"Samstag, den 01.04.06"
Der Fall:
Der 18-jährigen Heike wird zur Last gelegt
ihren Freier erpresst zu haben. Als er nicht mehr zahlen
wollte, soll sie ihn mit einen Stuhl niedergeschlagen haben,
woraufhin er stürzte und sich das Genick brach. Wofür brauchte
Heike das Geld des Freiers? Was haben ihr Bruder Stefan
und ihr Freund Dominik damit zu tun?
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"Bist Du sicher, daß Du noch fahren kannst?"
Dominik sah Stefan zweifelnd an. Wenn Stefan ehrlich gewesen
wäre, hätte seine Antwort nein lauten müssen. Er und Dominik
hatten praktisch die ganze Nacht in diesen Klub verbracht
und ja, er war hundemüde. Aber der Weg nach Haus war gar
nicht so lange und schließlich war er doch ein geübter
Fahrer, also antwortete er mit einen klaren Ja. Nun gut,
er musste er es ja wissen. Dominik zögerte nicht lange
und nahm neben Stefan Platz. Während der Fahrt merkte Stefan
erst richtig, wie müde er war. Bald würden sie zu Hause
sein und dann wollte er nur schlafen und....nur nicht einschlafen,
mahnte er sich. Vielleicht waren ihm dann doch die Augen
zugefallen, Stefan sollte sich später nicht eindeutig erinnern.
Plötzlich war sie da, eine Frau auf dem Rad, hektisch versuchte
er zu bremsen. Was folgte, kam ihm vor wie eine Szene aus
einen Horrorfilm. Stefan konnte nicht mehr ausweichen,
die Frau stürzte vom Rad, genau auf dem Kopf. Das Rad lag
auf ihr und sie rührte sich nicht. "Scheiße"
murmelte Dominik, der jetzt hellwach neben ihm saß. Vorsichtig
hob Stefan das Rad an. Die Frau war tot. Ohne richtig den
Schmerz in seinen Bein zu registrieren, humpelte Stefan
zum Wagen zurück. Er hörte sich zu Stefan sagen "Die
Frau ist tot, wir können nichts mehr für sie tun."
Dann ließ er den Motor an und fuhr weiter ohne richtig
zu verstehen, was vorgefallen war. Jemand allerdings hatte
alles gesehen und verstanden und war fest entschlossen,
daß auch zu nutzen.
Maya Janson hatte den Unfall genau beobachtet, als dann
noch der Artikel in der Zeitung über den tödlichen Ausgang
dieses Unfalles und eine Fahrerflucht berichtet wurde,
brauchte sie nicht groß nachzudenken, wer der gesuchte
Unfallfahrer war. Und zufällig kannte sie auch die Schwester
dieses Unfallfahrers. Maya glänzte in der Schule am ehesten
durch häufiges Schwänzen. Aber an diesen Tag würde es sich
wohl auch lohnen zur Schule zur gehen, wußte sie. Also
saß sie punkt acht vor den erstaunten Augen ihres Lehrers
mädchenhaft brav in der Schulklasse, meldete sich sogar
zweimal während des Unterrichtes und passte dann schließlich
Stefans Schwester Heike in der Pause ab. Mit einen breiten
genüßlichen Grinsen ließ sie Heike ihr Wissen über den
Unfall zukommen und kam ohne Umschweife zur Sache. Schließlich
sprach sie nicht aus seelsorgerischen Gründen mit ihr über
den Unfall. Entweder Heike würde ihr 5000 Euro zahlen oder
sie würde zur Polizei marschieren. Noch nicht mal Heike
war so dumm um nicht zu wissen, was dann geschehen würde,
fand sie. Heike wurde leichenblass und rang nach Luft "5000
Euro, wo soll ich die denn hernehmen." Ebenso gut
konnte Maya die Kronjuwelen der Queen verlangen. "Tja,
dann geh doch einfach auf Strich" erwiderte Maya und
weidete sich an Heikes wachsenden Entsetzen, "dann
kriegste das Geld schneller".
Eine zeitlang klammerte sich Heike an die Illusion, daß
Maya das nicht ernst meinte. Aber die meinte es wirklich
so. Fahrerflucht war eine ernste Sache. Sie wollte nicht,
daß ihr Bruder ins Gefängnis kam. Dann tat sie das, was
Maya ihr vorgeschlagen hatte. Mit ziemlich weichen Knien
versuchte sie ihr Glück auf dem Kiez. Die Prostituierten,
die dort schon ihr festes Revier hatten, schmissen nicht
gerade eine Willkommensparty für sie. Mit erfahrenen Augen
sahen sie schnell, daß die hübsche, dunkelhaarige und sehr
mädchenhaft wirkende Heike bald eine ernstzunehmende Konkurrenz
für sie sein würde. Heike hatte das Glück das Rosi, die
Besitzerin eines Stundenhotels sie unter die Fittiche nahm.
"Nun glättet mal euer Gefieder, Mädels, läuft ja genug
Mannsvolk für euch alle herum" Schnell hatte sie Heike
den Weg zu ihren Stundenhotel erklärt, denn schließlich
war sie ja auch eine Geschäftsfrau. Heike war hübsch und
fiel den Freiern auch schnell ins Auge und bald hatte sie
ihren ersten Freier. Nach dem ersten Freier übergab sich
Heike und heulte sich die Augen aus. Dann zog sie das Foto
des verbeulten Fahrrades des Unfallopfers aus der Tasche
und sah es sich gut an. Sie musste durchhalten.
Bald tauchte sie oft in Rosis Stundenhotel auf, immer öfters
in Begleitung von Peter Heinze. Wohlgefällig sah ihr Rosi
hinterher, fleissig wie ein Bienchen fand sie. Bald hatte
Heike so etwas wie Routine, doch das widerte sie alles
an. Die meisten Freier liessen an ihr aus, was sie vielleicht
dem Frauchen zu Hause nicht antun wollten. Sie konnte pro
"Übereinkunft" nicht mehr als 50 höchtens 70
Euro verlangen, da sie keine erfahrene Prostituierte war.
Wie lange würde sie brauchen um 5000 Euro zusammenzukratzen?
Ziemlich am Ende mit ihren Nerven und angewidert, mußte
sie sich eingestehen, daß ihr dringend etwas einfallen
mußte um schneller an das Geld ranzukommen. Schließlich
fand sich Peter Heinze vor einer entschlossenen Heike wieder,
die ihn erpresste. Sie verlangte, daß er regelmäßig 500
Euro an sie zu zahlen habe "sonst erzähle ich alles
Deiner Frau". Er war sich nicht sicher, ob das kleine
niedliche Ding wirklich zu seiner Frau gehen würde. Es
konnte aber gut möglich sein und seine Frau konnte zur
Hexe auf Rädern werden. Vollkommen vor dem Kopf geschlagen
ging er auf die Erpressung der Kindfrau ein. Brav ging
er zweimal die Woche zu ihr und folgsam zog er jedesmal
500 Euro vom Automaten um Heike bezahlen zu können.
Mit dem Wissen, daß sie ihr Geld früher oder später zusammenkriegen
würde, wurde der unfreiwillige Nebenjob einen Hauch leichter
für Heike. Sie mußte nicht mehr jeden Freier annehmen.
Heike konnte es sich auch mal leisten die unangenehmen
Männer abzuweisen, was ihr von Karin den Spitznamen "Miss
Rühr-mich-nicht-an" einbrachte. Karin liess es jeden
in Umkreis von 1 Kilometer wissen, wie sehr sie "Miss
Rühr-mich-nicht-an Getue"ankotzte. Läster Du ruhig,
dachte Heike, bald habe ich das alles hinter mir und ich
kann endlich mein normales Leben wieder aufnehmen. Ausgerechnet
an diesen Abend teilte ihr Peter Heinze reichlich angeheitert
mit daß
er sich nicht mehr erpressen lassen wolle "Nee mit
mir nicht, Puppchen, kannst ja ruhig zu meiner Ollen gehen.
Dann geh ich aber zur Polizei. Dann kannste ja sehen..."
Weiter kam der Mann nicht, denn die elfenhaft wirkende
Kindfrau verwandelte sich in die reinste Furie. Ihre ganze
Wut und ihr ganzer Abscheu entluden sich in dem Moment.
Sie schrie und tobte und Karin Späth fiel auf dem Flur
fast das Sektglas aus der Hand. Gut, daß ich mein Zimmer
weiter weg habe, dachte sie, bei dem Gekreische kriege
ich meinen Kunden ja nie auf Touren. Im Zimmer 13 sollte
der Streit seinen Höhepunkt finden.Peter Heinze brüllte
sie zurück an, plötzlich hatte Heike den Stuhl in der Hand
und schlug ihn Peter vor die Brust. Der Mann stolperte
rückwärts und krachte rückwärts auf den Tisch, fiel dann
wie ein Stein zu Boden. Entsetzt prüfte Heike am Nasenloch
nach Atemluft. Kein Atemzug, Peter Heinze war tot.
Rosi wußte noch nichts von dem ganzen Drama. Im Moment
interessierte sie der junge Mann auf dem Parkplatz, der
unschlüssig ins Stundenhotel reinblinzelte. Ach wie süß,
Jungchens erster Ausflug in Rosis Stundenhotel, dachte
sie und steuerte ihn mit einen jovialen Lächeln an "Na
geh doch rein, Jungchen, die Mädchen da drinnen werden
Dich schon nicht fressen."lockte sie. Dieser sah sie
an, als sei sie eine Erscheinung "Die Frauen da drinnen,
sind die alle Prostituierte" "Na klar doch, das
sind alles Prostituierte. Du kannst..." Doch das Jungchen
brach ihr fast auf dem Parkplatz zusammen. Bevor sie irgendwelche
Fragen stellen konnte, stürmte Stefan ins Hotel. Rosi konnte
nicht wissen, daß dies hier Heikes Bruder war, der sie
bis hier hin beschattet hatte und jetzt endgültig wußte,
daß Heike hier anschaffte. Er war wild entschlossen, sie
notfalls an den Haaren aus dem Hotel zu ziehen. Hier mußte
das Zimmer sein, daß er von der Straße aus gesehen hatte.
Er riß die Türe auf und fand erstens Peter Heinzes Leiche
und zweitens Heike, wie sie ziemlich wirr und kopflos mit
Dominik am Handy telefonierte, das er im Wagen auf sie
warten solle.
Die Tatsache, daß seine Schwester anschaffte, war ja schon
haarsträubend genug. Aber dann mit dieser Schwester noch
vor einer Leiche zu stehen, und nicht zu wissen wohin eben
mit dieser, das ist etwas was auch den stärksten Bruder
umhaut. Stefan musterte Heike und dann die Leiche. Die
Leiche und dann wieder Heike. Alles drehte sich. In einen
lächerlichen Versuch Peter Heinze verschwinden zu lassen,
zogen sie ihn unter das Bett. Notdürftig reparierten sie
den Stuhl und verschwanden schließlich. Unbemerkt fiel
das Foto vom Unfallfahrrad aus Heikes Tasche. Ausgerechnet
Rosi hatte schließlich das Pech Peter Heinze zu finden.
Nanu, dachte sie als auf den Boden blickte, da ist ein
Arm. Und wo ein Arm war, da konnte man meistens auch einen
ganzen Menschen finden, nicht wahr? Sie zog an diesen Arm
mit aller Kraft und schließlich hatte sie recht. Dieser
Arm, gehörte wirklich einen Menschen. Einen Menschen namens
Peter Heinze....
cocosgirl
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