" Freitag, 11.03.05 "
Der Fall:
Johann soll Lars den vermeintlichen Vergwaltiger
seiner Tochter mit dem Wagenheber erschlagen haben. Wollte
er Selbstjustiz üben, weil seine 22-jährige Tochter immer
noch heute unter den schlimmen Folgen der Vergewaltigung
leidet und alkoholabhängig wurde. Oder hatte Lars noch
andere Feinde?
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Verstohlen näherte sich Johann seiner Tochter. Die 22
jährige saß in ihrem Zimmer und vor ihr stand ein leeres
Glas. Vorsichtig um sie nicht zu erschrecken, sprach er
sie an "Hallo Schätzchen, was machst du denn da?"
Apathisch hob sie den Kopf "gar nichts" murmelte
sie. Johann versuchte ein Seufzen zu unterdrücken, beklommen
registrierte er den Alkoholgeruch in dem Atem seiner Tochter.
Er versuchte es wieder "geht es Dir auch gut, mein
Mädchen?" Ein fast spöttischer Zug trat auf die zarten
Züge der beängstigend schmalen jungen Frau und er hätte
sich auf die Zunge beißen mögen. Er wusste sehr genau,
dass es ihr nicht gut ging. Um genau zu sein, ging es ihr
seit Juli 2001 nicht mehr gut. Seit der dieser Sache...
der Vergewaltigung. Eine schmerzhafte Welle von Wut und
Hass auf den Täter, Lars Kuhlmann, verengte ihm die Brust
und er konnte kaum atmen. Mit einen unguten Gefühl betrachtete
er die leere Flasche, die achtlos auf dem Boden kullerte.
Die wievielte Flasche war das heute? Andererseits konnte
er es ihr verdenken? Und wenigstens war sie ansprechbar.
Das war doch besser als die grässlichen Phasen vor sie
nur vor sich hinstarrte und nichts und niemand sie erreichen
konnte. Und dieser furchtbare leere Ausdruck in Nadines
Augen, als durchlebe sie den Alptraum wieder und wieder.
Und dennoch es konnte nicht so weiter gehen. Er kniete
vor sie, vermied es sie anzufassen, denn sie hasste jede
Art von Berührungen. "Mäuschen" sagte er "so
geht es nicht weiter" Diese sah ihn mit einen fast
bösartigen Ausdruck an "Du willst mir wohl sagen,
dass Leben geht weiter, nicht wahr. Und das alles, alles
wieder gut wird? Sie lachte zynisch. "Da täuschst
du dich aber" sie senkte ihre Stimme "es geht
gar nichts weiter, weißt du wie oft ich von Lars träume...
wie er atmet und seine Hände.. überall auf mir... Noch
nicht mal, wenn ich wach bin hört das auf." Ihre Stimme
wurde ganz schrill am Ende und während Johann noch überlegte,
was er ihr sagen konnte, sagte sie diesen furchtbaren Satz
"Manchmal wünschte ich mir Lars hätte mich getötet,
dann müsste ich das nicht mehr aushalten." Und da
wieder dieser grässliche leere Ausdruck. Johann schüttelte
den Kopf, er wusste, dass jedes weitere Gespräch keinen
Sinn hatte. Ganz still und unbemerkt war seine Frau hinzugetreten.
Mit raschem Blick erfasste sie die Situation. "Johann"
sagte sie seltsam ruhig "meinst du nicht auch, dass
wir reden sollten. In dieser Nacht entschieden sie, dass
sie Nadine nicht helfen konnten. Nadine würde eine Entziehungskur
machen müssen.
Seitdem waren zwei Monate vergangen Nadine wohnte jetzt
in einen Entziehungsheim und kämpfte dort gegen ihre Sucht.
Und Johann hatte einen Kampf ganz anderer Art begonnen.
Er hatte sich zum Ziel gesetzt die Kuhlmanns aus dem Dorf
zu vertreiben. Hatte dessen Anblick Nadine nicht zum Alkohol
erst getrieben? Er dachte an sein letztes Telefonat mit
Nadine, sie hatte sie verzweifelt angehört. Er wusste,
wie lebendig die Vergangenheit für sie noch war. Immer
noch. Und was waren drei jämmerliche Jahre für ein zerstörtes
Leben? Systematisch hatte er begonnen Plakate im ganzen
Dorf zu verteilen. Mit leuchtendroten Buchstaben beschrieben,
prangten sie an jeder Bushaltestelle, Telefonhäuschen,
sogar Kuhlmanns Haus hatte er nicht verschont. "Väter,
passt auf eure Töchter auf." stand dort und der ganz
besondere Clou war das Plakat an Kuhlmanns Laden "Leute,
kauft nicht in diesen Laden ein, hier bedient ein Vergewaltiger."
Und seine Kampagne war erfolgreich, niemand sprach mehr
mit Lars, überall wo er auftauchte, wurde getuschelt, er
konnte sie nirgends mehr blicken lassen. Mit ganz besonderer
Befriedigung dachte er an die Kinder, die ihn mit Eiern
beworfen hatten. Recht geschah ihm. Natürlich war Rosa
auf der Seite ihres Sohnes, Nadine habe sich alles eingebildet,
sie sei eine Lügnerin. Jedes Mal wenn Rosa und Johann aufeinander
trafen, endete die Begegnung in einem großen Geschrei.
Er solle aufhören, ihren Sohn zu quälen, hatte sie das
letzte Mal geschrieen. Und aufhören sollte er, per Telefon
ihn zu bedrohen. Und dabei hatte er erfahren, dass Lars
eine Freundin hatte. Franziska Paul hieß sie. Er könnte
schwören, dass Rosa ihr nichts gesagt hatte, was ihr Sohn
getan hatte. Zornig griff er nach einer Flasche Rotwein
und begann sie zu leeren, das obwohl jeder Alkohol aus
dem Haus eigentlich verbannt wurde nach Nadines Einweisung.
Wie Nadine eben geweint hatte. Nein dieses Mal würde ein
Telefonanruf nicht reichen.
Johann Driesner war noch längst nicht Lars einzige Sorge.
Was seine Mutter nicht wusste, schuldete er Markus Schwallbach
viel Geld und der hatte ihm unmissverständlich klargemacht,
dass er es zurückhaben wollte, denn sonst würde etwas Schreckliches
passieren am 13. Dezember. Das war heute. Und er hatte
das Geld immer noch nicht. Franziska sah ihn an, sie wusste
von den Sorgen und sie wusste noch mehr von Lars. Er war
wegen Vergewaltigung verurteilt worden. Sie wusste nicht,
wie sie damit umgehen sollte. Schließlich war er so ein
lieber Kerl, und sie konnte ihm vertrauen, oder? Oder?
"Was starrst Du mich so an, komm her…"
Mit einem harten Griff zog er sie an sich. Das war ganz
und gar nicht zärtlich. Sie versuchte ihn abzuwehren, doch
er hielt sie fest. "Lars, bitte, ich muss gehen, bitte."
Franziskas Unwohles Gefühl verwandelte sich in blanke Angst.
Aber Lars ließ sie nicht los. Wütend riss er an ihrer Kleidung,
zerrte an ihr und seine Hände waren auf einmal überall.
Wer war das? Franziska wollte nur noch fort, aber er ...
war so stark. Schon hatte er sie auf den Boden geschmissen,
beugte sich über sie und.... Blitzschnell rollte sie sich
weg, rannte mit zitternden Beinen aus der Wohnung, sie
konnte ihn schreien hören. Raus, nur schnell raus. Ihre
Beine gehorchten ihr kaum. Ihre Tränen rannten ihr über
das Gesicht. Wie konnte Lars ihr das antun? Fernab von
allen sah Nadine das Mädchen aus dem Haus rennen. Sie hatte
nur sehen wollen, ob die Gerüchte stimmten und Lars wirklich
eine Freundin hatte. Denn welche Frau konnte so jemanden
lieben? Und jetzt wurde sie Zeugin, dass sich anscheinend
alles wiederholt hatte. Franziska tat ihr vom ganzen Herzen
leid, und sie würde, wenn sie es zuließ, ihr helfen.
Johann sah auch das Mädchen auf sich zu kommen. Das war
doch Franziska, die Freundin von diesem Monster. Entsetzt
sah er wie ihre Kleider aussahen, ihr Gesicht rot und verschwollen
war und für einen Moment lang dachte er, es wäre Nadine
und es wäre wieder Juli 2001. Er lief auf sie zu, und erst
wehrte sie sich wie eine Besessene gegen ihn, weinte hysterisch
und war gar nicht zu beruhigen. Was hatte er dem Mädchen
nur angetan, und wie viel Mädchen würde es nach ihr geben?
Wie viele Väter würden die gleich hilflose Wut fühlen müssen?
Er sprach beruhigend auf Franziska ein, die ihn berichtete,
dass passiert war, was er befürchtet hatte. "Keine
Angst, ich werde mich um ihn kümmern" versprach er
ihr, und dachte ganz fest an Nadine. Sie sah ihn nur groß
an und gab ihm den Schlüssel der Wohnung. Zielsicher und
mit festen Schritten schritt er auf die Wohnung zu und
öffnete die Tür. Da saß er ja... seelenruhig mit einem
Kopfhörer und hörte Musik, einfach so. Er fühlte den Wagenheber
in seiner Hand, griff fest zu... "Du vergewaltigst
nie wieder jemanden" dachte er und schlug zu...
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