"Dienstag, 01.11.05"

Der Fall:

Albert ist angeklagt, Lazlo, den Ex-Freund seiner Tochter unter einem Auto eingequetscht zu haben. Wollte er sich dafür rächen, das Lazlo das Mädchen geschlagen hatte?

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Als Albert den Freund seiner Tochter zum ersten Mal sah, wußte er instinktiv, daß da ein Haufen Ärger auf Beinen gerade zur Tür reinmarschiert kam. Er sah das Aufleuchten auf Bettinas Gesicht, als sie den jungen Mann sah und schwor sich zusammenzunehmen. Bettina war glücklich, daß allein zählte. Trotzdem schenkte er Lazlo einen scharfen Blick und es gefiel ihm immer weniger was er sah. Demonstrativ gelangweilt stand er im Hausflur und schenkte Bettina hin und wieder ein paar ungeduldige Blicke, dabei kaute er pausenlos auf einen Kaugummi herum, den er wenigstens hätte rausnehmen können. Er sah nicht so aus, als sei er wild darauf den Vater seiner Freundin kennenzulernen. Wieder predigte sich Albert sich aus der immerhin ersten Beziehung seiner Tochter rauszuhalten. Ein Freund würde Bettina davon abhalten immer wieder über den Tod ihrer Mutter nachzugrübeln. Ihre Mutter war todkrank gewesen und trotz intensiver Pflege schließlich an ihrer Krankheit gestorben. Nein, das war Bettinas erster Freund und er würde sich raushalten. Trotzdem eine ganz kleine Mahnung in seine Richtung, eigentlich auch nur ein freundlicher kleiner Hinweis konnte doch ganz gewiß nicht schaden, oder? Als Bettina gerade noch was aus ihrem Zimmer holte, nutzte er die Gunst der Stunde Lazlo daran wirklich fast freundlich daran zu erinnern, sein Mädchen bloß nicht unglücklich zu machen. Dem rutschte bei dieser wirklich nur freundlichen Aufmunterung fast alles aus dem Gesicht. Lazlo wären wohl noch ein oder zwei Sätze dazu eingefallen, aber dann kam Bettina wieder dazu. Lazlo grinste Bettina an, Bettina strahlte zurück und dann blieb Albert nichts anderes übrig als den beiden einen schönen Abend zu wünschen. Paß ja auf, mein Junge, dachte der Gemüsehändler finster.

Wenn Albert alles über Lazlo gewußt hätte, er hätte ihm sofort die Tür vor der Nase zugeschlagen und sie nie wieder aufgemacht. Hatte Lazlo doch schon eine Vorstrafe wegen der Autodiebstähle, die er gemeinsam mit seinen Kumpel Fabian begangen hatte. Das hielt die beiden jedoch nicht davon ab weiterhin Autos zu stehlen. Er machte eine Lehre als Automechaniker und fand, daß Autoschieberei ihn weitaus mehr Geld einbrachte. Nur mußte er viel vorsichtiger sein. Bettina wußte davon zuerst nichts. Sie war über beide Ohren in Lazlo verliebt und wollte ihn jeden Tag sehen. Sie strahlte vor Glück. Albert, der sich geduldig die Schwärmereien seiner Tochter anhörte, war nicht der gleichen Ansicht, hielt jedoch eisern sich zurück. Hauptsache, er macht meine Tochter glücklich, predigte er sich ständig mit einen immer mehr zunehmenden Zähneknirschen. Doch irgendwann verliert man ja bekanntlich auch die größte rosa Brille und Bettina, die Lazlo häufig in der Autowerkstatt besuchte, bekam auch öfters von den Auseinandersetzen zwischen Lazlo und Fabian mit. So ziemlich schockiert bekam sie mit, daß es hier um Autodiebstähle ging. Außerdem ging Lazlo zunehmend ruppiger mit ihr um. Er bedrängte sie immer häufiger mit ihm zu schlafen. So hatte sich Bettina das mit dem ersten Freund nun wirklich nicht vorgestellt. Irgendwie hatte ihr das Zusammensein doch eher romantischer vorgestellt. Doch Lazlo hatte mit Romantik und Sensibiliät wenig am Hut. Aber Bettina versuchte sich einzureden, daß das bestimmt ändern würde. Zumindest wenn sie mit ihm erstmal geschlafen hätte. Sie sollte sich irren.

Am Abend des 17. Märzes saß Bettina zu Haus vor dem Telefon und fragte sich wohl zum hundersten Mal, ob sie Lazlo anrufen sollte. An diesen Tag hatte es einen besonders häßlichen Streit zwischen den beiden gegeben. Lazlo wollte unbedingt mit ihr schlafen und das auch mit deutlich zum Ausdruck gebracht und als Bettina immer noch nicht so wollte wie er, hatte er rot gesehen und sie heftig geohrfeigt. Ihr Gesicht brannte immer noch. Seine heftigen Beschimpfungen noch im Ohr, verzichtete sie lieber darauf Lazlo anzurufen. Vielleicht wäre er morgen wieder besser gelaunt und dann könnte sie vielleicht auch mit ihm ein paar grundsätzliche Dinge besprechen. Gerade wo Bettina aufstehen wollte, klingelte das Telefon. Es war Lazlo, der sie bedrang nochmal sich mit ihm zu treffen. Sicher will er sich entschuldigen, dachte Bettina doch etwas erleichtert. Doch sich zu entschuldigen war wirklich das letzte, was Lazlo im Sinn hatte. Stattdessen machte er ihr heftige Vorwürfe, weil sie noch nicht mit ihm geschlafen hatte und pochte wieder auf sein Recht. Er argumentierte, daß es ihre Pflicht als gute Freundin sei, mit ihm zu schlafen. Langsam war es Bettina wirklich leid. Vielleicht wäre es wirklich das Beste es hinter sich zu bringen. Sie liebte ihn und sie wollte ihn nicht verlieren. Nicht wirklich begeistert stimmte sie zu. Ziemlich mechanisch begann sie sich auszuziehen. Gierig sah Lazlo zu.

Als Albert nach Ladenschluß nach Hause kam, fand er eine weinende aufgelöste Bettina vor. Schluchzend fiel sie ihm um den Hals. Albert verstand nur ein Wort "Lazlo" und schließlich dann "Lazlo hat...." Eigentlich hatte seine Tochter ihm nichts erzählen wollen, aber dann erzählte sie, wie Lazlo sie geschlagen habe und warum, alles nur nicht, das sie eben wirklich mit Lazlo geschlafen hatte. Danach war Lazlo wie von der Tarantel gebissen aufgesprungen und hatte verkündet, er habe keinen Bock auf diese Kleinkinderkram. Zynisch hatte er gefordert, sie müsse wohl noch viel üben und sie als verklemmte prüde Zicke beschimpft. Vielleicht war es zuerst auch ganz gut, daß sie das ihren Vater noch nicht erzählte, denn der kochte jetzt schon vor Wut. Er drückte seine Tochter ganz fest. Morgen werde ich mir das Bürschlein zur Brust nehmen, schwor er sich. Nicht heute, denn sonst würde er diesen Mistkerl bestimmt den Hals umdrehen.

Immer noch ziemlich wütend, machte sich Albert dann nach der Arbeit auf dem Weg zu der Autowerkstatt, wo Lazlo seine Lehre machte. Als er die Werkstatt betrat, befand dieser sich auf dem Rollwagen und schraubte an einen Wagen herum. Fabian verließ zu diesem Zeitpunkt die Szenerie mit einen ziemlich bösen Gesichtausdruck. Albert hatte noch aufschnappen können, das es um Autoschieberei ging und darum daß Lazlo keine Wagen besorgen hatte können. Auch noch kriminell, dachte er grimmig. Am besten ich komme direkt zur Sache, solange ich mich noch zusammenreißen kann, fand er. "Lazlo" Lazlo hatte wenigstens die Höflichkeit unter dem Wagen hervorzurollen. "Du packst meine Tochter nie wieder an, hast Du das begriffen" Lazlo verzog höhnisch das Gesicht "Auf die Alte habe ich eh keinen Bock." Keiner der beiden Männer konnte ahnen, daß Bettina sich heimlich in die Werkstatt eingeschlichen hatte und mitanhören musste, wie Lazlo ihren Vater bösartig beschimpfte. Jetzt wurde sie richtig wütend. In den war sie allen Ernstes verliebt gewesen. Wo war eigentlich ihr Verstand gewesen in dieser Zeit? Sie konnte sehen, wie Lazlo sich wieder unter den Wagen schwang und weiter an irgendwas herumbastelte und ihr Vater zornig die Werkstatt verließ. Zuerst wollte sie hinterher, aber wie fremdgesteuert ging sie auf den Wagen zu, unter dem Lazlo arbeitete. Das war ein Rollwagen auf dem der lag. Wie war das noch gewesen? Das Ablassventil mußte nach links gedreht werden, oder? Mit einiger Genugtuung sah sie wie der Wagen auf ihren jetzigen Ex-Freund ungebremst krachte.

Lazlos Glück war, daß er sein Handy in der Seitentasche hatte. Das fiel ihm noch ein, als er benommen unter seinen Wagen eingequetscht lag. Unter ziemlichen Schmerzen tastete er danach und wählte 110. Da er nicht wissen konnte, daß Bettina ihn unter den Wagen eingequetscht hatte, zeigte er Albert an.


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