy sah auf Christian, auf das Kissen und Denise Leiche. Dazu hörte sie wie Christian immer und immer wieder hervorstieß "Es ist nicht so wie es aussieht, es ist nicht so wie es aussieht." Dann stürmte er an ihr vorbei. In der ersten Aufregung merkte niemand, daß Denise Laptop fehlte.

Georg hatte Denise Laptop heimlich aus der Wohnung verschwinden lassen, dazu auch noch den Seidenschal, den seine Frau dort vergessen hatte. Es war nicht der feinste Schachzug, aber mit der Behauptung, daß er alles auf DVD hätte erzwang er sich ein Besuchsrecht bei seinen Kindern. Christian gegenüber hatte er ein schlechtes Gewissen. Denn der mußte sich mit Staatsanwälten auseinandersetzen, die ihm kein Wort glaubten, schon gar nicht daß er unschuldig war. Besonders bei dem Satz "so leicht kommst Du mir nicht davon" auf dem Anrufbeantworter hatte der Staatsanwalt Lukas mächtig große Ohren bekommen. Seine Rechtsanwältin Mauss wunderte sich hingegen, warum ihr Mandant sich eine halbe Stunde lang über die Leiche gebeugt haben sollte und das auch noch mit dem Kissen. Da konnte doch was nicht stimmen. Aber während der Verhandlung sollte alles anders kommen. Elke Kleinschmidts Tochter Jule erkannte Georg Walser, der alles andere wollte als vom Richter verhört zu werden. Mit einen Blick auf seine Frau erzählte er trotzdem dann die Wahrheit.


cocosgirl




 

 © richter-alexander-hold-fanpage.de