"Dienstag, 07.02.06"
Der Fall:
Der 21-jährige Kurt wird beschuldigt sich
in eine Entziehungsklinik eingeschlichen und seinen ehemaligen
Schuldirektor Orangen gegeben zu haben, in die er vorher
Wodka gespritzt hatte. Horst wäre beinahe an Leberversagen
gestorben. hatte Kurt mit dem verhassten Mann noch eine
Rechnung offen?
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Wenn Stefanie Linzmann die Ehe ihrer Eltern mit einen Wort
hätte beschreiben sollen, dann wäre ihr spontan der Ausdruck
Hölle eingefallen. Ihr Vater war chronisch alkoholsüchtig.
Sie konnte gar nicht mehr zählen, wie oft ihr Vater total
betrunken mit bösartigen Wörtern sowie mit Möbeln um sich
warf. Das war noch viel schlimmer geworden, seit er seinen
Beruf als Schuldirektor hatte quittieren müssen. Alles
wegen dem beschissenen Alkohol. Horst Linzmann hatte natürlich
auch dafür eine Ausrede parat. Schließlich war der Streß
auf der Schule mit den Kollegen, den Chef schuld daran,
daß er mit den Trinken angefangen hatte, beteuerte er oft.
Und die Schüler.... Das er die Schüler öft angepöbelt und
angegriffen hatte, verdrängte er dabei total. Schließlich
hatte man ihn freundlich dazu geraten, doch seinen Dienst
besser zu quittieren. Jetzt hockte er zu Hause, trank und
tyrannisierte seine Familie. Kurzum gesagt die ganze Familiensituation
war unerträglich. Wie gut, daß Stefanie Kurt hatte, der
ihr so gut zu hören konnte. Was sie nicht wußte war, daß
Kurt ihr so einiges über ihren Vater hätte erzählen können,
daß sogar sie noch schockiert hätte.
Kurt Forstberger kannte Horst Linzmann nämlich besser,
als er Stefanie gegenüber zugeben wollte. Damals wollte
seine Mutter ihn nämlich auf das Gynasium unterbringen,
auf dem Linzmann der Direktor war. Doch dieser hatte weniger
auf sein Zeugnis gesehen, als auf das den hinkenden Gang
des Jungen. Er hatte seine Mutter nur arrogant angesehen
und ihr vorgeschlagen, ihn besser auf einer Behindertenschule
unterzubringen, einen "Krüppel" auf der Schule
wolle er nicht. Doch seine Mutter wollte unbedingt, daß
er auf das Gynasium kam, der Rest der Unterhaltung wurde
ohne ihn fortgeführt. Zu seinen großen Erstaunen wurde
er dann doch angenommen. Linzmann ließ ihn jedoch bei jeder
Gelegenheit spüren, daß er in seinen Augen ein "Krüppel"
war und stellte ihn liebend gern als Vollidioten hin. Kurt
ertrug die Behindertenwitze klaglos und fragte sich oft
warum ihn dann Linzmann als Schüler akzeptiert hatte. Jahre
später sollte er es erfahren.
Kurts Vater kam bei einen Autounfall ums Leben, nachdem
er alkoholisiert gegen einen Baum gefahren war. Danach
wurde seine Mutter stark depressiv, sprach immer wieder
davon, daß es ihre Schuld war und zog sich immer mehr zurück.
Sie pflegte sich nicht mehr und kam nicht mehr aus den
Schlafzimmer heraus und starrte alte Photos an. In ganz
seltenen klaren Momenten sprach sie davon, daß sie benutzt
und bedreckt fühlte, was sie damit meinte, erklärte sie
nie. Schließlich war sie noch nicht einmal für Kurt ansprechbar
und verweigerte sämtliche Nahrungsaufnahme. Es gab keine
andere Lösung, als sie in eine psychomatische Klinik einzuweisen,
in der sie jedoch keinerlei Fortschritte machte. Wenn Kurt
sie besuchte, starrte sie einfach nur vor sich hin, schluchzte
dann und wann und wiegte sich hin und her. Die Außenwelt
existierte nicht mehr für sie. Jahre später nach dem Unfalltod
seines Vaters erfuhr Kurt auch den Grund des Zusammenbruches
seiner Mutter. Sie hatte damals mit Linzmann geschlafen,
damit er aufgenommen wurde. Danach hatte Linzmann sie jedoch
gezwungen immer und immer wieder mit ihm zu schlafen. Da
er damit auch oft im betrunkenen Zustand gern damit prahlte,
erfuhr auch sein Vater davon und hatte dann den tödlichen
Autounfall mit 2,8 Promille. Das war einer der Gründe warum
er Linzmann haßte. Er sah natürlich auch, wie sehr Linzmann
seiner Familie das Leben zur Hölle machte und wie sehr
darunter Stefanie litt.
Eines Abends ging Horst Linzmann noch viel weiter, als
nur Möbel durch die Luft zu werfen. Es war an einen Septemberabend,
als Horst Linzmann in blinder Wut seine Frau in der Küche
zusammenschlug. Fassungslos mußte Stefanie zusehen, wie
ihr Vater immer und immer wieder auf ihre Mutter einschlug.
Von dem Geschrei alarmiert, riefen besorgte Nachbarn die
Polizei, die auch sofort erschien und den immer noch tobenden
Horst Linzmann verhaftete. Das Endresultat war, daß Horst
Linzmann in eine Entziehungsklinik untergebracht wurde.
Stefanie fühlte sich schuldig bei den Gedanken, aber endlich
würden sie erstmal Ruhe vor ihren cholerischen Vater haben.
Diesen Gedanken vertraute sie auch nur Kurt an.
Kurt beschloß Linzmann weiter im Auge zu haben und nahm
eine Nebenstelle in der Entziehungsklinik an. Stefanie
vertraute ihm an, daß ihr Leben besser geworden war seit
ihr Vater in der Klinik war. "Am besten wäre es, sie
würden ihn da behalten" vertraute sie ihm an. Kurt
war fest entschlossen dem nachzuhelfen vor allen Dingen,
da ein Entlassungstermin im November immer näher rückte.
Sonntags hatte Linzmann immer Sport und Kurt nutzte die
Zeit. Er nahm eine Einwegspritze und präparierte die Pralinen
von Linzmann mit Wodka. Er dachte an seine Mutter, und
er dachte an Stefanie und ihre Mutter, der es nicht so
gehen sollte.
Linzmann kam nach den Sport auf seinen Zimmer an. Das die
hier aber auch so einen Wert auf das alberne Gehopse legten.
Aber wenn es ihn seiner Entlassung näher brachte, dann
würde er mitmachen. Er hatte auch erfahren, daß seine Entlassung
in sichtbare Nähe rückte. Hungrig äugte er die Pralinen
an, nach den ganzen Gestrampel hatte er doch wohl eine
kleine Praline verdient. Oder zwei? Schon nach den ersten
Bissen konnte er den Alkohol schmecken. Verdammt, dachte
er, und begann am ganzen Leib zu zittern Der Alkohol wirkte
sofort in seinen Körper, er konnte fühlen, wie er ihn in
den Kopf stieg. Ein lang vermißtes Gefühl. Gierig stopfte
er sich den Rest in den Mund. "Ein Rückfall"
erklärten die Ärzte später und schüttelten die Köpfe, dabei
war er doch fast trocken gewesen. Der Entlassungstermin
rückte wieder in die Ferne.
An diesen Tag erkundigte sich Kurt auffällig oft nach Stefanies
Vater. Als dann endlich die ersehnte Nachricht vom Rückfall
kam und vor allen Dingen, daß er noch in der Klinik bleiben
müsse, kostete es ihn einige Mühe, erschüttert auszusehen.
Am 4. Dezember beschloß Kurt noch ein Mal nachzuhelfen.
Dieses Mal präparierte er eine Orange mit Wodka. Ein erneuter
Rückfall würde Stefanie noch ein paar friedliche Wochen
schenken. Aber dieses Mal blieb es nicht bei einen Rückfall.
Horst Linzmann erlitt ein akutes Leberversagen und sollte
danach fünf Tage im Koma liegen.
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