"Samstag, 02.09.06"
Der Fall:
Der Hausmeister Hermann wird beschuldigt
seine alkoholkranke Frau Rosemarie ermordet zu haben, von
ihrer Leiche fehlt bis heute jede Spur! Konnte er die ewige
Streitereien wegen der Alkoholsucht nicht ertragen? Oder
bewahrheitet sich Hermanns Aussage, dass seine Ehefrau
ihn aus freien Stücken verlassen hat?
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Die Sache mit der Wolke Sieben war in der Ehe von Hermann
schon lange vorbei. Anfangs hatte er sich noch nichts dabei
gedacht, wenn seine Ehefrau mal wieder einen über den Durst
getrunken hatte, dann aber fiel ihm auf, daß das anscheinend
ein Dauerzustand bei ihr war. Ihr Alkoholkonsum stieg und
im Vollrausch wurde sie richtig ausfallend und belegte
Hermann mit Ausdrücken, die gar nicht zärtlich waren, dabei
flogen schon mal ein oder zwei Möbelstücke. Von Alkoholsucht
wollte sie nichts hören und von Therapie schon gar nichts.
Hermann versuchte ruhig zu bleiben, aber wenn einen Haushaltsgegenstände
an den Kopf geworfen werden, ist es bekanntlich schwer
höflich zu bleiben und irgendwann brüllte er zurück. Ihm
war klar, daß es nach außen sich anhören mußte, als ob
gerade bei ihnen Mord und Totschlag stattfinden würde.
Nach der Geburt ihrer Tochter Nele riß Rosemarie sich am
Riemen und schränkte das Trinken ein. Hermann glaubte schon
an sowas wie Einsicht, als sie auch schon wieder anfing
mit dem Trinken und so ging das Gezeter munter weiter.
Nele, die die ewige Streiterei nicht aushielt, riß mit
13 von zu Hause aus. Inzwischen war Rosemaries Alkoholsucht
so schwer, daß man sie nicht lange alleine lassen konnte,
also gab Hermann seine Stelle als Teppichverleger auf und
arbeitete als Hausmeister, wo er notfalls schnell zur Stelle
sein konnte.
Eigentlich wußte Hermann, daß ihm die Sache schon längst
über den Kopf gewachsen war, Rosemarie hätte professionelle
Hilfe gebraucht. Aber immer noch war entschlossen seiner
Frau selbst zu helfen. Verbissen kippte er jeden Tropfen
Alkohol im Haus weg unter großen Gezeter seiner Frau, deren
Dankbarkeit sich in Grenzen hielt. Trotzdem schaffte sie
es immer wieder sich Nachschub zu besorgen und so fiel
sie weiter alle naselang betrunken hin und holte sich blaue
Flecke an Armen und Beinen. Das bewog ihre Nachbarin Nadja
Lahn an einen Fall von häuslicher Gewalt zu glauben. Rosemarie,
die an dem Tag furchtbar sauer auf Hermann war, weil ihr
Lieblingsschnaps jetzt Richtung Tegeler See floß, vertraute
ihr brühwarm an, daß ihr Mann "sie garantiert umbringen
würde, wenn sie ihn verlassen würde." Nadja Lahn sperrte
Ohren, Nase und Mund auf. Das der Fischer ein unnahbarer
Stockfisch war, mit dem man kaum reden konnte, hatte sie
gewußt, aber das war unglaublich. War da nicht die Sache
mit der ersten Frau Theresa gewesen, die bei einen Badeunfall
ums Leben gekommen war? Hier konnte nur mit dem Schlimmsten
gerechnet werden, fand sie.
Ausgerechnet Hermanns Freund Robert sorgte dafür, daß Rosemarie
niemals auf dem Trockenen sitzen mußte. Hermann hatte ihn
die Stelle als Hausmeister besorgt und darum war der gute
Robert auch schnell zur Stelle, wenn Rosemarie wieder Durst
hatte. Nicht selten, saßen sie zusammen und Rosemarie schimpfte
über den "Blödkopp". Als sie eines Tages sich
wieder mit einer Wodkaflasche über die große böse Welt
hinwegtröstete, kam ihr Mann heim und der war direkt auf
hundertachtzig. Hermann hatte endgültig die Schnauze voll,
daß sie ewig betrunken war und obendrein auch noch bösartig
wurde. Jeden Tag nach Hause zu kommen und angeschrien und
beleidigt zu werden war nicht das, was er erwartet hatte,
als es damals hieß "in guten und in schlechten Tagen".
Das hatte er sich ganz anders vorgestellt. Sein Gebrüll
hätte es locker mit einen wütenden Stier aufnehmen können.
Seine Frau starrte ihn im ersten Moment an, als habe sie
der Schlag getroffen, dann nahm sie einen großen Schluck
aus der Flasche und verschwand einfach im Schlafzimmer.
Hermann sah ihr wütend nach und knallte die Haustüre zu.
Er wollte nur möglichst viel Abstand zwischen seiner Frau
und sich haben, bevor er endgültig die Beherrschung verlor.
Als er nach Hause kam, überraschte ihn Rosemarie mit gepackten
Koffern. Zuerst versuchte er sie mit Brüllen, dann mit
Schütteln zum Bleiben zu überzeugen, aber sie wollte nicht.
Dann sollte sie doch gehen. Aufgebracht schubste er sie
weg. Rosemarie war durch den Wodka schon nicht sicher auf
den Beinen und der kleine Schubser brachte sie endgültig
aus dem Gleichgewicht. Sie fiel, knallte mit den Kopf an
die Tischkante. Hermann wußte direkt durch das häßliche
Knirschen, daß seine Frau tot war. Jetzt lief er panisch
durch die Wohnung. Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß seine
Frau wahrscheinlich schon der Nachbarin erzählt hatte,
daß sie gehen wollte. Er blickte auf die Koffer und beschloß
Rosemarie in der Jagdhütte seines Freundes verschwinden
zu lassen. Er war gar nicht klar im Kopf und konnte gar
nicht glauben, daß er hier die Leiche seiner Frau in einen
Teppich gerollt zu seinen Auto trug. Das mußte ein Alptraum
sein. Warum wachte er bloß nicht auf?
Sonja Baldes vermutete direkt eine Leiche in dem gerollten
Teppich. Sie war Polizeischülerin und sehr ehrgeizig. Eines
Tages würde sie wie ihr Vater im Landeskriminalamt arbeiten,
das war ihr festes Ziel. Entschlossen griff sie zum Telefonhörer
und bat um Verstärkung um den Mann festzunehmen. Doch die
Begeisterung ihrer Kollegen war nur halblau. Schließlich
hatte Sonja schon neun Mal irgendwelche Anzeigen gemacht
und dahinter hatte immer etwas harmloses gesteckt. Da war
zum Beispiel dieser arme Mann vom Schlüsseldienst, den
man fast als Einbrecher festgenommen hatte und der einen
Mordsschrecken bekommen hatte. Eine Leiche? Nun ja, man
würde einen Wagen schicken. Sonja Baldes ärgerte sich über
die lasche Antwort ihres Kollegen zu Tode. Verdammt, immer
behinderten sie einen, das mußte daran liegen, daß sie
a) eine Frau war und b) nicht jeder so pflichtbewußt war.
Dann würde sie ihn also alleine stellen. Aber Hermann wollte
sich nicht stellen lassen und den Teppich zeigen wolle
er aus guten Grund schon gar nicht. Mit Gebrüll räumte
er sich den Weg frei und fuhr dann einfach los.
Obwohl seine Schwester beteuerte, daß Rosemarie noch lebte
und daß aufgrund der Steckbriefe es mehrere Anrufer gegeben
hatte, daß man Rosemarie gesehen hatte, wurde Wolfgang
verhaftet. Der Leichenspürhund hatte in seiner Wohnung
angeschlagen und über die Behauptung, daß seine Mutter
in der Wohnung gestorben war, hatte der Staatsanwalt nur
müde gelächelt. War sie dann gleich noch mal im Kofferraum
gestorben. Nein, es mußte die Leiche der Ehefrau gewesen
sein. Hermann wurde verhaftet.
Rosemaries Koffer wurden von Jugendlichen gefunden, die
den Inhalt fröhlich zechend verbrannten. Einzig die EC-Karte
war interessant gewesen. Jessica hätte sich niemals dazu
bereit erklärt, sich als Rosemaries Fischers Tochter auszugeben,
wenn sie gewußt hätte, daß die Karte einer Vermißten gehörte.
Jetzt hatte sie der Ladenbesitzer unter einen fadenscheinigen
Grund aufgehalten und die Polizei war gekommen und hatte
sie ins Gericht mitgeschleift. Jetzt saß sie dort und wurde
vom Richter verhört. Ihr klingelten heftig die Ohren, als
sie hörte, daß die Karte vielleicht sogar einen Mordopfer
gehörte. Sie hatte doch nur feiern wollen, mit einen Mord
wollte sie nichts zu tun haben. Jetzt hatte sie echt ein
großes Problem.
cocosgirl
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