"'Samstag, 21.01.06"
Der Fall:
Der rechtsradikale Ronny Neumann ist angeklagt,
den Bulgaren Georgi in dessen Auto die Klippen hinabgestossen
zu haben. War purer Ausländerhass das Motiv oder steckt
noch etwas ganz anderes hinter den Anschlag? Welche Rolle
spielt Georgis Bruder Vladimir, dem das Tatfahrzeug gehörte?
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Betont gelassen ließ Manuela die Luftmatratze ins Wasser
gleiten. Unterwürfig blickte sie dabei Ronny, ihren Ehemann
an, der mit einen unwilligen Schnauben sein Einverständnis
gab. Konnte sich dieser Mann nicht normal artikulieren?
Plötzlich warf Ronny ihr einen scharfen Blick zu "Paß
auf wir reden heute abend noch" Sie wußte genau, was
er meinte. Manuela hatte Ronny mit 19 geheiratet und hatte
eine reichliche naive Vorstellung von der Ehe gehabt. Es
sollte sich rausstellen, daß ihr Mann darunter etwas ganz
anderes verstand. Ronnys Vorstellung eines normalen Ehelebens
bestand darin,daß er Manuela nach Herzenslust kommandieren,
betrügen und auch nach Belieben schlagen konnte. Seit Tagen
glaubte sie, daß Ronny von ihr und Georgi wußte, darüber
wollte er heute abend "reden". Sie war sicher,
daß er vollkommen durchdrehen würde, wenn er endgültig
Bescheid wußte, deswegen mußte sie verschwinden.Vorsichtig
paddelte sie mit der Luftmatratze raus aufs Meer. Wenn
Ronny mit seinen Kumpels unterwegs war um ausländerfeindliche
Parolen bei reichlich Bier in einer Kneipe auszutauschen,
hatten Georgi und sie sich den Kopf zerbrochen, wie sie
ihm entkommen konnte. Wie geplant, trieb sie an dem Felsen
vorbei. Geschafft, Ronny konnte sie nicht mehr sehen. Behutsam
glitt sie ins Wasser, tauchte unter und ließ die Matratze
ohne sie weiter treiben. Sie wußte, daß Ronny glauben würde,
sie wäre ertrunken. Er wußte ja nicht, daß sie heimlich
schwimmen gelernt hatte. Während Ronny fassungslos die
leere Luftmatratze anstarrte und eine hektische Suchaktion
nach ihr eingeleitet wurde, schwamm sie mit sicheren Armbewegungen
an eine geschützte Strandstelle. Alles lief wie am Schnürchen.
Sie würde sicher in Rochelle untertauchen und sobald Georgi
genug Geld übrig hatte um Frau und Kind sicher zu versorgen
würde er nachkommen. Und das beste war Ronny würde glauben,
sie wäre tot.
Der Plan sollte nur fast ganz aufgehen. Offiziell war Manuela
Neumann gestorben, aber so schnell konnte Georgi ihr nicht
folgen, da er seine Frau und sein Kind nicht im Stich lassen
wollte, ohne das sie finanziell versorgt waren. Was Ronny
anging, der glaubte was er glauben sollte. Kurze Zeit plagte
in eine Art schlechtes Gewissen, was aber nicht lange anhielt.
Schon bald zog er wieder mit seinen Kumpels umher und bereicherte
erneut sein Vorstrafenregister mit Sachbeschädigung und
Beleidigung. Seine neue Freundin Jaqueline war die passende
Ergänzung. Jedes Mal wenn Ronny gegen Ausländer wetterte,
fand das den Beifall seiner neuen Freundin. Von der Einstellung
her waren beide ein Traumpaar. Natürlich war Georgi Ronny
ein Dorn im Auge, vor allen Dingen weil er sein Lokal so
erfolgreich führte, was er als persönliche Beleidigung
empfand. Wenn dann seine Freundin, die als Aushilfe im
Supermarkt arbeitete, dann beifallheischend zu berichten
wußte, daß die Brüder Dinev sich gezankt hatten, wegen
Geld und Ausgaben, dann fand sie in Ronny einen dankbaren
Abnehmer für solche Geschichten. Er wußte nicht, daß Georgi
Vladimir deswegen in seinen Ausgaben so bremste um Manuela
nachfolgen zu können, die ganz und gar nicht tot war. Das
war auch das Beste so.
Georgis Verhalten gab nicht nur Vladimir ein Rätsel auf.
Seine Frau begann ihn auch mit Argusaugen zu beobachten.
Bald war sie sich sicher, daß er eine Affaire hatte und
ließ sich das auch partout nicht ausreden. Vladimir ärgerte
sich auch über seinen Bruder, aber das war nicht das Hauptproblem
in seinen Leben. Ganz offiziell war alles in Ordnung, er
war mit Vesta verheiratet und er arbeitete gern im Lokal,
führte ein Leben so wie es von ihm vielleicht erwartet
wurde. Heimlich aber fühlte er sich zu Männern hingezogen
und wenn er in der dafür bekannten Kneipe in den Armen
eines Mannes lag, träumte er davon den dann ganz offiziell
seiner Familie vorstellen zu können. Aber was würde Vesta
sagen? Wie sollte er seinen Bruder erklären? Also blieb
er weiterhin mit Vesta verheiratet und träumte weiter von
dem Leben was er wirklich führen wollte.
Nach drei Jahren entschied Manuela, daß es Zeit war heimzukehren,
Ronny hin oder her. Mochte Georgi noch so unken und warnen,
daß Ronny sie garantiert umbringen würde. Ob sie denn vergessen
hatte, wie brutal Ronny war. Georgi kannte den nämlich
nur zu gut, von der Zeit als sie noch gegeneinander Fussball
spielten. Einmal hatte der nämlich Georgi glatt ein blaues
Auge geschlagen, weil der es gewagt hatte ein Tor zu schießen.
Aber Manuela liess sich von ihren Vorhaben einfach nicht
abhalten, also stimmte er zähneknirschend zu. Mittlerweile
war er geschieden und natürlich wollte er mit seiner Freundin
zusammen sein. Wenn nur Ronny nicht wäre. Der war nicht
besonders helle, aber wenn der rausfand, daß Manuela noch
lebte, würde er garantiert seine Freunde zusammentrommeln
und Georgi wollte lieber nicht herausfinden, was dann geschehen
würde. Mit der Zeit war Ronny nicht gerade das gworden,
was man einsichtig nennen würde und auch seine sensible
Seite war nicht wirklich gewachsen. Nein, der kreuzt hier
auf und bringt uns beide um, warnte er und sie wußte, daß
er Recht hatte. Immer öfters dachte er daran, das Lokal
auf seinen Bruder umzuschreiben.
Als die ersten Drohanrufe kamen, war Georgi einfach nur
genervt. Er hielt den Hörer weit weg, denn Ronnys Stimme
konnte man auch so problemlos verstehen. Im Hintergrund
konnte er seine tollen Freunde pöbeln hören "Geh zurück
nach dem Balkan, Paprikafresser....." Grundgütiger,
genau die alten Sprüche wie damals, dachte er und fragte
sich ob sich je ein vernünftiger Gedanke in Ronnys Denkapparat
verirrt hatte. Vermutlich nicht. Eines Tages jedoch hielt
Manuela einen Brief in den Händen und nachdem war klar,
daß Ronnie wußte, daß sie noch am Leben war. "Bulgarenschlampe"
stand da in furchtbarer Handschrift konnte man weiter lesen
"Du wirst mich nie wieder verarschen." Sie sah
Georgi groß an und las halblaut weiter "Du bist meine
Frau und wirst es auch bleiben, bis der Tod uns scheidet.
Gezeichnet Dein Ehemann." Keiner wollte es aussprechen,
aber alles sah so aus, als ob Ronny dafür sorgen wollte,
das genau der Fall eintrat.
Am 13.01. fuhren er und Manuela auf die Klippen hinaus
und sahen lange aufs Meer hinaus. Unbemerkt war Ronny beiden
gefolgt, ausgerechnet in Vladimirs Wagen, den er sich einfach
genommen hatte. Wäre doch ein richtiger Witz, fand er,
wenn er beide mit dem Wagen vom Bruder erledigen konnte.
Unbeirrt fuhr er immer wieder gegen den Wagen der beiden.
Schnell ging Georgi auf, was der vorhatte. Er wollte beide
die Klippen runterstoßen und ein schneller Blick in Ronnys
Gesicht machte ihm klar, daß dies kein Scherz war. Panisch
drückte Georgi auf die Bremse, was nicht viel brachte.
Unbemerkt von allen wurde Georgis Ex-Frau Zeugin des Geschehens.
Bei jeden Knall zuckte sie nervös zusammen, konnte jedoch
nichts tun. Wer war Georgis Beifahrerin? Unwichtig, denn
der Wagen wurde immer weiter über die Klippen gestossen.
Fassungslos mußte sie mit ansehen, wie der Wagen über die
Klippen gestossen wurde und mit mehreren furchtbaren Aufknallen
nach unten stürzte. Der Irre stieg aus..... Schnell versteckte
sie sich im Gebüsch und rief die Polizei und den Notarzt
an.
Georgis Wagen fiel nach drei Metern auf einen kleinen Felsvorsprung.
Schnell und panisch kletterte er aus dem Wagen hinaus,
er sollte im Krankenhaus wieder zu Bewußtsein kommen mit
einer Gehirnerschütterung, einer Fraktur der Elle und des
Mittelfußknochens, Manuela kam zum Glück mit ein paar Kratzern
davon. Der Wagen selber wurde mit einen Totalschaden aufgefunden.....
cocosgirl
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