" Freitag 04.03.05 "
Der Fall:
Die starke Raucherin Janine soll die Gasmaske ihres
Mannes Tobias so mit Klebstoff präpariert haben, dass sie
ganze Hautfetzen aus dem Gesicht gerissen hat. Wollte sie
dem militanten Nichtraucher alle Demütigungen und Provokationen
heimzahlen?
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Genüsslich zog Janine Schilling an ihrer Zigarette.
Äußerst ärgerlich, dass es die letzte Zigarette in der
Packung war, aber sie war sicher, dass ihr Mann Tobias
ihr welche mitbringen würde. Flüchtig dachte sie an das
letzte Gespräch, in dem er angekündigt hatte, dass er das
Rauchen aufhören wollte. Lächerlich! Das hielt der doch
nicht durch. Immerhin eine ganze Woche hatte er schon nicht
mehr nach einen Glimmstängel gegriffen, wie er die Zigaretten
mittlerweile verächtlich nannte. Wo blieb der denn nur
heute. Etwa wieder joggen? Janine wurde dieser Bewegungsdrang
unheimlich, sie hatte mit Sport nicht viel am Hut. Die
Tür öffnete sich und ihr Mann kam herein und sah sie unbewegt
an. Langsam wurde es Janine lästig "Ist was?"
fragte sie angriffslustig. "Bis auf den Stummel!"
"Bitte?" "Bis auf den Stummel hast Du diesen
Glimmstängel abgenutzt" erklärte Tobias anklagend.
"Das ist meine letzte" "Ja, wer es glaubt"
"Meine letzte Zigarette in der Packung" fauchte
sie, "da wir gerade davon reden, hast Du mir neue
mitgebracht?" Langsam umkreiste Tobias sie, sah sie
von allen Seiten an und legte mit dramatischer Gestik ihr
einen Packen Fotos auf den Schoß. Darauf erkannte sie Organe,
schwer geschädigte Organe dem Aussehen nach. "Das
tust Du Deinen Körper gerade an" erklärte er mit leidensschwerer
Miene und nickte bedächtig. Sie verdrehte die Augen gen
Himmel und zog es vor lieber nicht zu antworten. Das ist
nur eine Phase, dachte sie und zählte langsam bis zehn.
Ruhigbleiben. Und sie blieb ruhig. Als Tobias die Bilder
an jede Wand in der Wohnung hing, blieb sie ruhig. Als
Tobias bei jeder Zigarette, die sie rauchte, demonstrativ
stark hustete blieb sie ruhig. Als Tobias sie nach einen
harten Tag fotografierte, und traurig meinte, ihre Haut
wäre nur so stark gealtert seit ihrem 18. Lebensjahr, blieb
sie ruhig. Als er in einen Cafe auf einen Säugling zeigte,
und aller Welt verkündete, sie und ihresgleichen nehme
diesen Kind die Luft zum atmen blieb sie ruhig. Sie gab
die einzig richtige Antwort, in ihren Augen jedenfalls,
sie zog an ihrer Zigarette und blies ihm den Qualm ins
Gesicht.
Da sie merkte, das die Gespräche sich nur noch um das Thema
rauchen drehten, versuchte sie ihm entgegenzukommen. Sie
versuchte morgens beim Joggen mit ihm Schritt zu halten.
Sie versuchte es wirklich. Als ihr jedoch nach ein paar
hundert Meter die Luft wegblieb, lief er ihr davon mit
den Worten "Du kannst noch nicht mal ein paar Schritte
laufen, außer in einer Einkaufsmeile, dank Deiner Qualmerei"
Sie wollte ja fitter werden, Donnerwetter ja, aber auf
ihre Zigarette verzichten? Nein, das ging wirklich nicht.
Tobias erklärte sie zur kranken Süchtigen und sie ihn zu
einen nervenden Gesundheitsfanatiker.
Wenn es bei dieser Stufe geblieben wäre, Janine hätte sich
damit abgefunden. Aber Tobias ging weiter. Er gründete
einen Verein, einen Anti-Raucherverein, für Menschen, die
unter ihren qualmenden Partner zu leiden hatten. Wenn die
wenigstens still und für sich allein gelitten hätten. Aber
den Gefallen taten sie Janine nicht. Anstatt einen bösen
Augenpaar verfolgten sie nun, sage und schreibe, zwanzig
böse Augenpaare und jeder wusste ein Quäntchen gegen Raucher
beizutragen. Sie jubelten Tobias frenetisch zu, als der
verkündete, er würde bei jeder Zigarette seiner Frau eine
Maske anziehen. Aus Zeichen dafür wie sehr sie die Luft
verpestete.
Besonders Frau Langhaus hing an seinen Lippen und ihre
Augen leuchteten, fanatisch, wie Janine fand. Herr Langhaus
freute dies nicht. Denn er war eher überzeugt, dass seine
Frau eher sich für Tobias interessierte, als seine Anti-Rauch-Theorien
außerdem war er starker Raucher zum Leidwesen seiner Frau.
Als Versicherungsvertreter war er oft unterwegs und verdammt
noch mal, dann hatte er das Recht, es sich zu Hause gemütlich
zu machen MIT einer Zigarette, aber nein, da tauchte sie
auf, keifte, versprühte nach Rosen riechende Lufterfrischer,
und als ihm davon schlecht wurde, verkündete sie, das jawohl,
das käme alles vom Rauchen. Eines Nachts beugte sie sich
über ihn, und als er zu Tode erschrocken hochfuhr, lächelte
sie nur engelhaft und sagte, er solle sich nicht aufregen,
sie habe ihm nur ein Nikotinpflaster aufgeklebt, er würde
es schon schaffen ohne Zigaretten. Beim anschließenden
Gebrüll bewies er, dass er durchaus noch Luft in den Lungen
hatte. Mit diesen Tobias hatte er noch ein Wörtchen zu
reden schwor er sich. Und bestimmt lief da was... es konnte
nicht anders sein.
Tobias machte seine Drohung wahr und bei jeder Zigarette,
zog er sich, egal wo sie waren eine Gasmaske aufs Gesicht.
Ihn interessierte nicht das erschrockene Gebrüll eines
Kleinkindes, nicht das Gelächter und auf verwunderte Fragen
reagierte er stets mit einen Anti-Raucher Vortrag, mit
einen Hinweis auf seine Frau, die jawohl blass war und
außerdem Hautprobleme bekam. Die stark genervte Janine
schrie, sie werde ihm das mit der blöden Maske schon austreiben
und zwar gründlich. Er würde ja noch sehen, was er davon
hätte. Tobias sagte, dass sie reizbar wäre, käme auch vom
Nikotin.
All dies hätte Janine auch ertragen, sie hätte auch diese
Masche mit der Gasmaske ertragen, denn er sah ja aus wie
ein Alien. Und die Leute sollten ruhig reden in der Stadt,
denn sie redeten ja über ihn. Nur als sie eines Tages im
Arbeitszimmer eine Pappschild fand auf dem drei stark vergrößerte
Photos von ihr zu sehen waren, sie mit 18 mit 32 (das unschmeichelhafte
Bild nach dem harten Tag) und wie sie mit 50 aussehen würde,
dank ihrer Qualmerei, das ging zu weit. Sie rauchte erstmal
eine. Sie rauchte noch eine. Und sie rauchte die ganze
Packung, aber sie konnte sich nicht beruhigen. Und dann
hatte sie eine Idee. Dieses Mal Tobias, sagte sie sich,
sorge ich dafür, dass Du und Deine Heißgeliebte Maske für
immer vereint seid und sie wusste auch schon, wie sie vorgehen
würde.
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