" Samstag, 06.08.05 "

Der Fall:

Chantal ist angeklagt ihren Mann Joachim und dessen Sekretärin erschossen zu haben. Wollte sie damit verhindern, daß Joachim mit der Frau durchbrennt und die Millionen mitnimmt? Welche Rolle spielen dabei die Massenentlassungen in der Firma und die Drohbriefe die Joachim darauf erhielt?

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"Jenny, Jenny, mir gefällt das ganze nicht..." Gabriele seufzte tief um geduldig den Schwärmereien ihrer Tochter über ihren neuen Freund zu lauschen. Na ja, ihr Freund war die Bezeichnung stand doch etwas auf dünnem Eis, denn um genau zu sein war "ihr Freund" verheiratet. Und genau das gefiel Gabriele nun ganz und gar nicht. Sie runzelte die Stirn und versuchte die Begeisterung ihrer Tochter zu dämpfen "Kind überleg Dir das gut. Das ist doch immer das gleiche mit diesen verheirateten Männern. Sie machen Dir teure Geschenke, Komplimente und Versprechungen... Und was passiert? Gar nix!" Wenn sie gedacht hätte,daß ihre Mahnung auf fruchtbaren Boden fallen sollte, so sah sie sich getäuscht, denn Jenny sah sie glücklich lächelnd an "Mach dir doch bitte keine Sorgen, Joachim liebt mich" und obwohl sie allein in der Wohnung waren, senkte sie hastig ihre Stimme und flüsterte verschwörerisch "und er wird sich trennen von seiner Frau. Mama, er läßt sich scheiden und dann fangen wir ganz neu an...!" Jennys Mutter sah das strahlende Gesicht ihrer Tochter und grämte sich. Dir das Herz brechen wird, dir weh tun, das wird er, dachte sie böse. Wie dieser gräßliche Frederik, der einen furchtbaren Aufstand hier gemacht hatte, daß Gott und die Welt es mitbekam. Mit dem war sie ein Jahr zusammen, immer diese Streitereien und Trennungen. Mit Grausen dachte sie an diesen furchtbaren Tag, als dieser Kerl erfahren hatte, daß Jenny sein Kind abgetrieben hatte. In der Haustür hatte er gestanden und geheult wie ein Schloßhund. Dann hatte er geschrien, so laut daß es durch Mark und Bein ging "Wenn du was mit einen anderen Mann anfängst, werde ich das zu verhindern wissen." Wenn sie daran dachte, wurde ihr jetzt noch schlecht vor Angst. So jemanden war doch alles zuzutrauen. Und das hier mit diesen Joachim war sicherlich um keinen Deut besser. Aber Jenny lächelte noch breiter "Mach Dir bitte keine Sorgen, Mama" sagte sie weich " er wird sich scheiden lassen, das hat er mir versprochen." Der Chef und die Sekretärin, das ist ja wie in einen dieser zahllosen Komödien... aber zum lachen fand Gabriele das Ganze dann doch nicht. Joachim war der Chef ihrer Tochter. Wenn er sie satt hat, dann feuert er sie im schlimmsten Fall und im besten Fall... Sie wollte gar nicht darüber nachdenken.

Es hätte Gabriele beruhigt, wenn sie sich mit Joachim unterhalten hätte. Denn der wollte sich wirklich von seiner Frau scheiden lassen. Das Klima zwischen den beiden war, freundlich bezeichnet, ziemlich kühl und seine Schwester Veronika fragte vorsichtig bei ihren regelmässigen Telefonaten "ob denn alles in Ordnung wäre." So richtig raus mit der Sprache kam er auch hier nicht, er schob Unstimmigkeiten in der Firma vor. Das war auch richtig, er hatte Angestellte entlassen müssen. Unter anderen auch Jennifers ehemaligen Freund Frederik Scheuer, der als Controller bei ihm angestellt gewesen war. Einige hatten sich darüber aufgeregt und waren nur schwer zu beruhigen gewesen. Veronika hielt nicht viel von seiner Frau und sagte ihm dies auch.Um genauer zu sein dachte sie, Chantal wäre nur auf sein Geld aus. Sie war auch diejenige gewesen, die ihm zu einen Ehevertrag geraten hatte. Im Falle einer Scheidung nämlich würde Chantal nur 150.000 erhalten, statt der Millionen. Der Ehevertrag lag zusammen mit den Unterlagen und einer Magnum 53 im Safe des Arbeitszimmers. Nur er und Chantal wussten die Kombination von diesen Safe. Chantal war wirklich das genaue Gegenteil von Jennifer. Sie war eine kühle und selbstbewußte Frau, die wußte was sie wollte und wie sie es bekam. Sie war Kunsthändlerin. Veronika hatte es sich nicht ausreden lassen. "Am 16.11. da komm ich von einen Flug nach Berlin, und dann reden wir beide uns mal aus." Er hatte nur widerstrebend zugestimmt.

Chantal gehörte wirklich nicht zu den Frauen, die auf den Kopf gefallen waren. Und das ihr Mann weg von ihr wollte, das hatte sie längst bemerkt und sie kannte auch den Grund dafür. Seine Sekretärin, ausgerechnet dieses kleine, dumme Ding. Wenn er sich von ihr scheiden liess, dann würde sie dank dieses verdammten Ehevertrages nur 150.000 erhalten. Das war sehr wenig im Gegensatz zu den Geld, was sie haben könnte. Wie gesagt war Chantal eine sehr kluge Frau. Und sie wußte auch, wie man seine Mitmenschen für seine Zwecke benutzt. Sie dachte angestrengt nach. Zwei davon hörten auf den Namen Phillip Wagenbrecht und Steffen Teschmann. Beide waren verliebt in sie und wußten natürlich nichts voneinander. Sie hatte schnell herausgefunden, daß Steffen derjenige war, der am viel weiter gehen würde für sie. Sie verstand es sehr gut, ihn anzuheizen mit Geschichten über ihren "brutalen Ehemann" der sie schlagen und betrügen würde. Das sie auf Kommando weinen konnte, war sehr nützlich für sie.

An jenen 16.11 klingelte es Sturm bei Steffen Teschmann. Als er die Türe öffnete, stand eine aufgelöste Chantal vor ihm. Ihr Haar war zerzaust und ihre Augen dick geschwollen, als ob sie stundenlang geweint hätte. Dazu war ihre Bluse falsch geknöpft. Weinend fiel sie ihm in die Arme und schluchzte und schluchzte, wollte sich gar nicht beruhigen lassen. Endlich sprach sie unter Tränen "der Joachim.... vorige Nacht.... er hat mich wieder geschlagen und dann... wollte mich vergewaltigen." Sie presste sich noch heftiger an ihn. "Solange er lebt, werde ich niemals sicher sein. Du mußt ihn töten." Entsetzt fuhr er von ihr zurück. Für eine Sekunde sah sie sehr hart aus, aber er musste sich täuschen, denn sie fiel vor ihm auf die Knie. Er müsse es tun, denn solange ihr Mann noch leben würde, würde er sie niemals gehen lassen. Und er wollte doch mit ihr neu anfangen... im Süden... nur er und Chantal. Er nickte und als sie ihm die Magnum in die Hand drückte,widersprach er nicht. Brav folgte er ins Auto und beide fuhren dann zur Firma ihres Mannes. Die Fahrt war viel zu schnell vorbei "Siehst Du" sagte sie und deutete auf ein Fenster, er konnte sehen, wie Joachim mit einer Frau auf dem Schreibtisch beschäftigt war. Auf dem Schreibtisch, nicht am Schreibtisch. Jetzt verflogen seine letzten Zweifel.Chantal hatte nicht gelogen, ihr Mann war wirklich ein brutales und betrügerisches Schwein. Jetzt nahm er die Waffe wieder in die Hand. Sie sah absolut eiskalt aus, als sie sagte "Jetzt machst du den Alten kalt... und diese kleine Schlampe gleich mit." Er betrat das Büro, beide fuhren erschreckt auseinander, die Augen weit, als sie die Waffe sahen. Steffen schoß Joachim aus nächster Nähe in den Oberbauch und dann tötete er Jenny mit einen Schuß in den Kopf. Er zitterte nicht einmal. Draussen nahm ihn Chantal in Empfang, sie hatte durch das Fenster zugesehen. Kühl erklärte sie ihm, das sie jetzt zu einen Freund fahren würde, um sich ein Alibi geben zu lassen. Tatsächlich fuhr Chantal zu Phillip, der natürlich verliebt wie er war, versprach auszusagen, daß sie bei ihm gewesen sei. Sie schärfte ihm ein, daß er sagen solle, sie hätten die Geburtstagsparty ihres Mannes besprochen, denn er hatte einen Partyservice neben seiner Arbeit als Taxifahrer. Ganz wohl war ihn nicht dabei, denn um 18.30 hatte er sich aus Frankfurt gemeldet bei der Zentrale und innerhalb einer Stunde in Berlin zu sein, war unwahrscheinlich, zumal unter anderem die Straßen von mehren Staus und einen Volksfest verstopft waren. Aber er stimmt zu.

Genau an jenen Tag landete Veronika wie versprochen in Berlin. Sie rief um 20.30 bei ihren Bruder an, sie wollte ihm mitteilen, daß sie pünktlich sein würde. Dieses Mal, Bruderherz, stehst Du mir zu Rede und Antwort ,schwor sie sich. Aber niemand ging ans Telefon, was sie sehr verwunderte. Er mußte noch auf der Arbeit sein. Aber sie würde ihn schon hinter dem Schreibtisch hervorlocken. Sie rief sich ein Taxi und fuhr zum Büro ihres Bruders. Dort brannte noch Licht. Die Tür war angelehnt. Als sie die Tür öffnete, bot sich ihr ein Bild, was sie nicht erwartet hatte. Joachim lag mit einen nackten, blutüberströmten Oberkörper auf dem Schreibtisch, tot. Dabei eine fast nackte junge Frau, ohne Rock und Slip. Im Kopf konnte man eine Einschußloch sehen. Ihre Augen standen weit offen. Mit gräßlicher Deutlichkeit sah sie dies alles genau vor sich. Sie schrie und schrie... dann konnte sie nur eines tun, die Polizei rufen.

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