"'Dienstag, 17.01.06"

Der Fall:

Verena soll versucht haben, Michael, den Freund ihrer Schwester, mit ihrem Auto zu überfahren. Wollte sie verhindern, dass er ihre Schwester weiterhin verprügelt? Oder steckte vielleicht ein Angestellter des Opfers hinter der Tat?

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Das kleine Mädchen wachte von den Geräuschen im Nebenzimmer auf. Normalerweise wußte Verena, daß ihre Mutter dann Besuch hatte und sie dann nicht zu ihr durfte. Doch diese Geräusche waren anders als sonst. Sie machten ihr Angst. Vorsichtig blickte sie nach ihrer schlafenden Schwester. Sophie war noch ein Baby und Verena war sechs Jahre alt. Von den schrillen Schreien ihrer Mutter und dem zornigen Gebrüll eines Mannes alarmiert, lief sie verstört zu ihrer Mutter. Diese lag auf dem Boden und ein Mann saß auf ihr drauf und prügelte und schüttelte unter lauter Verwünschungen auf die Frau ein. Verena war erst sechs Jahre alt und mit der Situation hoffnungslos überfordert. Aber als der Mann ihre Mutter würgte, rannte sie los und schlug mit ihren kleinen Händen auf ihn ein. Brutal warf er das Kind durch den Raum. Verena landete krachend im Glastisch. Benommen rappelte sie sich auf, während ihr das Blut aus dem Gesicht lief. Der Mann fixierte sie böse und sie fuhr zurück, als der Geruch von Alkohol und Schweiß, den er ausströmte, übermächtig wurde. "Na Kleine, ist wohl nicht Dein Tag, oder?" Der Mann feixte hämisch "Wenn Du jemanden erzählst was hier geschehen ist, komme ich zurück und mache das mit Deiner Schwester!" Er schenkt Sophie, die friedlich schlief, einen höhnischen Blick. Verena starrte nur auf die Tättowierung auf dem Arm des Mannes, es war eine schwarze Krähe. Sie schloß die Augen und die schwarze Krähe war fort. Aber ihre Mutter, die nur als Prostituierte gearbeitet hatte um ihre Kinder und sich durchzubringen, war tot.

Verena hatte nie überwunden wie ihre Mutter gestorben war. Sie hatte mit Birgit, bei der beide Schwestern aufwuchsen, vereinbart, daß Anna Obmann an Krebs gestorben war, niemals sollte Sophie erfahren, daß ihre Mutter brutal erwürgt worden war. So konnte Sophie auch ihre Überängstlichkeit niemals begreifen. Jedes Mal wenn sie einen Freund nach Hause brachte, konnte sie damit rechnen, daß Verena garantiert etwas an ihn auszusetzen fand. Eine Zeit lang hatte sie ja versucht, Verena mit jemanden zu verkuppeln, aber irgendwie roch sie den Braten sofort und machte dann total dicht. Sie war eine Meisterin darin, sich jeden Mann mit eisigen Blicken vom Leib zu halten. Dabei war sie sehr hübsch, trotz der Narben im Gesicht, auf die man auch nicht zu sprechen kommen durfte, über dieses Thema schwieg sie sich auch tot. Umgekehrt fand sie doch für alles in Sophies Leben ein paar passende Worte "Mit dem willst Du ausgehen?" "Was ist das - Dein Freund? Das ist doch nicht Dein Ernst" "Um neun bist Du gefälligst zu Hause" und so weiter und sofort. Manchmal wünschte sich Sophie sie könnte verstehen, warum Verena sich immer so gebärden mußte, als ob jeder Mann ein Ungeheuer wäre. Aber mit ihren neuen Freund Michael, ja da sollte alles anders laufen.

Schon bald zogen Michael und Sophie zusammen, obwohl Verena wortreich sich darüber ausließ, was für ein Typ Michael wahrscheinlich war. Michael war 43 Jahre und hatte einen Schrotthandel und überwältigte Sophie geradezu mit Reisen und Geschenken. Verena war felsenfest davon überzeugt, daß Michael in Sophie nur ein Vorzeigeobjekt sah und brachte dies auch oft zum Ausdruck. Sophie war entschlossen, Verena vom Gegenteil zu überzeugen und lud sie zu der Geburtstagsfeier ein, die geplant war. Leider unterhielt sich Sophie für Michaels Geschmack auf der Feier ein bißchen zu nett mit seinen Assistenten Carsten und fuhr wütend dazwischen und als Sophie ihn eher aus Reflex etwas schubste, schlug er ihr voll ins Gesicht. Verena ging sofort wie eine wütende Furie auf ihn los und bald titulierten sich beide mit Ausdrücken, er mit Narbenfresse, verklemmte Zicke und Verena ihrerseits nicht faul, geizte auch nicht gerade mit Beschimpfungen. Am liebsten hätte Verena ihre sture Schwester sofort nach Hause geschleppt. Aber Sophie glaubte, das die Ohrfeige nur ein Ausrutscher war. Doch dies war nur der Anfang.

Nachdem Michael Sophie einfach so ins Gesicht geschlagen hatte, war Verena endgültig überzeugt davon, daß Michael ein brutaler Schläger war. Außerdem begannen diese Alpträume wieder, in denen sie ihre Mutter sterben sah. Nur daß sie nie das Gesicht des Mannes sehen konnte, sondern immer nur die Tättowierung, die schwarze Krähe. Als sie wiederholt immer öfters blaue Flecken an ihrer Schwester zu sehen bekam, fragte sie ihre Schwester gnadenlos nach der Ursache der Flecken aus. Diese kam dann immer mit Treppenstürzen und sonstigen Unfällen daher. Verena glaubte ihr kein Wort und ließ es ihre Schwester auch sofort wissen. Irgendwann platzte Sophie der Kragen und sie schrie ihre Schwester an, sie solle sich aus ihren Leben raushalten. Sie wäre lieber gestorben, als ihrer älteren Schwester einzugestehen, daß die cholerischen Ausbrüche von Michael solche Ausmaße annahmen, daß es sogar ihr Angst machte.

Eines Tages hatte Michael jedes Maß überschritten und Sophie hatte überall Prellungen und blaue Flecken. Verena blickte sie nur kurz an und fuhr sie direkt zum nächsten Krankenhaus, obwohl sich ihre Schwester zunächst sträubte. Als die Krankenschwester dezent nach der Ursache der Verletzungen fragte, erzählte Verena der Schwester haarklein was geschehen war. Diese schien nicht groß überrascht, denn Verletzungen wie diese hatte sie schon oft gesehen. Während ein freundlicher Arzt die weinende Sophie verarztete, schäumte Verena vor Wut. Sie würde Michael einen Besuch abstatten!

Michael stand unter der Dusche als es Sturm klingelte. Nicht groß bekleidet ging er an die Tür und fand sich vor einer wutschäumenden Verena wieder. Diese schrie ihren Zorn in die Welt hinaus. Sie schien gar kein Ende zu finden, brüllte und schrie immer wieder, daß sie ihn umbringen würde. Michael fand keine andere Methode sie legal zum Schweigen zu bringen, in dem er ihr einfach die Tür vor der Nase zuknallte. Zufällig fiel Verenas Blick auf seinen linken Oberarm. Die schwarze Krähe, es war die Tättowierung des Mannes, der ihre Mutter ermordet hatte. Hysterisch und außer sich lief sie aus dem Haus und rief Birgit an, die zuerst kaum ein Wort verstand. "Kind, wo bist Du?" Unter den unzusammenhängenden Gestammel konnte sie verstehen, daß sie im Auto vor Michaels Haus stand, dieser Sophie geschlagen habe und noch mehr. Sie versuchte immer wieder ruhig auf die junge Frau einzureden, dann sagte Verena das unglaubliche, nämlich daß sie jetzt gedenke Michael umzufahren. "Kind, überleg Dir das bitte nochmal." Aber dann konnte Birgit den Motor aufheulen hören und dann ein weiteres furchtbares Geräusch. "Gut" sagte sie monoton "park den Wagen an eine Straße und melde ihn als gestohlen an, hörst Du" Als sie auflegte konnte Birgit selbst nicht glauben, sowas gesagt zu haben.

In Michaels Büro wartete derweil Carsten auf seinen Chef. Dieser hatte ihn um 20.00 um ein Treffen in seinem Büro gebeten oder vielmehr kommandiert. Carsten freute sich nicht gerade übermäßig auf das Treffen und er hing weder an seinen Chef noch an seinen Job. Die Bezeichnung war Assistent, Fussabtreter und zuständig für Drecksarbeiten wäre eine weitaus passendere Stellenbeschreibung gewesen fand er. Die Zeit verging. Das war typisch für seinen Chef, dauernd warf er die Zeiten und Termine durcheinander. Dann nach längerer Zeit entschied er sich zu Michael zu fahren. Anscheinend bin ich auch noch sein Kindermädchen, dachte er böse und dann sein zweiter Gedanke galt Sophie. Ob sie endlich einer seiner vielen Sms beantworten würde bald? So ziemlich genervt fuhr er zu Michael, als ein weißer Kombi mit einen Höllentempo an ihr vorbei fuhr. Das war doch das Auto von Sophies Schwester, die immer so furchtbar finster dreinblickte. Aber er hatte bald keinen Gedanken für die finsteren Blicke von Verena, denn auf der Straße lag eine Gestalt. Es war sein Chef Michael Jarsen......


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