"Donnerstag, 24.11.05"
Der Fall:
Der Tätowierer Torben ist angeklagt, den
Freund seiner angebeteten Anke brutal zusammengeschlagen
zu haben. Wollte er seinen Nebenbuhler wirklich aus dem
Weg räumen?
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Rein äußerlich konnte man sich Torben Reichwald nicht gerade
als Anwärter für den Friedensnobelpreis vorstellen. Er
trug seine eigene Tattoo-Entwürfe in seinen Gesicht spazieren,
hatte einen wilden Haarschnitt und dazu kam noch sein nicht
gerade leises Mundwerk. Aber wenn man ihn nicht gerade
über alle Maße reizte und hinter seine rauhe Fassade blickte,
war er wirklich ein weicher Kern in rauher Schale. So trug
er es mit Gelassenheit wenn seine Umwelt manchmal etwas
verschreckt auf ihn reagierte, wenn zum Beipiel ältere
Damen anfingen ängstlich ihre Handtaschen zu umklammern
und auf Provokationen reagierte er nur gelegentlich mit
einen frechen Spruch. Auf ganz andere Art und Weise reizte
ihn allerdings Anke, in die er richtig verliebt war. Mit
ihren scheuen, leisen Auftreten und ihrer zierlichen Figur
erinnerte sie ihn an eine der zahlreichen Elfen, die er
tagtäglich Gott-weiß-wen auf Gott-weiß-was für Körperteile
tätowierte. In ihrer Gegenwart wurde der sonst so laute
Mann richtig ruhig für seine Verhältnisse. Anfang März
faßte er sich ein Herz und handelte sich allerdings einen
freundlichen aber deutlichen Korb ein. Anke sagte ihn mit
leiser, verhuschter Stimme, daß sie schon einen Freund
hätte und schon war sie weg wie ein leiser Schatten. Torben
versuchte es mit Fassung zu tragen, denn so liefen nun
mal die Dinge, daß man eben nicht alles bekam und wenn
man es sich noch so von Herzen wünschte. Natürlich war
er noch verliebt in sie, aber er würde eben akzeptieren
müssen, daß sie für ihn unerreichbar war. So stürzte er
sich noch härter in die Arbeit und träumte weiterhin von
Anke.
Anke war eigentlich ganz glücklich mit ihren Fred. Nur
ein Streitpunkt tauchte immer wieder in ihrer Beziehung
auf. Fred drängte Anke immer wieder dazu ihre Wohnung aufzugeben
und zu ihn zu ziehen. Was sprach auch dagegen fand er.
Anke scheute sich allerdings davor diesen Schritt zu tun,
auch wenn sie es nicht richtig erklären konnte. Wie gut,
daß Fred so eine verständnisvolle Nachbarin hatte, der
man sich so richtig anvertrauen konnte. Ihr konnte Anke
erklären, daß sie einfach noch nicht richtig wußte, ob
sie überhaupt zu Fred ziehen wollte. Sie wußte einfach
nicht, ob Fred der Richtige für sie wäre und ob sie wirklich
zusammen passen würden. Steffi hörte mit einer scheinbaren
Engelsgeduld zu und kochte Tee. Sicherlich hätte sich Anke
niemals Steffi anvertraut, wenn sie gewußt hätte, was diese
wirklich im Sinn hatte. Denn diese wollte nur Fred und
da sie gewohnt war alles zu kriegen, was sie sich so in
den Kopf setzte, wollte sie nur eines. Einen Keil zwischen
Anke und Fred treiben. Anke, die davon nichts ahnte, plapperte
so ganz gegen ihre Gewohnheit alles von ihrer Seele. Auch
daß sie mit 17 Stimmen und Geräusche gehört hatte und drei
Jahre lang in psychiatrischer Behandlung wegen Verfolgungswahn
gewesen war. Steffi drehte sich um, damit die Rivalin ihr
Lachen nicht sah.
Steffi nichts Besseres zu tun, als Fred brühwarm von diesen
Gespräch zu erzählen. Ganz mitfühlend saß sie da und harrte
der Dinge, die da kommen sollten. Würde er wütend werden?
Brüllen, schreien? Vielleicht trennte er sich sogar sofort
von Anke... Aber nichts von all dem geschah. Stattdessen
fing er an zu jammern und schließlich sogar an laut zu
heulen, wie ein Kleinkind, den man den Luftballon kaputt
gemacht hatte. "Sie ist meine Traumfrau" kreischte
er außer sich um dann noch schlimmer los zu heulen "Ich
kann nicht leben ohne sie" Das hatte sie nun wirklich
nicht erwartet. Was sollte sie nun machen, sie war keinen
Schritt weitergekommen. Steffi entschied sich ihm zu zuflüstern,
daß sie immer für ihn da wäre. Nicht natürlich ohne sich
dezent an ihn zudrücken. Doch Fred registrierte weder das
noch das Steffi ging. Er konnte nicht zu lassen, daß Anke
ihn verließ. Dann dachte er genauer nach und schließlich
wußte er wie er sie wieder im Griff bekommen würde. Er
mußte nur Anke davon überzeugen, daß sie ihn brauchte.
Das SIE nicht ohne ihn leben konnte. Und er hatte auch
schon eine Idee.
Für Anke sollte bald eine alptraumhafte Zeit beginnen.
Als sie morgens auf die Arbeit kam, stürzte schon ihr Chef
rotgesichtig und über den ganzen Flur brüllend auf sie
zu und dann sah sie auch schon die Bescherung. Jemand hatte
über die Fensterscheiben geschrieben "Anke, ich liebe
Dich" Bergeweise Schokopralinen türmten sich vor ihrer
Haustüre und bald bekam sie Anrufe, aber niemand meldete
sich. Anke begann schon zu zusammenzuzucken, wenn das Telefon
klingelte. Bald verlor sie die Nerven und sie begann in
den Hörer zu brüllen. Fred zeigte sich besonders verständnisvoll
und nachsichtig, wenn sie zunehmend ängstlicher reagierte,
bis sie sich noch nicht mal mehr vor die Tür traute. Er
schloß Anke fest in die Arme und lächelte triumphierend,
als diese fest daran glaubte, daß Torben hinter all dem
steckte. Du weißt gar nichts, dachte er zufrieden und nahm
sich vor den Druck noch mehr zu erhöhen. Ein paar Wochen
später hatte er sein Ziel erreicht und sie war bei ihm
eingezogen. Auf die besorgten Nachfragen von seiner Nachbarin,
reagierte er mit einen kühlen "Ich habe sie wieder
im Griff". Und so war es doch schließlich auch, oder?
Richtig panisch wurde sie, als sie Liebesbriefe erhielt,
in denen waren Photos beigefügt. Photos, wo sie allein
in ihren Bett lag. Mittlerweile wollte sie keinen Schritt
mehr ohne Fred tun und zuckte bei jedem Geräusch zusammen.
Fred paßte, daß sehr gut in den Kram. Aber Torben mußte
Anke nochmal ansprechen, damit sie weiterhin davon überzeugt
ist, daß er der Böse ist, aber wie.... Dann grinste er,
nahm Ankes Handy und begann zu tippen "Ich habe solche
Angst. Er schlägt mich. Torben, bitte melde Dich."
Na, wenn das nicht zog.....
Am 19. nahm das Schicksal seinen Lauf. Anke und Fred waren
seit langer Zeit mal wieder ausgegangen. "Schließlich
kannst Du Dich nicht immer vor Torben verstecken, Schatz"
hatte Fred gesagt "außerdem bin ich ja dabei"
So saßen sie im Big Easy, den Laden, wo Torben jeden Freitag
einkehrte. Aus den Augenwinkeln konnte er das Auto von
Torben ausmachen. Scheinbar verlegen bat er Anke, seine
Geldbörse aus dem Auto zu holen. Hochzufrieden saß er da,
bis eine zu Tode erschreckte Anke reinstürzte und erzählte,
daß Torben gekommen seie. Der richtige Moment um Held zu
spielen, dachte er, fing an sich mächtig aufzuspielen.
Er lief zu seinen Rivalen und schrie ihn so richtig schön
an. Das macht was her, fand er. Doch er hatte eines unterschätzt,
wenn es eines gab was Torben so richtig haßte, waren es
Männer die Frauen schlugen. Besonders wenn es die Frau
war, die er liebte. Voller Wut schlug er Fred ins Gesicht
und ließ auch nicht von ihm ab, als der am Boden lag. Von
einen Fahrrad schrie eine Frau "Hey, was machst Du
da" Das ließ ihn zur Besinnung kommen. Er ließ von
Fred ab und brauste in seinen Wagen davon.
Als Anke nach draußen rannte, fand sie ihren Freund zusammengekrümmt
auf den Boden liegen, Blut rannte aus seiner Nase. Im Krankenhaus
stellte man schließlich fest, daß ein Nasenbeinbruch und
eine Jochbeinfraktur vorlagen. Außerdem bildeten sich ein
Brillenhämatom. Anke war auch direkt dafür, Torben anzuzeigen.
"Wir halten zusammen, nicht wahr" flüsterte sie
in das arme mißhandelte Gesicht ihres Freundes. Torben
war anscheinend kränker als sie gedacht hatten......
cocosgirl
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