"Montag, 02.01.06"

Der Fall:

Die Angeklagte Ramona soll Ronnie vom Dach eines Parkhausdaches gestossen haben. Sie behauptet jedoch ihn nie in ihren Leben gesehen zu haben. Hat die Angeklagte eine Doppelgängerin?

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Es gibt Dinge, die sich von Anfang an schon als schwerer Fehler erweisen. Ramona machte gleich zwei schwere Fehler auf einer Party an einen 17. April. Der erste Fehler war schon mal, daß sie obwohl sie es nicht vertrug, viel zu viel Alkohol auf der Party trank. Das wäre gar nicht so schlimm gewesen, wenn sie sich darauf beschränkt hätte. Der zweite jedoch viel schlimmere Fehler war mit Ronnie Schulze herum zu knutschen, der bestimmt nicht aus selbstlosen Gründen dafür sorgte, daß Ramonas Glas auch schön voll war. Mit steigenden Alkoholpegel fielen die Ramonas Hemmungen und vor allen Dingen ihre Kleiderstücke und schließlich hatte Ronnie sie da, wo er sie von Anfang an haben wollte. Aber nein, etwas fehlte noch.... Schnell und heimlich stellte Ronnie eine Kamera an. Schließlich hatte er alle seine Eroberungen auf Band..... "Action, Süße" dachte er hämisch und widmete sich wieder Ramona, die von all dem nichts ahnte.

Als Ramona wieder klarer denken konnte, beendete sie die Sache schnell. Vor allen Dingen, weil sie Phillip Prescher kennenlernte, der sich gottseidank als das Gegenteil von Ronnie entpuppte. Die beiden heirateten auch ziemlich schnell und ihr Glück galt als perfekt als Ramona Phillips Sohn Patrick zur Welt brachte. Eher gesagt Ramona wollte, daß es Patricks Sohn war. Da sie gut rechnen konnte, wußte sehr wohl, daß auch Ronnie in Betracht kam. Aber schließlich durfte das nicht sein und Ramona redete sich jeden Tag aufs Neue ein, daß Patrick Phillips Sohn war bis sie es selber glaubte. Phillip, der von der Nacht mit Ronnie nichts wußte, war schlicht und einfach ganz der strahlende stolze Vater. Ramona auch weiterhin fest entschlossen ihren Mann nichts von der Nacht zu erzählen. Warum auch die Pferde scheu machen. Er und nur er war der Vater von Patrick und jeden Gedanken, daß es anders sein könnte, verbat sie sich rigoros.

Vielleicht hätte sich Ramona auch bis an ihr Lebensende an diesen tröstlichen Gedanken klammern können, wenn sie im Juni sieben Jahre später nicht in der Stadt ausgerechnet auf Ronnie gestossen wäre. Der starrte bloß den kleinen Jungen an ihrer Hand an. Sofort war ihm klar, was Ramona die ganze Zeit nicht wahr haben wollte. "Sieh an ganz der Vater" Ramona stand nur da und starrte ihn mit kreidebleichen Gesicht an. Gut, dann mußte er nicht lange um den heißen Brei reden. "Ich habe so oft an die Nacht gedacht vor sieben Jahren im April, Du nicht auch? Weiß Dein Ehemann davon, dachte ich mir doch....." Vertraulich beugte er sich vor und raunte ihr ins Ohr "Wenn das so bleiben soll und ich die Klappe halten soll, dann will ich dafür aber auch entsprechend Geld sehen." Ziemlich mitleidslos sah er sie an, wie sie nach langen Lamentieren versicherte Geld zu besorgen. An den Jungen hatte er kein Interesse, aber das Geld kam ihm wie gerufen. Ronnie hatte ziemliche Schulden bei Lothar, einen alten Kumpel von ihm und der bestand mit ziemlicher Deutlichkeit auf die Rückzahlung. Ronnie hielt sich für ziemlich hart, aber Lothar machte ihm Angst.

Von da an tauchte Ronnie ständig wie ein Schreckgespenst in Ramonas Leben wieder auf. Wenn er sie nicht persönlich belauerte, schrieb er ihr E-mails, die so ziemlich alle die dringende Aufforderung beinhalteten rasch möglich ihm sein Schweigen zu bezahlen. E-mails wie "ich lasse bald die Bombe platzen..." "Wenn Du Deine Bilderbuchfamilie behalten willst" machten ihr solche Angst, daß sie einmal 200 Euro von ihrer Freundin Christel lieh unter dem Vorwand, daß Phillips Gehalt nicht pünktlich bezahlt worden wäre und von Phillip bekam sie 500 Euro, für eine angebliche Klassenfahrt für Patrick, die niemals stattfinden sollte. Das gab sie sofort an Ronnie weiter, der jedoch immer mehr wollte.

Sie konnte nicht ahnen, daß Ronnie seinerseits in der Klemme steckte. Sein guter alter Kumpel Lothar hatte nämlich ihre jahrelange Freundschaft nicht davon abgehalten seinen lieben Freund zusammen zu schlagen, weil er ihm 5000 Euro schuldete. Danach hatte er ihm noch ausdrucksreich klar gemacht, daß das erst der Anfang war, wenn er beim nächsten Stichtag nicht das Geld aufweisen konnte. Der Anfang bestand daraus, daß Ronnie eine Platzwunde an der Stirn, eine gebrochene Nase und ihm ein Zahn ausgeschlagen worden war, was seine Freundin Nadine dazu brachte bei seinen Anblick laut aufzuschreien. Ihr mußte er nicht lange erklären, was geschehen würde, wenn bis zum nächsten Stichtag am 08.10.05 das Geld nicht aufweisen konnte. Sie knirschte wild mit den Zähnen. Am liebsten hätte sie Lothar angezeigt, was jedoch nicht ging. Beide steckten tief in allerhand krummen Geschäften. "Nadine" sagte Ronnie "vor dem nächsten Treff habe ich wirklich Angst." Er überlegte fieberhaft, Ramona, ja die mußte ihm das Geld jetzt endlich geben.

Christel und Ramona waren mit ihren Kindern auf dem Spielplatz. Verstohlen betrachtete sie Ramona, die still und in sich gekehrt auf der Bank saß. Überhaupt was war mit ihr los? Sie lachte gar nicht mehr und hielt plötzlich krampfhaft ihr Geld zusammen. Sie wollte nicht mehr ins Kino, nicht mehr Essen gehen, nur nichts was Geld kostete. Plötzlich richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf eine Gestalt, die doch tatsächlich im Busch lauerte. Hoffentlich war das nicht einer der Verrückten, von denen man immer in der Zeitung las. Unauffällig sprach sie ihre Freundin auf den Mann an. Mit der Reaktion hatte sie wirklich nicht gerechnet. Diese lief kreidebleich an und forderte sie mit geradezu harscher Stimme auf auf ihren Sohn aufzupassen. Dann lief sie auf den Mann im Gebüsch zu. An der aggressiven Körperhaltung konnte sie sehen, daß beide heftig stritten. Der Mann lief auf Patrick zu und Ramona hielt ihn mit hysterischen Gesten zurück. Was zum Teufel ging da vor sich. Als Ramona später behauptete, der Mann hätte nur den Weg wissen wollen, glaubte sie ihr kein Wort. Sie sollte auch recht haben. Der Mann war niemand anders als Ronnie und der wollte 5000 Euro von Ramona. Stichtag war der 08.10.05.

Am 08.10.05 wußte Ramona nur eines. Sie konnte das Geld nicht auftreiben. Aber sie wollte ihre Familie nicht verlieren. Sie packte die Pistole ihres Großvaters in die Handtasche, gott weiß warum sie war eh nicht geladen, und ging zum vereinbarten Treffpunkt dem Dach eines Parkhausdeckes. Vielleicht konnte sie doch vernünftig mit Ronnie reden. Ronnie war jedoch nicht in der Stimmung zum Reden. Schließlich würde es Lothar auch nicht sein. Er packte sie und schüttelte sie und schrie auf sie ein. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Ramona, die außer sich vor Angst war, packte die Pistole aus. Sie hörte Ronnie noch sagen "Ey Ramona, mach jetzt bloß keinen Scheiß" und er ging immer mehr zurück. Entsetzt sah sie wie er rückwärts vom Dach fiel und hart unten aufschlug. Bald heulten von allen Seiten Sirenen auf. Panisch rannte Ramona blindlings an Lothar vorbei, der gekommen war um das Geld einzukassieren. "Verdammt, das Gesicht kenne ich doch irgendwo her" dachte er. Zum Nachdenken blieb ihm allerdings keine Zeit. Schließlich wollte er auch nicht auf die Polizei treffen....


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