Nun wurde es "ernst". Gegen Abend
im Hotel in München angekommen, habe ich mich dort erst
einmal umgesehen.
Am darauffolgenden Tag war dann "mein großer Tag".
Mit der S-Bahn nach Unterföhring, dort beim Pförtner der
SZM-Studios angemeldet. Hier finden die Aufzeichnungen
statt. Man wird zunächst in eine große Empfangshalle geführt.
Anschließend muss man sein schriftliches Einverständnis
dafür geben, dass man mit der Ausstrahlung der Aufzeichnungen
einverstanden ist.
In der Empfangshalle werden die Zuschauer der Sendung auch
betreut. Es werden Getränke sowie ein Imbiss zur Verfügung
gestellt und etwaige Fragen beantwortet.
Kurz vor Beginn der Aufzeichnungen kommt der Regisseur.
Er sieht sich die Zuschauer an, um aus diesen die Schöffen
auszuwählen.
Nun ging es endlich los. Wir wurden allesamt zum Studio,
also dem eigentlichen "Gerichtssaal", gebracht.
Dieser wirkt im Fernsehen viel größer als er in Wirklichkeit
ist.
Ich hoffe, ich darf so viel verraten: Der Gerichtssaal
ist "renoviert" worden. In den neuen Folgen,
die nach der Sommerpause ausgestrahlt werden, ist zu sehen,
wie es dann aussieht. Mehr wird nicht verraten.
Die Abfolge der Aufzeichnungen war so, dass zunächst der
erste Schwurgerichtfall verhandelt wurde. Die Aufzeichnung
selbst dauerte insgesamt ca. zwei Stunden
Vor Beginn der Aufzeichnung wurde uns Zuschauer der Ablauf
erklärt. Es hieß zunächst so ungefähr "Kaugummis raus,
Handy aus". Die Redakteurin des Falles erklärte uns
kurz den Inhalt und bat uns, bei der Aufzeichnung ein wenig
Reaktion zu zeigen.
Mit den Darstellern, den Anwälten und dem Staatsanwalt
wurde nochmals der Ablauf der Aufzeichnung geprobt.
Dann "hatte uns die Regie im Bild". Die Zuschauer,
die jeweils auf den ersten beiden Außenplätzen saßen, mussten
aufstehen uns sich in die Mitte stellen. Es war die Stimme
der Regisseurs zu hören: "Achtung, Aufzeichnung läuft".
Hier standen wir ungefähr 30 Sekunden. Dann flüsterte der
Regieassistent "hinsetzen". Das "Schwurgericht
unter Vorsitz von Richter Alexander Hold" betrat den
Saal, wir Zuschauer standen auf ... und das Gericht musste
gleich wieder rausgehen. Irgend etwas gefiel dem Regisseur
nicht. Also alles nochmals von vorne. Der weitere Verlauf
der Aufzeichnung verlief dann ohne große Zwischenfälle.
Am 21. Mai wurden insgesamt drei Fälle aufgezeichnet; nämlich
zwei Schwurgerichtsverhandlungen, die bei der Ausstrahlung
eine ganze Stunde dauern, sowie eine Jugendgerichtsverhandlung.
Der Inhalt der Verhandlungen wird ebenfalls nicht verraten.
Die Verteidiger bei der ersten Schwurgerichtsverhandlung
waren Christian Vorländer und Mandana Mauss. Als Staatsanwalt
fungierte Sewarion Kirkitadse, der im übrigen neben Mandana
Mauss bei allen Aufzeichnungen dabei war; und natürlich
die Hauptperson: Alexander Hold. Nicht zu vergessen selbstverständlich
zwei weitere wichtige Personen, nämlich Frank Seelhoff
und die Gerichtsschreiberin. Ihr Name ist mir leider nicht
bekannt.
Nach einer Pause "tagte das Jugendgericht". Sewarion
Kirkitadse wollte keine Zuschauer dabei haben, da bei echten
Jugendgerichtserhandlungen auch keine Zuschauer anwesend
sein dürfen. Der Regisseur erwiderte jedoch, dass diese
Verhandlung fürs Fernsehen ist. Ich glaube aber nicht,
dass der Einwand vom Staatsanwalt gegen uns Zuschauer gerichtet
war. Meine Vermutung ist, dass Sewarion Kirkitadse einfach
nur eine möglichst realistische Jugendgerichtsverhandlung
zeigen wollte. Die Aufzeichnung erfolgte dann
jedenfalls mit Zuschauer und dauerte nicht ganz so lange.
Bevor der für diesen Tag letzte Fall aufgezeichnet wurde,
fand eine große Pause statt. Diese Pause habe ich genutzt,
um mich auf dem Gelände ein wenig umzusehen. Die Zuschauer
und Darsteller einschließlich der Juristen werden getrennt
betreut. Es gibt Aufenthaltsräume für die Darsteller und
die Juristen. Außerdem gibt es eine "Reservatenkammer".
In diesem Raum hingen Kleidung und Ähnliches. In einem
weiteren Raum werden die Darsteller frisiert und geschminkt.
Auf dem Flur hängen Plakate von den Juristen. Auch ein
Plakat von Herbert Posner hängt an der Wand. Herbert gerät
also nicht in Vergessenheit.
Die Aufzeichnung des letzten Falls war wieder eine Schwurgerichtsverhandlung.
Auch diese Aufzeichnung verlief ohne große Zwischenfälle
und Unterbrechungen. Sewarion Kirkitadse hat sein Plädoyer
ein paar mal neu anfangen müssen. Beim Betreten des Saals
durch den Richter, samt Beisitzern und Schöffen, hat sich
eine Zuschauerin zu früh hingesetzt. Sie bemerkte ihren
Fehler aber sofort. Bevor die Regie etwas sagten konnte,
verließ Alexander Hold mit einem kleinen Grinsen den Saal
um gleich wieder zur Urteilsverkündung hereinzukommen.
Es wurden anschließend noch ein paar kleine Szenen nachgedreht.
Am Schluss sagte der Regisseur "Danke, Feierabend".
Ich glaube, alle waren froh, als gegen 20:00 Uhr die letzte
Aufzeichnung beendet war.
Sowohl den Juristen wie auch den Darstellern macht die
Arbeit im Studio - denke ich - großen Spaß. Dies entschädigt
sie sicher für die anstrengende Arbeit, denn wenn wir Zuschauer
eintreffen, haben die Darsteller und die beteiligten Juristen
schon einige Arbeit hinter sich. Ein Zwölf-Stunden-Tag
ist für sie sicher keine Seltenheit.
Auch mir hat dieser Tag großen Spaß gemacht.
Es war mein erster Besuch überhaupt in München und ganz
sicher nicht mein letzter!
Gabriele Z. |