» Die 6-Minuten-Story oder Hugo die Hose «

Meistens muss man ja heute überall im Leben warten. Mal dauert es länger, mal geht es schneller. In der Gruppe wartet es sich durchaus leichter, denn da gibt es Gesprächspartner, die einem mehr oder weniger freiwillig die Wartezeit verkürzen. Sei dies nun dadurch, dass sie über ihre heroischen Erfolge bei irgendwelchen Drehs berichten und sich als Nachfolger von Brad Pitt oder George Clooney demnächst in Hollywood wieder finden. Ich wünsche es ihnen von Herzen, denn da bekommen sie dann vielleicht eine gescheiten Stylisten, der ihnen bei der Auswahl ihrer Klamotten, insbesondere von Hemden und Krawatten behilflich sind.

Und wenn sie auch noch beim Text lernen so gut sind, dass sie ihre Rolle dann perfekt verkörpern, so sehe ich selbst kein Problem, auch bei anspruchsvolleren Produktionen wie in Bollywood mitzuwirken. In diesem Fall hilft ja nicht mal eine Mail mit Texten….

Oder nehmen wir „Brangelina“. Nein, nicht die echten, aber eine sehr gelungene Kopie. Sie faseln immer was von „falscher Funkfrequenz“. Nun ja, ich dachte immer, das perfekte Paar funkt auf derselben Wellenlänge. Aber scheinbar ist man auch hier gegen Störfeuer gewappnet und macht alles gemeinsam, so dass eine „Funkverbindung“ zwischen Mann und Frau auch nicht nötig ist. Jaja, Menschen, die alleine durchs Leben gehen, haben es schon schwerer. Aber Spaß beiseite: Meine Blase drückt und irgendwas will ganz schnell raus. Wahrscheinlich der Kaffee. Oh weia. Und dann der Blick auf die Uhr: Von den angekündigten 6 Minuten sind schon mindestens 20 Minuten vorbei…. Wow, wie die Zeit vergeht, wenn man Unterhaltung hat. Das löst das Toiletten-Problem aber nicht. Da naht die Rettung: Hugo Hose kommt! Was sagt er diesmal? Es dauert wohl noch etwas. Ja geht das denn nicht präziser? Scheinbar nicht, denn Hugo Hose verschwindet ebenso schnell wie er gekommen ist. Hallo….ich muss mal….und zwar dringend! Aber das muss ich mir verkneifen, denn der gut aussehende Gunther Geht-Garnicht sagt, dass es gleich vorbei ist mit der Wartezeit. Also einmal schnell die Augen zusammen gekniffen, gelbe Tränchen vergossen und der Druck in der Blase weicht. Die Liebe bei „Brangelina“ leider nicht. Denn später wird sich zeigen, das die beiden scheinbar ohne einander nicht können. Sie wollen immer zusammen sein, nebeneinander sitzen und auch sonst wird der Rat des Partners gerne angenommen. Eine Kostprobe gefällig? Gerne! Angelina ist langweilig und nachdem sie sich bei ihrem Brad schon bezüglich der schauspielerischen Leistung der Darsteller ausgeheulte hat, muss sie nachsehen, was sonst noch so in der Welt passiert. Denn man ist ja wichtig und hat ein Handy. Leider sieht Angelina nicht mehr ganz so gut, aber dafür hat sie eine Lesebrille. Diese wird flugs auf der Nase platziert, das Handy wird in Augenschein genommen und siehe da….eine SMS ist gekommen. Diese gelesen und dann…die Nächste SMS kommt…MIT TON! Was nun? Ja, man merkt Angelina an, dass sie überfordert ist, aber wozu ist Brad an ihrer Seite? Der hilft ihr, dass sie ihr Handy und ihre Lesebrille wieder unfallfrei im Handtäschchen verstauen kann. Und als er ihr dann noch das Täschchen wieder diskret zu ihren Füßen platziert, ist es um mich geschehen. Ich wundere mich über die Unfähigkeit mancher Frauen, die „Hilfsbereitschaft“ mancher Kavaliere und hoffe, dass ich selber nicht so werde, wenn ich mal älter bin.

Aber draußen scheint die Sonne und unsereins kann und darf vor die Türe flüchten. Also wird das Näschen in die Sonne gereckt und man kann sich endlich mit Leuten unterhalten, mit denen man sich wirklich unterhalten will. Man erfährt dabei Dinge, die einen wirklich interessieren und kann das Gespräch auch noch vertiefen, weil man wieder zu „6 Minuten“ Warterei verdammt ist. Einige kennen das Spielchen scheinbar schon, denn sie laufen weg. Entweder, um sich etwas zum Trinken zu holen oder um selbiges wieder loszuwerden. Und mir stellt sich wieder die Frage, wie lange diese 6 Minuten denn diesmal wieder dauern werden.

Nach 36 weiteren Minuten hat Gunther Geht-Garnicht endlich ein Einsehen und lässt uns „offiziell“ unseren Bedürfnissen nachgeben. Halleluja!!!! Derweil schleicht Hugo Hose wieder um uns herum und meint, dass es nun aber wirklich nicht mehr lange dauern kann. Allerhöchstens noch 6 Minuten. Nachdem ich ja alles immer ganz genau wissen will, schaue ich diesmal auf die Uhr. Die Hose von Hugo scheint auch immer weiter gen Erde zu rutschen. Das liegt aber wahrscheinlich an dem Stress, den er hat. Oder ist es die Erdanziehungskraft und die Hose folgt nur den Gesetzen der Schwerkraft? Ich weiß es nicht und ich will es auch nicht wissen. Vielleicht weiß aber Hugo auch nicht, was 6 Minuten sind und deshalb ist auch die Dauer der ominösen „6 Minuten“ so variabel.

Werden wir das je erfahren? Können wir dieses Geheimnis lüften? Nun ja, dann machen wir uns frisch ans Werk auch wenn es mit der „Frische“ nicht allzu weit her ist. Aber ich bin in angenehmer Gesellschaft und zusammen sind wir stark! Wir schaffen das. Und endlich können wir auch durch den Selbstversuch herausfinden, wie lange „& Minuten“ wirklich dauern. Denn nach genau 38 weiteren Minuten öffnet sich die Tür zum bislang verborgen gehaltenen Heiligtum und wir dürfen eintreten.

© Barockengelchen